Ich muss zugeben: Ich habe nicht alles, was hier geschrieben wurde, gelesen. Aber sei's drum.
Meiner Meinung nach kann man sich, ohne Dialekt aktiv zu sprechen, sehr wohl integrieren. Mindestens gutes Verständnis der deutschen Sprache vorausgesetzt. Es kommt aber auch darauf an, wo man sich denn genau befindet. Ich selbst bin im Herzen vom Ruhrgebiet aufgewachsen und habe oft mitbekommen, dass der hier gesprochene Dialekt gar nicht so schwer zu verstehen sei. Natürlich gibt es hier Wörter, die andere nicht auf Anhieb verstehen, das ist aber überall so.
Gute Beispiele, über die ich des letzt erst mit meinem Freund (der mit dem in Köln gesprochenen Dialekt aufgewachsen ist) diskutiert habe:
Verteilerkreis - Kreisverkehr oder Kusselkopp - Purzelbaum.
Kreisverkehr oder Purzelbaum würde ich aktiv gar nicht sagen (außer, ich achte peinlichst genau darauf, Hochdeutsch zu sprechen), Verteilerkreis und Kusselkopp aber schon. Bei meinem Freund ist es genau anders herum. Trotzdem hatten wir beide nie auch nur ansatzweise Probleme, den anderen zu verstehen. In den anderthalb Jahren, die wir jetzt zusammen im Ruhrgebiet wohnen, hat er sogar einige der hier verwendeten Redensarten angenommen, genauso wie ich etwas von seinem Köllsch angenommen habe.
Anderes Beispiel ist eine Nachbarin. Sie hat bis vor 7 oder 8 Jahren in Halle / Leipzig gelebt und den dortigen Dialekt gesprochen. Da ich sie dort einmal besucht habe kann ich sagen, dass ich keinerlei Probleme hatte, diesen Dialekt zu verstehen. Jetzt wohnt sie schon eine Ewigkeit hier im Ruhrgebiet und hat auch einiges von diesem Dialekt angenommen, verwendet ihren "eigenen" Dialekt aber auch noch sehr oft.
Dialekt verstehen ist also eigentlich gar kein Problem. Sprechen ist natürlich eine andere Sache, aber bis jetzt hat mich noch jeder verstanden, wenn ich Hochdeutsch beziehungsweise Ruhrpott gesprochen habe. Ruhrpott ist dem Hochdeutschen aber auch gar nicht so unähnlich. Vor allem die jüngere Generation (zu der ich auch gehöre) spricht im Pott hauptsächlich Hochdeutsch, gewürzt mit einem bisschen Dialekt. Die Wörter, die sich beispielsweise im Ruhrgebietslexikon (
http://www.unmoralische.de/ruhrgebiet/ruhrgebiet.htm) finden, verstehe ich alle. Gesprochen wird davon aber maximal die Hälfte.
Selbst an der Grenze Bayern/Hessen hatte ich noch keine Probleme, mich zu verständigen, auch wenn ich mir ab und an das Lachen verkneifen muss, wenn dort lebende Freunde anfangen diesen Dialekt zu sprechen. Für mich klingt er halt lustig, mehr aber auch nicht. Man versteht es halt, wenn man gut Deutsch spricht.
Dialekt muss man also nicht sprechen, wenn man sich irgendwo integrieren will. Hochdeutsch ist viel wichtiger. Natürlich ist es gut, wenn man diverse Dialekte verstehen kann, aber auch das ist kein Muss.