Irgendwie scheint ihr beide etwas aneinander vorbeizureden. Emiko hat wohl mehr Ahnung vom japanischen Schulsystem, dafür nicht mehr (10 Jahre sind schon ne lange Zeit) vom deutschen, von dem Bitfresser wiederum mehr weiß.
Zitat: Die meisten koennen ableiten, Baumdiagramme zeichnen oder das Vektorprodukt ausrechnen. Aber wenn es darum geht eine quadratische Ergänzung durchzufuehren, einen Dreisatz anzusetzen oder mit Bruechen zu rechnen, dann sieht es mau aus.
Da muss ich dir zustimmen. Ich bin ehrlich gesagt verdammt froh, dass ich soviele Nachhilfestunden
gebe, denn dadurch wiederhole ich den Stoff der letzten Jahre immer wieder. An Bruch-, Prozentual- oder Dreisatzrechnen würde ich aber auch so mit Sicherheit nicht scheitern, meine Nachhilfeschüler allerdings schon.
Was ich bei uns im Land recht schlimm finde ist folgendes (nur damit Luxemburg auch mal in die Diskussion einfließt) Außerdem rede ich hier nur vom "Lycée classique". (Erklärung: es gibt 3 Arten von Hochschulen, oder wie auch immer ihr es nennen wollt, hier: den "Lycée classique", den "Lycée technique" und den "modulaire". Der Lycée classique ist theoretischer, ausgelegt auf Dinge wie Sprache, Mathematik, Chemie, Physik, Ökonomie, Kunst usw, der Lycée technique eher praktisch, für z.B Informatik, Elektronik etc (allerdings auch Ökonomie, soweit ich weiß), der modulaire ist für die, die aus irgendwelchen Gründen schulische Probleme haben, ich kann mit Berechtigung behaupten, dass das Niveau dort deutlich unter dem der beiden Lycées liegt. Der Lycée classique ist (zu unrecht, wie ich finde) allgemein besser angesehen als der Lycée technique, weil wir dort eben höhere Gedankenspielereien machen in den Wissenschaften (dafür sind wir aber unfähig, nen etwas komplexeren Schaltkreis zu bauen)):
Wir haben eine Bewertung auf 60 Punkte, unter 30 ist ungenügend. Nun war es bisher so, dass man, wenn man in einem bis zwei Fächern eine Note zwischen 27 und 30 hatte, dafür aber einen Jahresdurchschnitt von 35, dann konnte man diese Note(n) "kompensieren" und das Jahr somit auch ohne Nachexamen schaffen.
Nun haben die Verantwortlichen das geändert. Wenn man nun einen Durchschnitt von 37 hat, kann man 2 beliebige Noten kompensieren (soweit ich weiß, die Zahlen müsste ich nochmal nachschlagen)... Das heißt, selbst einer mit 10 von 60 in Mathe kann sein Jahr schaffen und sich so durch das gesamte Gymnasium mogeln.
Man mag nun argumentieren, dies sei doch gut so, weil man auf diese Art und Weise nicht wegen einer Schwäche in einem Fach sein Gymnasium nicht schafft. Schön und gut, ich sehe das jedoch unter einem andern Aspekt: Jemand, der sein Abitur im Lycée classique macht, der
muss zumindest einen gewissen Grad in Fächern wie Mathematik, Chemie, Französisch etc erreicht haben. Es ist das, was das Niveau des Lycée classique ausmacht. Wenn ich mein Abitur im lycée classique machen kann, ohne fähig zu seine, eine einfache Gleichung zu lösen oder einen halbwegs azeptablen französischen Satz zu bilden, dann läuft meiner Meinung nach was schief. Man kann ja später Sektionen wählen (A=Sprache, B=Mathe, Physik, Chemie, Informatik, C=Biologie, Mathe, Physik, Chemie, D=Ökonomie, Mathe, E=Kunst, F=Musik, G=Geschichte und Ökonomie. Man hat selbstverstädnlich auf allen Sektionen noch Sprachunterricht, und auf allen außer A noch Mathe z.B nur halt in eingeschränkterem Maße), und somit seine Schwächen dann ausgleichen. Aber wenigstens in den unteren Klassen (also vor der 11. Klasse) muss man alles schaffen können.
Noch schlimmer als das finde ich, dass man nun das Nachexamen abschaffen möchte, es soll durch eine Ferienarbeit ersetzt werden. Selbstverstädnlich lasse ich mir in dem Fall nicht von meinem großen Bruder oder meinem Onkel helfen *Ironie*.
Also, was bringt das ganze? Nun, meiner Meinung nach nichts weiter als ein gehöriges Absacken des Niveaus im Lycée classique!
So, das nur mal als Kommentar zu Luxemburg, das ja auch nicht so gut bei Pisa abgeschnitten hat.
Zum Pisatest selbst: ich habe vor 2 Jahren daran teilnehmen dürfen/müssen. Ich finde den Test Quatsch. Manche Fragen waren einfach nur saublöd (In einem Text standen die Resultate einer Studie über die Auswirkungen verschiedener Rauschmittel und Medikamente auf Spinnen. Unter anderm wurde da erwähnt, dass die Spinnen, die ein Schlafmittel bekommen haben, kein Netz gesponnen haben. Neben dem Text hatte man ein Netz gezeichnet mit der Frage: "Kann dieses Netz von der Spinne, die das Schlafmittel bekommen hat, stammen?" *Kein Kommentar*), andere wiederum betrafen Wissensgebiete, die wir überhaupt nicht durchgenommen hatten, dafür wurden dann andere Gebiete, über die wir viel wussten, überhaupt nicht abgefragt. Ich frage mich, wer sich da das Recht herausnimmt, zu beurteilen, welche Wissensgebiete wichtig sind und welche nicht.
Das schönste war dann der anschließende Fragebogen zu uns selbst. "Wieviele Waschmaschinen hat ihre Familie", "Haben sie ein Fernsehgerät zuhause?" usw. Was zum Teufel soll das bitte mit dem Schulsystem zu tun haben, oder habe ich bloß nicht mitbekommen, dass der Pisatest auch die Wohnbegebenheiten testen soll? Wenn ja, dann war dieser Fragebogen auch nur mangelhaft.
Wir, damit meine ich jetzt mich und meinen Freundeskreis, haben uns jedenfalls nach dem test grèndlich aufgeregt. Wir hatten uns gefreut, dass unser Wissensstand international getestet wird und fühlten uns dann nur veralbert.
Und schlussendlich hat noch etwas den Test sehr schlecht ausfallen lassen: Im Gegensatz zu andern Ländern wurden wir nicht im geringsten auf den Test vorbereite, und, vor allem, wurde uns gesagt, dass der Test eh nicht zählt. Deswegen haben eine ganze Reihe von Leuten sich bloß hingesetzt und schöne Blümchen auf den Test gemalt und haben abgegeben, sobald es erlaubt war, um nach Hause zu gehen.
Inwieweit der Test also wirklich das Schulsystem beurteilen soll kann nun jeder selbst entscheiden. Für mich zählt er rein gar nichts.
Jetzt kommt bestimmt jemand um mir zu sagen, ich habe keine Ahnung vom Test und habe Sinn und Zweck von Pisa nicht begriffen usw. Dem gleich vorweg: das mag sein. Aber dann haben alle, mit denen ich über den Test gesprochen habe, den Sinn falsch verstanden. Ich wünsche in dem Fall Aufklärung.