(29.04.20 22:12)torquato schrieb: Da mußt Du an ein sehr altes Früher denken. In meiner Kindheit war Tschernobyl, und da war dann erstmal Schluß mit Pilzen.
Hallo Torquato
Ja, das stimmt. Meine Kindheit lag etwas vor Tschernobyl. Da meine Eltern ein Haus direkt am Wald hatten, war es naheliegend dass wir oft gemeinsam Pilze sammeln gingen. Ich hatte immer ganz stolz so ein kleines Pilzerkennungsbuch bei mir, das mit schönen farbigen und präzisen Zeichnungen illustriert war.
Mit Tschernobyl wurde es in der ehemaligen DDR nicht so genau genommen. Die DDR Medien verharmlosten die Situation drastisch und selbst Menschen die ich sonst als sehr kritisch gegenüber der DDR kannte, glaubten den Medien in dieser Hinsicht. Ich war einer der wenigen (in meinem persönlichen Bekanntenkreis sogar der einzige) der die Sache sehr ernst nahm und deshalb als "Verschwörungsspinner" angesehen wurde, der die "Panikmache" aus den Westmedien glaubte. Als die radioaktive Wolke über Europa zog, blieb ich wie im Westradio empfohlen zu Hause in der Wohnung und als es in der Betriebskantine plötzlich überraschenderweise frisches Obst und Gemüse gab (das aus Polen und anderen Ostblockländern kam und eigentlich für den Westexport vorgesehen, nun aber im Westen nicht mehr absetzbar war wegen der erhöhten radioaktiven Belastung) da rührte ich dieses Obst nicht an und verzichtete dankend darauf, was mir gehörigen Spott meiner Kollegen einbrachte.
Das Problem mit Tschernobyl war ja, dass es sich im Gegensatz zu Fukushima um einen veralteten Reaktor mit Graphitkühlung handelte. Das hochradioaktive Graphit wurde bei der Explosion in die Atmosphäre geschleudert und sorgte als radioaktive Wolke dafür, dass das Problem nicht nur auf Tschernobyl beschränkt blieb, sondern ein großer Teil Europas noch seine Ladung abbekam.
Wenn ich heute die mir zur Verfügung stehende Faktenlage nachträglich überprüfe, dann stellt sich heraus dass die im Westen empfohlenen Sicherheitsmaßnahmen keineswegs Über- sondern eher noch zu gering waren. Meine damalige Vorsicht war also keineswegs übertrieben und ich habe meiner Gesundheit damit sicher einen guten Dienst erwiesen.
--------------- Themenwechsel---------------
Mein heutiges Wort des Tages lautet 便乗 びんじょう was ungefähr soviel wie "Trittbrettfahren" oder "auf einen Trend aufspringen" bedeutet.
Es begegnete mir im Zusammenhang mit dem Wort 便乗商法 びんじょうしょうほう was ungefähr bedeutet, das jemand ein Geschäft auf einem aktuellen Trend aufbaut. Also zum Beispiel wenn jemand wegen der Corona-Situation sich jetzt ein kleines Geschäft mit selbstgenähten Stoffmasken aufbaut.
Beispielsatz zu 便乗
韓国ブームに便乗して韓国語を習い始めた Taking advantage of the boom in interest in South Korea, I started to learn Korean.