(21.03.15 17:41)Reizouko schrieb: Wenn es dir hauptsaechlich um die Sprache geht, dann lass Japanologie lieber bleiben. Fakt ist dass 90% der Japanologen nach dem Studium kaum den N5 bestehen koennen und der Abschluss selbst bringt dir rein gar nichts. Ein bestandener N1 hingegen ist grundvoraussetzung, wenn du uebersetzen willst.
Woher nehmen eigentlich immer alle solche Aussagen? Ich bin ja auch selbst Japanologin und kenne nur 1, 2 Leute, die nach dem Studium den N2 nicht geschafft haben und das sind wirklich die richtig schlechten. Dass jemand nach dem Studium nicht einmal den N5 besteht, kann ich mir wirklich gar nicht vorstellen
Wobei ich auch das Gefühl habe, dass sich die Sprachausbildung verbessert hat und mittlerweile einfach besser ist als vielleicht vor 10, 20 Jahren, genauso, wie die Möglichkeit, Auslandsaufenthalte zu leisten. Die, die echt gar nix können, fallen doch meist irgendwo in der Mitte durch und wechseln dann das Fach. Zumindest war das bei mir im Bachelorstudium so und auch an der Uni, an der ich meinen Master mache, sehe ich, dass viele im Bachelor zwischendrin verschwinden oder aber einfach nie fertig werden, weil sie Sprachprüfungen endlos vor sich hin schieben.
Das viel wichtigere Argument ist aber natürlich: Japanologie ist kein Sprachstudium. Je nach Uni macht man zwar viel mit der Sprache und übersetzt vielleicht sogar auch sehr viel (meine Bachelorarbeit ist z.B. fast ausschließlich Übersetzung), aber das ist dann in vielen Fällen auch ein anderes Übersetzen, als man es beruflich bräuchte. Von den Leuten, die ich so kenne, die jetzt nach abgeschlossenem Japanologie-Studium "richtig" arbeiten, also nicht promovieren, übersetzt niemand hauptberuflich. Ansonsten ist da alles dabei; die Berufsfelder ergeben sich zumeist aus dem, was die im Studium so drumrum gemacht haben, also an Praktika, Nebenjobs und Zusatzqualifikationen (z.B. DaF)
Im Ausland, vor allem im englischsprachigen, gibt es bisweilen die Möglichkeit, tatsächlich "Japanese" (und nicht "Japanese Studies") als Hauptfach zu wählen, wo dann wirklich Sprache gelernt wird und der kultur- und sozialwissenschaftliche Aspekt an den Rand fällt. Wenn du das nötige Kleingeld hast oder dafür ein Stipendium bekommst, wäre das vielleicht auch eine Option.
Ich übersetze auch gerne, habe das sehr lange hobbymäßig gemacht und wurde vor kurzem zum ersten Mal angefragt, was für Geld zu übersetzen (aus dem Pop-Kultur-Bereich), aber: da kann man sich zwar ein nettes Zubrot verdienen und die Bezahlung ist (für mich) überraschend gut pro Auftrag, aber die Zahl der Aufträge an sich ist einfach nicht so hoch. Ich denke, wenn ich mir jetzt ein Portfolio aufbaue und ordentliche Arbeit leiste, werde ich mir auf Dauer im Jahr ein paar Tausender hinzuverdienen können, aber um mein ganzes Jahresgehalt nur mit Übersetzen zu bestreiten wird es ganz sicher nicht reichen, außer ich ziehe bei meinen Eltern ein und ernähre mich von Nudeln mit Tomatensauce.