Beitrag #2
RE: Japanische Kalligraphie
Ich?! Nee, einen Kalligraphiepinsel hab ich mir nicht gekauft. Du verwechselst das bestimmt mit dem brush pen, den ich für mich und Nora gekauft habe, aber der ist ja mehr für den alltäglichen Gebrauch gedacht.
Aber ich habe mal zwei japanische Kalligraphiepinsel geschenkt bekommen. Einen davon hab ich auch schon ein paar Mal benutzt, ist ein ziemlich preiswerter. Ein Anfängerpinsel, vermutlich mit Schafshaar, Größe 0,7. Der andere, den ich noch nicht benutzt habe, scheint aber doch edler zu sein. Ebenfalls Schafshaar, Größe 0,8. Ob es gogohitsu oder kengohitsu sind, kann ich als Laie nicht beurteilen. Würde sie aber doch eher als gogohitsu bezeichnen, also ziemlich hart, und doch flexibel.
Wieviel man für so einen Pinsel bezahlt, weiß ich nicht. Hab mir eben noch nie einen kaufen müssen und wüsste auch nicht, wo... (in meiner Nähe). Aber für das BeNiMatsuri z.B. haben wir auch japanische Kalligraphiepinsel als Preise für die Wettbewerbe gekauft, und die hat Frau Yamada in einem 100-Yen-Shop gefunden... Also wer erstmal nicht so viel ausgeben möchte oder auch noch nie Kalligraphie gemacht hat, dem rate ich zu der billigen Variante. Später kann man sich immer noch die teuren Sachen gönnen.
Als ich diese beiden Pinsel bekam, hab ich natürlich auch gleich angefangen, mal ein bisschen rumzuprobieren (hatte auch wunderschöne und wertvolle Flüssigtinte dazu bekommen! Ich glaub, die Tinte ist wertvoller als beide Pinsel zusammen) und festgestellt: Ich kann's nicht. Sieht zwar alles ganz nett aus, aber es macht mir nicht so viel Spaß und geht mir auch nicht so locker von der Hand, wie es sollte. Meine Zeichen waren, wenn ich in normalem Kalligraphie-Tempo gemalt habe, total unförmig.
Später hab ich noch eine Art Kalligraphie-Kurs mitgemacht, wo ich dann auch mit einem echten japanischen Kalligraphie-Set (als noch so richtig mit Reibstein und so) und vor allem: richtigem japanischen Papier (weiß nicht mehr, wie es heißt) gearbeitet habe. Die Ergebnisse wurden zwar allmählich besser, aber ehrlich: Ich bin für Kalligraphie einfach nicht geeignet. Es macht mir nicht sooo unglaublich viel Spaß und ich kann einfach nicht frei malen, und das ist ja das oberste Gesetz der jap. Kalligraphie.
Warum man keinen herkömmlichen Pinsel benutzen kann? Tja... warum tragen die Japaner Kimono und nicht normale T-shirts? Es ist einfach so. Die Kalligraphie wurde ja von den Chinesen übernommen und die hatten nun mal diese Pinsel, also wurden auch die Pinsel übernommen.
Ein Vorteil der chin. und jap. Pinsel ist sicherlich die Steife. Man kann den Pinsel sozusagen belasten, und trotzdem gibt er nicht vollkommen nach. Außerdem haben westliche Pinsel ja meistens gleich lange Borsten. Bei jap. Pinseln werden verschieden lange Tierhaare benutzt und so angeordnet, dass man halt einen Borstenstamm und dann eine spitz zulaufende ... ja, Spitze hat. Die ist dann bei goghitsu und kengohitsu beweglich, während der Rest steif bleibt.
Ich könnte mir noch vorstellen, dass diese Pinsel auch Vorteile habe, was die Aufnahme und Abgabe der Tinte betrifft, was wiederum mit den Tierhaaren zusammenhängt.
Richtig professionelle Pinsel bestehen ja aus vielen verschiedenen Sorten Tierhaar (Schafe, Pferde und weiß nicht noch was alles), die nach Länge und natürlich Qualität geordnet werden müssen und dann noch in den Pinsel gearbeitet werden müssen. Wenn du einen wirklich guten Pinsel willst, ist der handgefertigt, was mit Sicherheit den Preis mächtig nach oben drückt.
Spezielles Papier gibt es natürlich auch. Dieses chinesische, ganz dünne pergamentähnliche. Aber wenn du mich fragst, normales Zeichenpapier von Aldi tut's auch. Viel wichtiger ist die Tinte. Bitte keine Wasserfarben, Ölfarben, Aquarellfarben. Tinte. Japanische oder chinesische. Meinetwegen flüssig (der Reibstein kann einen auf die Dauer nerven, weil man praktisch nicht am Stück malen kann, sondern ständig reiben muss, außerdem muss man dauernd Wasser dazugeben, aber davon nicht zu viel und nicht zu wenig... = es ist kompliziert). Von der Tinte hast du was. Ich habe wie gesagt eine flüssige in einem Extra-Behälter, und die reicht jahrelang. Da diese Tinte sehr deckend ist, musst du nicht nachzeichnen, hast durchgehendes tiefschwarz. Man braucht für viel Fläche theoretisch sehr wenig Tinte (wenn der Pinsel nicht gut Tinte abgibt, eben mehr). Trotzdem trocknet die Tinte schnell und geht nicht durch das Papier durch! Sogar bei dem hauchdünnen chinesischen Papier brauchten wir kaum Unterlagen, weil praktisch nichts durchgeht!
Wenn dich das Thema Kalligraphie interessiert, empfehle ich das Buch "Japanische Kalligraphie für Einsteiger" von Tomo Yoshihara.
Bye
Warai
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