RE: Kanji lernen mit Heisig
Irgendjemand fragte nach den Zielen. Dann wurde jemand böse, er würde "nur so lernen" und das wäre auch ein Ziel.
Lirum, larum.
Welche Motivation auch jeder hat, ist seine Privatsache. Über Ziele kann man schwer diskutieren, da hat sich jeder wohl seine eigene Motivation. Zu jedem konkreten Ziel kann man diskutieren. Wäre meines Erachtens sinnvoll, aber nicht, wenn der eine dies und der andere das will.
Zu Heisig: genialer Mann, keine Frage. Das System ist einzigartig. Wahrscheinlich hat er das Rad irgendwie neu erfunden, aber gut. Endlich sieht ein Schüler, der sonst nur eine unüberwindbare Wand von kanji sieht, ein System, und das macht Mut.
Es gibt Gedächtnissportler, die sich Tausende von Zahlen merken können, indem diese in Bilder umgewandelt werden und über die Loci-Methode abgelegt werden. Funktioniert mit Übung super, habe ich selbst probiert.
Die Crux ist nur, dass sich das Ganze mit der Zeit wieder auflöst. Hier sehe ich auch die Gefahr der Lerner der Heisig-Methode: sich einzubilden, die Bilder und Geschichten würden ewig abgespeichert !
Wer wirklich zum Tag X möglichst viele der Zeichen auf Abruf zur Verfügung haben will, wird damit Erfolge haben.
Aber was ist danach? 3 - 4 Jahre später? Ich glaube, dass die meisten über das ledigliche Bestehen von Standard-Tests mehr wollen: Ein stabiles Beherrschen der Sprache.
Jemand erwähnte es und auch ich denke, dass "Heisig" eine Quasi-Religion geworden ist, dessen Anhänger sich in die Aufgabe, die 1945 Zeichen zu memorieren, völlig verbeißen.
Ich kenne einige, die das System benutzt haben, einige mehr, andere weniger. Ein Freund hatte sich 3 Monate damit beschäftigt, ich glaube er ist auf knapp 1000 gekommen, bevor er abbrach.
Ich weiß, dass ich das nicht könnte, dieses sture Lernen.
Ich frage mich auch wirklich, wie ein Vorredner, ob es eine ziemliche Zeitverschwendung ist.
Diese zeit und diese Energie, die man dem Büffeln der Zeichen opfert, würde ich (wenn ich die Zeit hätte) mit Lektüre, Grammatik und Dialogen (schließlich will ich (zumindest) auch REDEN in Japan und dafür nützen mir Kanji überhaupt NICHTS) nutzen.
Ich lerne, aus Zeitgründen, schon recht lange, vielleicht 7 Jahre, immer mal etwas pro Woche, locker, da war auch mal der eine oder andere Kurs dabei, ein paar Tandem-Partner (das Beste überhaupt am Lernen!).
Ich habe hier und da mal mit System Kanji gelernt, aber das hat nicht viel gebracht. ich konnte mit das meiste merken, aber irgendwann war das meiste weg.
Interessanterweise muss ich so gut wie keine Kanji lernen, selbst wenn ich lese oder schreibe:
Durch die viele Beschäftigung mit der Sprache, erkenne ich das meiste irgendwie, obwohl ich es mir nie "systematisch eingetrichtert habe", schreibe ich, erkenne ich meist, welches Kanji das richtige ist. Klappt ganz gut, vielleicht zu 95%.
Mehr brauche ich nicht.
Ich kann nur jedem raten, der die Sprache wirklich rundum nutzen will, aus Erfahrung, auch rundum zu lernen und sich nicht nur auf einen Aspekt zu konzentrieren, Sprechen und Hören sind das A & O !
Ich befürchte, dass das konsequente Kanji-Lernen einfach zuviel Zeit frisst, die woanders fehlt. Außer man ist von Beruf Sohn und hat täglich mehrere Stunden zum lernen.
Schreiben und Lesen: langsam aufbauen, das Memorieren passiert automatisch, mit dem Level und der Erfahrung.
Von allen Leute, die mit "Heisig" lernen, weiß ich, dass sie phänomenale Erfolge hatten, Zeichen wiederzuerkennen, langfristig ihre Kenntnisse aber weder auf Dauer halten noch in schnellere Fortschritte beim gesamten Lernerfolg umsetzen konnten.
ICH kenne niemanden.
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