Hallo Haruto,
ja, ich bin natürlich einverstanden mit dem, was du schreibst. (Hatte das ja oben auch schon angedeutet
Japanische Grammatik ist sehr "dankbar", wenn man bedenkt, was sich im Deutschen so alles ständig ändert und wie viel unregelmäßiges man so auswendig lernen muss. Da ist das Japanische im Gegensatz geradezu plump.
Ich finde persönlich allerdings, dass Höflichkeit sehr wohl auch zur Grammatik gehört (wenn auch nicht alles). Ein paar Beispiele: Höflichkeit ist ja im Japanischen gerade zu kodiert in Hilfsverben (-masu vs. -ru) und in komplexer Verbmorphologie (?) (-te itadakimasu), die richtig zur Anwendung gebracht werden muss. Dies ist Grammatik, ohne die es hier nicht geht, das Wort "Soziativ" als grammatische Bezeichnung hierfür habe ich damals noch an der Uni gelernt. Auch scheinbare Lexik wie "irassharu" ist ein grammatisch komplexes Gebilde aus zwei gereihten Hilfsverben (i-rase-raru; Kausativ + Passiv?). Ein anderes Beispiel: Auch lexikalische Elemente (oneesan) steuern grammatische Kategorien: imouto-san ist "deine jüngere Schwester", imouto aber "meine", das ließe sich grammatisch schon als "Possessiv" einordnen und müsste mindestes im Vergleich mit Deutsch dort behandelt werden.
Dein Vergleich mit der Musik finde ich übrigens klasse und natürlich ist er richtig. Die Grammatik ist zuerst da, dann wird sie analysiert und die Regeln werden abgeleitet. Die Frage wäre jetzt für mich, was für den Themensteller im Forum einträglicher ist: Sich viele Sätze mit te-Form ansehen und hoffen, dass man es irgendwann doch versteht? Oder schnell eine Grammatik zur Hand nehmen? Wenn ich möchte, dass meine älteren Lerner etwas in D-Dur spielen, unterrichte ich natürlich schnell die Tonleiter und entsprechende Akkorde. Dass meine Lerner sich selbst aus den entsprechenden Liedern intuitiv immer die richtigen Noten, Akkordbrechungen usw. zusammensuchen findet leider eher selten (manchmal aber doch
) statt. Auf lange Sicht mit viel te-Form konfrontiert werden und dann verstehen ist aber natürlich wichtig.
Also, wie gesagt: Ich gebe dir grundsätzlich auf jeden Fall recht und bin deiner Meinung. Ich wollte nur sicher gehen, dass junge Lerner beim Wort "Intuition" nicht der Meinung sind, sie bräuchten jetzt keine Grammatik mehr lernen, weil sich das ganze schon irgendwie von selbst löst. Der Dritt-Semester-Kurs "Systematische Grammatik des Japanischen" war bei uns an der Uni ein "make it or break it"-Seminar, mit dem man ordentlich Unwillige aus dem Grundstudium gesiebt hat. Hat (leider) funktioniert.
Viele Grüße also und einen schönen Sonntag, wünscht dir deine Thomie