Hallo als Verfasser der
beanstandeten Rezension würde ich gern auch noch einiges zur Diskussion beitragen- in etlichen Punkten kann ich mich jedoch nicht dem Angeführten anschließen.
Zunächst erst einmal
vielen Dank- sowohl für das kritische Lesen meiner Rezension als auch für die Hinweise und Anmerkungen.
Tatsächlich finden sich in dem Buch (die Kinderkrankheiten einer Erstauflage) einige Fehler, die immer für ein Lehrbuch sehr bedauerlich sind. Das ist leider keine Ausnahme im Buchgeschäft. Auch sind vereinzelt Beispielsätze, die Abteilung "Konditional" ist da allerdings etwas verstärkt betroffen, ein wenig ungünstig geraten. Dazu aber später noch, um erst einmal ein paar Zahlen zu nennen, die das Ganze relativieren:
Auf den ersten 200 Seiten habe ich mir 12 PostIts mit Anmerkungen eingeklebt- davon sind ganze 8 mit richtig gehenden Druckfehlern, der Rest Anmerkungen, z.B. dass statt 八時に besser (da gebräuchlicher) 8時に geschrieben werden sollte. Mit anderen Worten, es hält sich durchweg in Grenzen.
Wie schon geschrieben, die Abteilung "Konditional" schlägt statistisch da leider etwas mehr nach unten raus (will heißen: dort finden sich statistisch gesehen mehr PostIts pro Seite als im restlichen Buch), denn da wurden einige Sätze- auch von Muttersprachlern- angemängelt. Dazu muss aber gesagt sein, dass die Beispielsätze den Inhalt illustrieren sollen. Leider ist dabei (vor allem in jener Sektion) augenscheinlich im Eifer des Gefechts das "authentische Feeling" z.T. abhanden gekommen. Einige der (auf die Masse gesehen immer noch verschwindend geringen) Beispiele: 時々遅く帰って晩ご飯があることがありませんでした。(m.E. besser zu ersetzen durch ・・・、晩ご飯がないことがあります。), S.74 oder aus besagter "Konditional"-Abteilung:その部屋が不便だったら京都へ行きませんでした。(Kein Verbesserungsvorschlag, weil situativ eher unverständlich.)
Aber auch hier muss aber die
illustrierende Funktion der Beispielsätze dem Anspruch auf Authentizität (das, was japanische Muttersprachler mit "Das sagen wir nicht!" anmängeln) weichen, obgleich letzteres natürlich nicht aus den Augen verloren werden darf.
(23.10.09 21:47)Pinkys.Brain schrieb: Die Sätze mit うち waren Sätze Marke 内に帰ります, und die Übersetzung sprach von "nach Hause gehen". Und es war auch eine Muttersprachlerin, die auf die falsche Verwendung der Kanji hinwies [hätte er die Kanaschreibung benutzt, wäre er auf der sicheren Seite gewesen].
Das ist seltsam, denn mir sind solche Sätz
nicht aufgefallen- und das wären sie bestimmt. Ich habe jetzt auch noch einmal die ersten 150 Seiten gewissenhaft und die weitere überfliegend durchgeschaut und eine solche Falschverwendung ist mir nicht unter die Augen gekommen. Tatsächlich verwendet der Autor- bzw. die Autoren- häufiger das Zeichen
家 mit der Lesung うち (siehe z.B. Seite 129), welche streng genommen nicht korrekt ist, aber sich in Japan mittlerweile durchgesetzt hat.
Ferner ist natürlich streitbar, ob nun nicht doch besser in einigen Fällen die Hiraganavariante (z.B. in der Funktion als Personalpronomen) vorzuziehen wären. Das ist dann Frage der Auslegung. So z.B. in "家の経済状態からいってそんあ(sic!)高いものはとても買えません。", S. 175 (Hier ist tatsächlich einmal ein Tippfehler im Satz.) Übersetzt wird der Satz mit "Von unserer wirtschaftlichen Situation her betrachtet, können wir eine so teure Sache nicht kaufen."
In jedem Fall kann die angeblich Verwechslung von 内 mit 家 in keinster Weise bestätigt werden. An der Stelle würde ich gern zu einer Entwarnung blasen lassen. Sollte ich dennoch etwas übersehen haben, wäre es gut, Seitenzahlen anzugeben, denn ich stelle für Verlag und Autor über die kommenden Tage ein Resümee zusammen.
Zu
づらい und ずらい: Da ist es richtig, dass aus etymologischer Sicht erstes, aus Sicht der Anwendung und der Philosophie, funktionstragende Grammatikbestandteile losgelöst vom etymologischen Ursprung zu betrachten (よみづらい hat auch in der Bedeutung nichts mehr mit im eigentlichen Sinne zu tun 辛い), beides verwendbar ist. Sprachpuristen mag das verständlicherweise in die Nase fahren, Sprache aber ändert sich auch mit und ohne deren Zutun.
Nichts desto trotz wäre natürlich in einem Lehrbuch zumindest ein Hinweis darauf, dass beide Schreibweisen existieren gut gewesen- und das ist auch bereits notiert-, aber ein Urteil zu einem klaren "falsch" möchte ich in Anbetracht der über eine Million Googletreffer und selbst des Auftretens in Regierungspapieren nicht mehr zutrauen.
Im Falle
ばかりに und ばけに ist zu sagen, dass es sich sehr wahrscheinlich bei ばけに nicht um einen Druckfehler oder eine unterstellte Verwechslung mit わけ (わけに als solches gibt es singuliert m.W. nach auch gar nicht), sondern um eine seltene, umgangssprachliche Verkürzung von ばかりに handelt. Wieso das aufgenommen wurde, ist mir nicht bekannt- es kommt auch nur an dieser Stelle im Buch vor. Dass es aber synonymischen Gebrauchs ist kann man bereits aus dem Text entnehmen, so ist konsequent von "ばかりに bzw. ばけに" die Rede.
Der Beispielsatz mit ばけに lautet (S 485):
試験の前
ばけに風邪を引かないように気をつけてください。
わけ wird im übrigen an anderer Stelle- meiner persönlichen Meinung nach leider ein wenig zu kurz und es hätte auch ruhig auch auf der fraglichen Seite 485 mit eingeordnet werden können- erklärt.
Ich hoffe etwas Licht in die Sache gebracht zu haben sowie einiges gerade rücken konnte und möchte mich noch einmal für die umfangreichen Kritiken bedanken, denen ich gewissenhaft nach gegangen bin. Dennoch sehe ich keinen Grund, die Besprechung zu revidieren, wir sprechen hier von einem Buch mit knapp 600 Seiten, 10 Seiten Inhaltsverzeichnis und mehr als 2.000 Beispielsätzen- da sind kleinere Fehler unausweichlich, auch wenn sie vielleicht im Einzelfall das Kriterium des Peinlichen bereits erfüllen. Das aber sollte nicht davon abbringen, das Buch als solche zu titulieren, was es ist: nämlich
eine sehr umfangreiche, umfassende, leicht verständliche und auf praktische Ausrichtung bedachte Lernergrammatik. Ein "sehr gut" darf da in meinen Augen schon einmal vergeben werden.
Beste Grüße zum überstandenen Fest und anstehenden Jahreswechsel,
Ralf