Sorry, dann habe ich dich falsch verstanden, wobei man die Zeit für das Ausdenken der Geschichten meiner Meinung nach nicht einfach unterschlagen kann
Doch, die Schritte sollte man
immer so einhalten! Nicht beim Durchgehen im SRS, das ist ein anderes Thema, sondern beim Bearbeiten eines
neuen Rahmens. Ansonsten kommt es wieder zu dem Problem, welches viele beschreiben: Sie können keine passenden Bilder entwickeln, kommen mit den Elementen durcheinander oder erinnern sich später einfach an gar nichts mehr. Diese Schritte sollte man schon durchgegangen sein und deren Ergebnis verinnerlicht haben
bevor man sich daran macht, die Kanji im SRS durchzugehen.
Übrigens: Ich würde die Geschichten nicht mit in das Deck aufnehmen, denn es kommt
nicht auf die Geschichten an, da sie sind nur Mittel zum Zweck sind. Es sind die
Bilder und Emotionen, die man in sich erzeugen soll, die das "Geheimnis" dieser Methode darstellen und an denen viele scheitern. Das ist genau der Punkt: Wenn ich mir zu jedem Schlüsselwort bzw. jedem Kanji immer wieder eine Geschichte erzählen müsste, würde das zu viel Zeit in Anspruch nehmen und mich eher behindern. Außerdem verleiten die Geschichten im Anki-Deck dazu, sich diese immer wieder vor Augen zu führen. Ein kurzer Hint in Form der auftretenden Primitive sollte eigentlich genügen, um den Gehirnwindungen auf die Sprünge zu helfen. Im Übrigen: Wenn einem zu dem Schlüsselwort nichts einfällt (weder Kanji, noch Bild, Geschichte oder Primitive), dann hat man etwas falsch gemacht und sollte wieder das Buch in die Hand nehmen... (
siehe Heisig/Rauther, Die Kanji lernen und behalten, Seite 122, Lektion 11ff)
Wie oben angedeutet, würde ich eher vorschlagen, die einzelnen Primitive des jeweiligen Kanjis als Hint (
Hint peeking oder
two step answer plugin) mit aufzunehmen, entweder nur die jeweiligen Schlüsselwörter (um die Geschichte zu memorieren, falls das Bild nicht stark genug ist) oder die Primitive selbst (Pangolins
Heisig-Primitives-Font im Forum auf kanji.koohii.com). Außerdem würde ich das Anki-Deck unbedingt selbst erstellen, denn dabei lernt man meiner Meinung nach auch, der Aufwand hält sich bei 1 Kanji und 1 Schlüsselwort + von mir aus ein paar Primitiven doch sehr in Grenzen, das Deck entspricht zu 100% den eigenen Vorstellungen und lässt sich auch schon für weitere Zwecke vorbereiten (Einfügen von Lesungen z. B.). Die Erzählungen selbst würde ich gesondert notieren, damit sie nicht verloren gehen und man sie bei Bedarf doch mal nachschlagen kann.
Noch ein Wort zum Lernzeitraum: Mich erinnert die Methode etwas an die Beschreibungen von
Daniel Tammet, der Zahlen innerlich als Formen sieht, mit diesen sogar teils starke, unterschiedliche Emotionen verbindet und sie daher gut von einander unterscheiden kann - also eigentlich eine sehr mächtige Erinnerungsmethode. Trotzdem käme niemand auf die Idee, dass diese Fähigkeit in dieser Ausprägung jeder erwerben kann. Dass Heisig das in 4-Wochen geschafft haben will (
wohlgemerkt: ohne 'Heisig'-Bücher , nebenbei entwickelte er seine eigene Methode, analysierte Kanji, ersann neue wie alte Primitive, erfand für sämtliche Schriftzeichen Geschichten mit Hinweisen aus vielen Wissensbereichen und schrieb sie auf, brachte alles in eine sinnvolle Reihenfolge, veröffentlichte die Methode als Buch, in welchem er allerdings nur die ersten Geschichten verwendete...), glaube ich ihm sogar, aber ich bezweifle stark, dass es viele gibt, die diese Leistung wiederholen können und ich würde es auch nicht versuchen, warum auch? Vermutlich ist er einfach ein sehr begabter Mensch. Wenn man also, selbst wenn man sich Vollzeit mit der Methode beschäftigt, länger als 4 Wochen benötigt, vielleicht sogar viel länger, ist es trotzdem noch in Ordnung und ändert nichts daran, dass die Idee hinter dieser Methode funktioniert. Außerdem teile ich nicht unbedingt seine Meinung, dass sie nicht neben anderen Lernmethoden funktioniert.
Und zum Thema Abkürzung: Hm, ich sehe das etwas anders, habe dieses Buch nie als Abkürzung gesehen. Meiner Meinung nach ist der Grundgedanke dahinter, dass man sich kurz gesagt später einfach voll auf das Japanisch-Lernen konzentrieren kann, ohne durch das Zeichenwirrwarr der Kanji vom Wesentlichen abgelenkt zu werden.
Natürlich: Je schneller man diesen Schritt bewältigen kann, desto eher kann man sich ans Japanisch-Lernen machen, aber wie schon gesagt: Nicht jedem ist es gegeben, sich solche Geschichten auszudenken und innerlich einprägsame Erzählungen und Bilder daraus zu entwickeln. Also muss man ganz klar sagen, dass hier eine Grenze ist: Wer merkt, dass er zu lange benötigt, um solche Bilder zu entwickeln oder überhaupt damit Schwierigkeiten hat, der fährt vielleicht mit der konventionellen Art zu lernen besser.
Trotzdem wäre auch für diese das Buch nicht umsonst: Allein die eindeutigen Schlüsselwörter für jedes Kanji können schon hilfreich sein. Zudem lernt man dabei, die Kanji auseinander zunehmen und in einzelne Teile zu zerlegen - was allein schon hilfreich ist, da man Strukturen erkennt, die einem ebenso beim Memorieren helfen.