(12.08.17 20:38)Yano schrieb: Behauptung. Argumente für "Italienisierung"?
Es klingt meiner Meinung nach eher italienisch als japanisch. Es ist ja ein Adjektiv und die enden im Italienischen bei männlichen Worten auf -o. Soweit ich weiß, ist die männliche Form die, die in Wörterbüchern angegeben wird. Daher dürfte sie vielen wohl als "Grundform" erscheinen.
Im Japanischen enden Adjektive hingegen auf -i oder na. Wenn also jemand ein Adjektiv japanisch klingen lassen will, wird er es wohl auf -i oder na enden lassen. Will er es italienisch klingen lassen, wäre es eher -o. Oder -a, wenn es weiblich klingen soll.
(Für mich ist -o auch allgemein eine "typische" italienische (und spanische) Endung, ähnlich wie -us im Lateinischen oder -er im Deutschen. Aber vielleicht bin ich ja der einzige, der das so empfindet.)
Auch die Betonung auf A klingt eher italienisch als japanisch. (Das ist die Betonung, in der ich das Wort kenne. Vielleicht spricht man es anderswo ja anders aus.)
Bei der von nokoribetsu erwähnten Erweiterung zu "futschikato perdutto" ist es dann eindeutig, dass es italienisch klingen soll. Aber da könnte man natürlich sagen, dass diese Erweiterung vielleicht erst später entstanden ist, als die ursprüngliche Intention dieser Wortschöpfung nicht mehr bekannt war.
Zudem ist es meines Erachtens wahrscheinlich, dass so eine klangliche Angleichung eines Wortes an eine Fremdsprache am ehesten zustande kommt, wenn die Sprache grad im Trend liegt. Würde jemand anfangen, ein x-beliebiges Wort in einer neuen Variante zu verwenden, die an eine Fremdsprache angeglichen ist die kein Mensch kennt, dann würden ihm das wohl nicht viele Menschen nachmachen und die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Wort ausbreitet und hundert Jahre später noch bekannt ist, ist eher gering.
Mit den Italienern haben wir schon ewig Kontakt und sie üben schon lange Einfluss auf unsere Kultur aus. (Z.B. haben wir schon Lehnworte aus dem Italienischen übernommen, als die Sprache noch Latein hieß.
) Besonders um die Zeit der Renaissance war Italien wohl ziemlich angesagt und da kann man sich gut vorstellen, dass so ein italienisiertes Wort gut angekommen ist.
Unsere Beziehungen zu Japan sind wesentlich jünger. Ob es da mal eine Zeit gab, wo dieses Land und seine Sprache
(oder zumindest einzelne Begriffe) so eine große Rolle für uns spielten, dass "futschikato" als trendige Japanisierung durchging, weiß ich nicht, aber es kommt mir unwahrscheinlich vor. Selbst während des Dritten Reiches dürfte die japanische Kultur nicht so bekannt und vorallem nicht so beliebt gewesen sein, dass man es toll gefunden hätte, ein gutes deutsches Wort an den Klang einer Sprache von Nicht-Ariern anzupassen. Verbündete oder nicht, sie haben trotzdem nicht zu angeblich überlegenen Herrenrasse gehört.
Auch dass (laut
Wikipedia) fast alle Japanismen im 20sten Jahrhundert in unsere Sprache gekommen sind, deutet darauf hin, dass die japanische Kultur vorher bei uns kaum bekannt oder beliebt war. Das Wort "futschicato" wird aber schon in der
Zeitschrift für deutsche Sprache von 1889 erwähnt. Auch, dass das Wort damals mit C geschrieben wurde, lässt es eher italienisch wirken. Es könnte zwar sein, dass japanische Worte früher mit C transkribiert wurden, aber zumindest Carl Faulman benutzte im 1880 erschienenen
Buch der Schrift schon K.
Zu guter Letzt gibt der Duden ja unter Herkunft "italienisierende Bildung zu futsch" an, wie Dorrit schon sagte. Gibt es da einen Grund, der Dudenredaktion zu misstrauen? Die Einträge auf der Seite werden ja bestimmt nicht von Laien geschrieben, oder?
Auch in
Der Neue Herder von 1950 steht das so.