Das Thema ist doch interessant. Ich verstehe jetzt nicht, warum Turtle Hermit unbedingt Faulheit vorgeworfen werden muss, schließlich haben die Koreaner, bei deren Sprache exakt die selben Argumente für Kanji sprechen, diese Schrift schon vor ca. 500 Jahren abgeschafft und auch Vietnam ist diesen Schritt gegangen. Selbst in Japan gab es in der Meiji-Zeit eine Bewegung zur Abschaffung der Kanji, zudem zeigt die Vereinfachung vieler Zeichen 1946, dass auch in Japan in gewisser "Leidensdruck" besteht bzw. bestanden hat.
Ich persönlich mag es nicht, Japanisch in Rômaji zu lesen aber ich denke auch, dass das einfach Gewohnheitssache ist. Zudem liegt es auf der Hand, dass das Alphabet wesentlich einfacher zu lernen ist, homophone Wörter kann man dabei fast immer mittels des Kontexts identifizieren (siehe Koreanisch). Außerdem könnte man mit einiger Berechtigung kritisieren, dass Kanji eine erhebliche Hürde für sog. "bildungsferne Schichten" sind, um am kulturellen Leben aktiv teilzunehmen.
Auch was die Ästhetik betrifft, ist das einfach Ansichtssache. Ich mag Kanji und die japanische Schrift allgemein, hab aber schon von jemandem, der mir beim Lesen eines japanischen Texts über die Schulter geguckt hat, gehört, dass das Misch-Masch von Hiragana, Katakana und Kanji "hässlich" und Chinesisch "schöner" sei. (Keine Sorge, das war kein Chinese.)
Für Kanji sprechen selbstverständlich auch viele Gründe, wie beispielsweise, dass man öfters die Bedeutung von Wörtern, die man noch nicht gelernt hat, anhand der verwendeten Kanji erraten kann.
Ich bin persönlich auch gegen die Abschaffung von Kanji*, aber: Fällt es wirklich so schwer, mal etwas über den Tellerrand "hinauszudenken"?
*(Jetzt, wo ich sie kann, ist es mir schließlich egal, dass es mal schwer war, sie zu lernen.
)