Nun befinde ich mich ja fast doch schon in einer Diskussion, aber ich möchte wirklich nur darauf verweisen, die Bücher doch anhand des Anspruchs zu beurteilen, den sie erheben.
Niemandem, aber auch gar niemandem, wird das Recht zur Kritik abgesprochen. Wer wollte und könnte sich das anmaßen? Ich jedenfalls werde nicht müde, Kritik jeder Art einzuladen.
Es ist halt nur einfacher, auf kritische Stellungnahmen einzugehen, wenn sie auch anhand des Inhalts der Bücher erfolgen. Die Bände umfassen zusammen fast 1.000 Seiten, und es wäre sehr mühsam, hier ständig die entsprechenden Textpassagen zu zitieren. Die Einleitung zu beiden Büchern kann man in den Leseproben schon einmal kostenlos und unverbindlich lesen:
http://www.kanji-lernen.de
Mein Eindruck ist, daß in diesem Forum in Einzelfällen die Bücher kritisiert werden, ohne daß man sich mit ihnen inhaltlich auseinandergesetzt hätte. Das wäre dann für Leser dieses Forums nicht sehr aufschlußreich (sowie ja eigentlich generell sinnlos).
Der Klappentext wirkt in der Tat anspruchsvoll - aber das Versprechen ist einlösbar. Wer in Band 1 auf jedes Kanji bis zu 15 Minuten verwendet (was für die einfacheren Zeichen bereits ein wenig viel ist) und einen 8-Stunden-Tag einhält, wäre tatsächlich pünktlich nach zwei Monaten mit dem ersten Band fertig. Dann kann man mit Band 2 beginnen, was - abhängig von sprachlichen Vorkenntnissen und anderen Neigungen - auch nicht viel länger dauern sollte.
Inwiefern das Lernen dabei in "Leiden" umschlägt, muß natürlich jede und jeder für sich entscheiden. Nach allem, was ich weiß, macht es den meisten sogar Spaß. Möglich ist es jedenfalls, und viele weltweit haben es (auf Englisch, Französisch, Spanisch und nunmehr auch Deutsch) bereits geschafft. Die zeitliche Untergrenze, von der ich bislang erfahren habe, sind 30 Tage für Band 1, aber das ist vielleicht in der Tat nicht jedem gegeben.
Wer eine Lerngruppe bildet und sich mit anderen Lernenden Vorschläge für einprägsame Erzählungen zu den Kanji macht, braucht vielleicht ein wenig länger (dann muß man ja zwischendurch auch noch Kaffee trinken), hat aber unter Umständen noch mehr Spaß dabei. Das ist sehr lerntypabhängig.
(EDIT: In Anbetracht des Umstandes, daß die Liste der 1.945 Jouyou-Kanji von der japanischen Regierung abschließend festgelegt ist, erachte ich den Anspruch, "die Kanji" zu vermitteln, übrigens nicht als verfehlt. Davon abgesehen enthält Band 1 zusätzlich zu den Jouyou-Kanji über 90 Kanji außerhalb der Liste und gibt zum anderen Hinweise, wie man weitere, völlig unbekannte Kanji erlernt, wenn man ihnen begegnet.)
Einen "Zaubertrank" zum Kanjilernen gibt es nicht. Auch in die Heisig'sche Methode muß man sich einarbeiten, was meiner Meinung nach allerdings nicht sonderlich schwierig ist. Eine bessere ist mir nicht bekannt. Aber auch im rohen Auswendiglernen mag ein hoher, vielleicht gar asketischer Wert liegen. Wer jedoch zusätzlich, oder gar hauptsächlich, anderen Tätigkeit im Leben nachzugehen hat, ist eventuell sogar auf die Hilfe einer erleichternden Methode angewiesen.
Wichtig ist jedenfalls, den Arbeitsanweisungen in den Büchern auch gut zu folgen. Die Bücher enthalten meines Dafürhaltens nach alle zum erfolgreichen Arbeiten nötigen Informationen (in Band 1 z.B. insbesondere die Seiten 129-132). Läßt man diese Anweisungen außer acht, ergeht es manchen natürlich wie bei einem Regal einer Möbelkette, das sie ohne Schraubanleitung zusammenzubasteln versuchen. Am Mißerfolg ist dann aber doch nicht das Regal schuld.
À propos, kaum schreibe ich in diesem Zusammenhang "Regal", geht mir persönlich durch den Kopf, daß es ja ein guter "hölzerner Gefährte", also ein 棚 ist. Vielleicht funktioniert das System ja sogar zu gut...
Aber genug gescherzt: Bitte kritisieren Sie nach Herzenslust. Dabei läßt sich meiner Meinung nach auf sachorientierte Kritik immer am einfachsten antworten.
Ich bin kein Psychologe (sondern Jurist), und vielleicht gibt es tatsächlich Lerntypen, die eine andere Methode benötigen. Andererseits erhalte ich positive Rückmeldungen von Menschen aus so unterschiedlichen Bereichen des Lebens, daß ich daran fast nicht mehr glauben mag.
Ich wünsche Ihnen allen weiterhin viel Spaß und Erfolg, egal welcher Methode Sie sich verschrieben haben oder zu verschreiben gedenken. Denn am Ende zählt ja der Erfolg und die Freude daran. Damit verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Robert Rauther