RE: Unterschiede zwischen だ und です bei Tae Kim
Liebe Cat,
das kommt ein wenig auf den Übersetzer und die Projektführung an. Bei Übersetzungen gibt es wohl zwei Lager. Das eine sagt: möglichst nah am Text, möglichst eins zu eins übersetzen. Das andere sagt: Möglichst einen guten Text in der anderen Sprache produzieren. Grundsätzlich kann man natürlich beides leisten und ich meine, am Ende sollte bei einer Übersetzung ein Text dastehen, der sich so liest, als ob er nicht übersetzt, sondern in der Sprache geschrieben wurde, aber trotzdem möglichst nah am Original steht. Problem: Das kostet viel Zeit und Erfahrung und damit Geld, das oft nicht vorhanden ist. Übersetzungen sind generell nicht so gut bezahlt, je nach Richtung eher sehr wenig (Manga) oder aber ganz akzeptabel (technische Übersetzungen).
(Edit: Ich hab mir jetzt mal die Übersetzung angesehen und fand bei Kitchen und bei einigen der Social-Media-Dinge, dass man eigentlich recht nah und doch gut in normales Englisch übertragen hat und dabei nicht mal so frei war)
Zu deiner anderen Frage von gestern noch mal: Einige der Funktionen von desu/da/dearu sind eher stilistischer bzw. pragmatischer Natur, das heißt, erst aus dem Kontext heraus oder durch das Medium selbst ergibt sich die Form oder wie es zu verstehen ist. Ein Beispiel: In dem Drama "Beautiful Life" (ich glaube 2002, mit Kimura Takuya) gibt es eine Szene, wo sich jemand mit "arigatô gozaimasu" bedankt. Das ist nun eigentlich erst mal normal. Aber im Kontext der Serie ist es so: Die beiden Protagonisten sind sich schon etwas nähergekommen, und jetzt schickt sie ihm die Jacke zurück, die er ihr geliehen hat. Sie möchte ihm nicht noch näherkommen, nicht verletzt werden, sich nicht verlieben. Also legt sie der verschickten Jacke einen Zettel bei, auf dem steht: arigatô gozaimasu und nicht viel mehr. Er versteht es sofort richtig, nämlich dass die Stilebene nicht stimmt, er hätte etwas Netteres, weniger Formelles erwartet (sie hätte ihm die Jacke auch persönlich geben können), fragt sich, warum sie so auf Distanz geht, ist verärgert (meine ich aus der Erinnerung). Das heißt, die normale Form "arigatô gozaimasu" ist hier absichtlich zu höflich gewählt und wird auch so verstanden, als Mittel zur Distanz, inklusive anderer fehlender netter Worte. Das ist aber eben nicht immer so, sondern entsteht hier eher bewusst durch den Bruch der Stilebenen, es wird bewusst "knapp", "kalt" und förmlich kommuniziert.
Gute Beispiele gibt es dafür übrigens in Büchern von Senko Maynard, die auch bei tofugu in den Links bei der Literatur genannt wurde. Wenn du kannst, schau mal in das Buch "Expressive Japanese" rein.
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