(25.02.15 22:53)Yano schrieb: (25.02.15 20:22)Hellstorm schrieb: Das finde ich in Japan sowieso oft merkwürdig. Wie viele Hunde sind denn da bei Wind und Wetter nur draußen, weil sie drinnen alles dreckig machen
Aufm Land sind das meist Wachhunde; wenn du bissi herumgehst, wirst du an jedem fünften Anwesen verbellt. Boschemoi, man könnte doch auch einfach die Haustür zusperren, wenn man schon so mißtrauisch ist und so viel Wertsachen rumliegen hat.
Es ist noch nicht so lange her, dass auch in Deutschland galt (widergespiegelt z. B. im plattdeutschen Sprichwort), dass die Katze in die Scheune gehört (um die Mäuse als Vorratsschädlinge zu fangen) und der Hund vor das Haus (um den Hof zu bewachen und durch Verbellen Alarm zu schlagen). Dass allerdings dazu das Sprichwort ermahnen musste, zeigt wohl schon, dass auch damals die Katze gerne streunerte (was sie nicht sollte) und der Hund sich am liebsten durch die Diele zum Ofen gestohlen hätte (wo er in Gesellschaft der geliebten Zweibeiner gewesen wäre, statt einsam im Hof zu sitzen).
Auch bei den Turkvölkern findet sich eine phrasierte Entsprechung für das Hundehausverbot in der Bezeichnung des Filzvorhangs der Schaffwollfilzjurten (der den reichlich teppichbelegten Zeltinnenraum vom Zeltvorraum abtrennt), wie etwa bei den Kasachen als "isch kir mas". Wörtlich heisst das "der Hund darf nicht herein". Das kann selbst jeder des Türkischen noch mächtige Deutschtürke leicht als "it gir mez" ins Türkische übersetzen (wobei "it" heute wohl als abfälliger oder "köteriger" als das eher neutrale "köpek" aufzufassen ist). Und so geht es selbst Umzugshelfern mit einem überschweren Sofa noch heute in Deutschland zuweilen so, dass sie trotz der Last erst einmal die Schuhe auszuziehen haben, bevor sie das rückenberstende Möbelstück in der Wohnung absetzen dürfen, wenn sie nicht bei der türkischstämmigen Dame des Hauses den Rang eines "köpek" einnehmen wollen. Die menschliche Behausung wird bei dem das Nomadenleben noch zumindest unbewusst verinnerlichenden Turkvölkern als textil ausgekleidetes Zelt aufgefasst, das vor dem Straßenkot geschützt zu werden hat. Man isst und trinkt gerne im Sitzen auf Metalltellern auf dem Teppich und mag weder Schuhe noch dreckige Hundepfoten in der Nähe haben. Höchstens dampfende Socken. Vielleicht empfinden die gerne am Boden sitzenden Japaner ja in ähnlicher Weise wie die Turkvölker die Lehren ihrer alten Kultur nach, wenn sie den Hund so stiefmütterlich behandeln.
In Großstädten auf dem Balkan kann man zuweilen beobachten, wie die Straßenhunde von lachenden Cafegästen mit leeren Flaschen beworfen werden und getroffen mit eingezogenem Schwanz davonhumpeln. Besucht man dagegen anatolische Nomaden im Taurus, wird man den wohl ursprünglicheren Zustand beobachten können, nämlich, dass schon das Bücken und angedeutete Greifen nach den Steinen am Boden die als Wolfstöter apostrophierten Kangal-Hirtenhunde auf Abstand hält, denen in der Tat anders kaum beizukommen ist.
Kurzum: eigentlich nehmen vielleicht eher die westlichen Industrieländer eine zunehmend neue und auf die Haushaltsgesellschaft reduzierte Beziehung zum Hund ein, deren Symptome (zu manchen Uhrzeiten ein Drittel der TV-Werbespots für Dosenfleischnahrung für Haustiere, womöglich mit Petersiele geschmückt kredenzt) andere Kulturen in Erstaunen setzen kann. Zumal, wenn mal wieder ein Urlauber einen zugelaufenenen Hund aus dem Mittelmehrraum durch Zoll und Grenze mit nach Deutschland nimmt.
Und wenn man bedenkt, wie beengt die Verhältnisse oft sind und dass die Japaner ja selbst nicht allzu zimperlich sein sollen, was das Wetter und "Zimmerwitterung" betrifft, kann ich die beschriebene Einstellung zu den Hunden bei Wind und Wetter schon etwas nachvollziehen.