@icelinx:
Nun, ob die Kenntnis älterer Sprachstufen wichtig ist oder nicht, muß man wohl dem Urteil jedes einzelnen überlassen. Ich gehöre zu den sehr systematischen Lernern, die nichts ohne Regel akzeptieren können. Schon allein deshalb bin ich gezwungen, mich mit Sprachgeschichte zu beschäftigen, da ich sonst einiges als "unregelmäßig" empfinden würde... Und das stört meinen Ordnungssinn
Zu GA und NO ist es das beste, sich den Lewin anzusehen. Ich fasse mal kurz die wichtigen Punkte zusammen (dabei wiederhole ich das ein oder andere, das adv schon geschrieben hat). Beispiele sind dem Lewin entnommen.
Zunächst unterscheiden wir einmal die beiden Funktionen Attributpartikel und Subjektpartikel.
Grundsätzlich können beide Partikeln (GA und NO) in der Schriftsprache beide Funktionen wahrnehmen.
1. zur Attributpartikel:
a) NO bezeichnet
- ein allgemeines Attribut (ume no hana - Pflaumenblüten, futari no onna - 2 Frauen)
- eine Gleichsetzung von Attribut und Bezugswort, also wenn das Attribut ein näher definierter Begriff ist, der das entsprechende Bezugswort identifiziert (Fuji no yama - der Berg Fuji; der Berg, der (in diesem Falle) der Fuji ist)
- Gleichsetzung von Attribut und Bezugsowort, wobei das Attribut einen Vergleich darstellt (hana no miyako - die blütengleiche Hauptstadt)
- das Attribut ist der Besitzer des Bezugswortes (ani no ie - das Haus des Bruders)
b) GA bezeichnet:
- den Besitzer (kimi ga yo - die Regierungszeit des Herrschers)
- Apposition bei Ortsnamen (seki-ga-hara)
Der Unterschied bei der Kennzeichnung des Besitzers ist, daß bei GA der Besitzer stärker in den Vordergrund rückt. Eventuell ist der mit GA markierte Besitzer der Urheber des Bezugswortes. Vergleiche (Beispiele von mir):
kimi no katana - das Schwert des Fürsten (es gehört ihm)
kimi ga katana - das Schwert des Fürsten (eventuell hat der Fürst es sogar selbst hergestellt)
GA als Attributpartikel hat sich außer in Ortsnamen auch noch in dem Wörtchen waga ("mein") erhalten (vgl. "waga kuni" - "mein Land")
2.) GA und NO als Subjektpartikel:
- GA und NO können gleichwertig benutzt werden, wenn
a) Subjekt und Prädikat unmittelbar aufeinander folgen (akikaze no fuku - der Herbstwind weht / hi ga kakuraba - wenn die Sonne untergeht)
b) das Prädikat zur Betonung / Frage in der rentaikei (Attributivform) steht
c) es sich um das Subjekt eines Attributsatzes handelt (das wäre in dem Beispielsatz am Anfang des Threads der Fall)
- nur NO wird als Subjektkennzeichnung benutzt, wenn
a) zwischen Subjekt und Prädikat viele Satzglieder stehen (sorry, der Beispielsatz ist mir zu lang zum abschreiben
)
b) wenn das Subjekt NACH dem Prädikat folgt (wie zum Beispiel bei Gedichten).
- nur GA wird als Subjektpartikel verwendet, wenn ein nominalisiertes Verb als Subjekt verwendet wird.
Grundsätzlich gilt: bei GA wird das Subjekt stärker betont, bei NO das Prädikat.
Wie gesagt, das ist jetzt eine Zusammenfassung von Lewins Einträgen. Sollte ich noch was dazu in japanischen Grammatiken finden, geb ich Bescheid.