(05.03.11 16:47)Nukular schrieb: Habe in meinem Studentenjob bei Siemens auch zwei Produkmanager kennengelernt, die sehr fließend sprechen, aber weder lesen noch schreiben konnten.
Ohne die genauen Umstände (z. B. den Zeitrahmen oder den Wahrheitsgehalt) zu kennen und deren Fähigkeiten mangels Möglichkeit beurteilen zu können: Entweder haben die beiden zufällig ein ungeheures Talent oder es trifft mindestens eine der obigen Möglichkeiten zu (Japanische Frau oder einige Jahre Auslandserfahrung). Für Laien hört es sich oft schon beeindruckend an, wenn jemand ein paar Sätze Japanisch herauswirft - selbst, wenn die Aussprache grauenhaft, die Grammatik vollkommen daneben und der Sinngehalt falsch ist. Das will ich dir nicht unterstellen, aber ich behalte mir vor, die Aussage etwas in Zweifel zu ziehen.
(05.03.11 16:47)Nukular schrieb: ...und als ich ihnen sagte, dass das, was sie nach all der Zeit könnten, nicht wirklich viel gewesen sei,...
...dessen Fazit war, dass sie ohne Kanji wesentlich weiter gekommen wären.
Von Ausnahmen (die ich selbst auch kenne) abgesehen:
Quod erat demonstrandum. Wie schon erwähnt, musst du normalerweise ab einem gewissen Niveau auf Lesematerial zurückgreifen - und das gibt´s nun mal nicht in unserer Schrift. Und würdest du in Japan leben - das wäre eine weitere Ausnahme - dann kämst du wiederum nicht ohne Kanji aus. Es sei denn, du würdest in einer außer-japanischen Firma arbeiten, wo du normalerweise kein Japanisch benötigst. Je nach Interesse und Dauer deines Aufenthaltes würdest du natürlich mehr oder weniger Japanisch-Brocken aufschnappen, die sich wiederum für einen Laien möglicherweise "fließend" anhören könnten.
Auf Grundlage welcher Informationen und Kenntnisse konntest du denn eigentlich beurteilen, ob sie "nach all der Zeit ziemlich wenig" konnten? Woher wusstest du denn bzw. wie konntest du beurteilen, was man nach 1, 2 oder 5 Jahren Japanisch-Lernen im Ausland können muss? Wusstest du überhaupt, was der JLPT ist und welche Kenntnisse dafür benötigt werden? Und ist dir klar, was für die
Stufe N1 gefordert wird? Übrigens ist ein JLPT kein Garant dafür, dass man gut sprechen kann - das ist auch einer der größten Kritikpunkte an dem Test. Hinzu kommt, dass man einerseits Japanisch lernen kann und den Test als Zwischenabschnitt betrachtet, um Gelerntes zu überprüfen und abzuhaken und andererseits sich rein und direkt auf den Test vorbereiten kann - was dann zu solchen Phänomenen führen kann, die du oben angesprochen hast. Ersteres ist zu bevorzugen, meine ich. Na ja, über das Thema gibt es hier im Forum genug Material und kontrovers geführte Threads. Bitte hier nicht weiter darauf eingehen.
Wie gesagt: Es ist deine Entscheidung und weshalb du keine Kanji lernen magst oder glaubst, nicht lernen zu können ist dabei vollkommen irrelevant. Ich bin überzeugt, dass du es so nicht weit bringen wirst. Wir können uns ja in ein oder zwei Jahren aml verabreden und ein kleines Pläuschen halten. Vielleicht belehrst du mich ja eines Besseren. Wäre auch ok. Ich möchte aber dann keinen japanischen (Lebens-)Partner an deiner Seite sehen
denn selbst wenn man seine 2000+ Kanji perfekt beherrscht und auch einen außreichend großen Wortschatz besitzt, kann man die Sprache immer noch nicht benutzen.
(05.03.11 16:47)Nukular schrieb: Man kann die Sprache auch ohne Kanji auf ein sehr hohes Niveau bringen, wie am Beispiel der Freundin meiner Schwester sehe.
Was bedeutet für dich "sehr hohes Niveau"? Ich würde sie gerne sprechen hören. Vielleicht macht sie mal ein Youtube-Video...
Und überhaupt: Wie kannst du das beurteilen?
(05.03.11 16:47)Nukular schrieb: denn selbst wenn man seine 2000+ Kanji perfekt beherrscht und auch einen außreichend großen Wortschatz besitzt, kann man die Sprache immer noch nicht benutzen.
D´accord. Ich frage mich nur, wie du ein Verständnis für Grammatik und Feinheiten bekommen willst, wenn du keine Texte lesen kannst oder niemanden hast, der dir die Zusammenhänge erklärt? Ich gehe immer noch davon aus, dass du hier in Deutschland lernen möchtest. Es geht immo auch gar nicht darum, 2000+ Kanji zu beherrschen, sondern darum, nach und nach Wörter und Sätze lesen und verstehen zu können. Das wiederum eröffnet dir ein weites Feld an Möglichkeiten - allein schon ein "Kokugojiten" ist eigentlich irgendwann unerlässlich.
Aber ich will dich gar nicht überzeugen, mich stört nur, dass du dauernd Argumente dazu anführst, weshalb das allgemein nicht so gut sein soll. Lerne ruhig so wie du magst und ich wünsche dir ehrlich, dass es für dich so funktioniert. Wenn nicht, dann wirst du viel zu spät noch mal von ganz vorne anfangen müssen...