Beitrag #2
RE: Suche: japanische Einrichtung
Du schilderst nicht die jetzige Wohnsituation. Am einfachsten wäre es, Du planst gerade einen Neubau mit Washitsu
Das Washitsu sollte so geschnitten sein, daß Tatami gut hineinpassen. Die Tatami haben an geeigneter Stelle Zwischenräume, in welche Schienen aus Hartholz eingelegt werden für die Türen des Raumes selber und für die der großen Schränke Oshiire. Eingang und Schranktüren sind leichte Schiebetüren. Die Schranktüren werden mit einer Tapete beklebt, wobei sich für den Puristen die Frage nach dem Rappport stellt.Die Eingangstüre wird manchmal auch als Holzgitter ausgeführt, das leicht transparent tapeziert wird - das geht leicht kaputt und ist eine diffizile Angelegenheit, oft nimmt man auch ganz dünne Milchglasscheiben.
Die einzelnen Oshiire haben nur einen Regalboden, auf halber Höhe.
Die Tatami gibt es regional in ein wenig unterschiedlichen Maßen, sie gehören je nach Beanspruchung, Belichtung usw. alle paar Jahre erneuert. Die Futon zum Schlafen (es gibt Unterfutons und Oberfutons, kommen tagsüber einmal gefaltet ins Oshiire, dafür muß sie genügend Platz bieten. Fast fertig. Einen niedrigen Tisch, d.i. ein Tischgestell mit einer abnehmbaren Platte, die möglichst formschlüssig zu der fest montierten Unterplatte paßt, brauchst Du noch, um den viele Zabutons, drapiert werden. Die Unterplatte hat an ihrer Unterseite einen geeigneten, elektrischen Heizstrahler, und zwischen beide Platten kommt bei Kälte ein weiteres Futon oder Decke, deren Rand allseitig eine Handbreit auf dem Fußboden liegt. Manche Leute stellen auch das ganze, es heißt Kotatsu, auf einen Heiztepich, der allseitig einen halben Meter über die Tischkante hinausragt.
Ein schönes Washitsu hat vielleicht noch ein Tokonoma, also eine Nische, ein Alkoven mit einem Boden aus lackierten, zumeist dunkel, Holzplanken, ein halber Quadratmeter Fläche ist schon sehr reichlich, und da steht dann eine Blumenvase. Am Inneneck zur Zimmerdecke spannt sich eine Säule aus Holz, Hashira 柱, kunstvoll ausgesuchtes, meist knorriges und vom Spezialisten bearbeitetes Holz, dafür kannst du viele Dutzend Man ausgeben.
Alles in allem ist das eine nichttriviale Aufgabenstellung; eine Zusammenarbeit zwischen deutschen und japanischen Handwerkern, die möglichst je wissen, was der andere macht. Ich habe in D noch nie so etwas gesehen.
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