Also erst einmal willkommen im JN.
Du hast dir schon mal mehr Gedanken gemacht, als ich damals, gratuliere
. Meiner Meinung nach ist das durchaus
einer der Wege, die du einschlagen kannst - und gar nicht mal der schlechteste.
Zwar gibt es auch andere gute Vokabel-Lernprogramme, aber Anki ist durchaus eine sehr gute Wahl, vor allem sehr flexibel konfigurierbar.
Das Hören der JapanesePod101-Lektionen und Lernen des darin enthaltenen Materials halte ich für sehr sinnvoll, - vor allem dann, wenn du auch Sprechen lernen möchtest. Was die Aussprache - besonders in den Anfängerlektionen - angeht, solltest du da etwas vorsichtig sein, denn die Dialoge sind teilweise sehr übertrieben betont und stellen eben kein natürlich gesprochenes Japanisch dar, welches zu imitieren sich lohnen würde, auch wenn es überwiegend von Japanern gesprochen wird. Leider wirst du das erst mit einigem Abstand und Erfahrung erkennen, daher dieser Hinweis. Ich würde auf jeden Fall noch weiteres Material hinzuziehen, wie z. B. japanische Radio- und TV-Streams oder Clips in den jeweiligen Videoportalen.
Nichts für blutige Anfänger, aber trotzdem:; Eine weitere Möglichkeit, das Hörverständnis zu erweitern besteht in dem Angebot von
BoostyourJapanese. Hier werden kurze Ausschnitte aus den japanischen Nachrichten angeboten, die auch gleichzeitig als Textversion mit Erläuterungen zu den im Artikel vorkommenden Vokabeln zur Verfügung gestellt werden. Es werden schon so einige Clips angeboten, aber leider ist seit längerer Zeit nichts mehr hinzugekommen. Trotzdem mögen sich die $ 39 für ein Jahr vielleicht lohnen...
Kanji zu lernen ist ein eigenes Thema für sich. Die in
Minna no nihongo verwendeten Kanji decken nur einen geringen Teil der notwendigen Kanji (und des notwendigen Vokabel-Materials) ab - ich glaube, es sind insgesamt um die 400 Kanji. Da mag es durchaus sinnvoll sein, sich zusätzliches Lernmaterial zu besorgen.
Ob 10 Kanji pro Tag zuviel oder zu wenig sind, wirst du schon selbst merken. Da du scheinbar keinen Zeitdruck hast, würde ich vorschlagen, dass du einfach in dem Tempo lernst, welches dir angenehm erscheint. Wichtig ist, den Spaß dabei nicht zu verlieren.
Bezüglich des Kanji-Studiums gibt es viele verschiedene Meinungen und viele unterschiedliche Wege. Wie man Kanji lernt scheint für viele eine Glaubensfrage zu sein (bei manchen sogar das Lernen der Kana) und es wird leider teilweise sehr kontrovers diskutiert, da jeder seinen eigenen Weg als den einzig richtigen zu sehen scheint. Letzten Endes kannst du nur selbst entscheiden, welcher Weg für dich der beste ist.
Ich habe bei vielen Diskussionen zu diesem Thema oft das Gefühl, dass für einige das Kanji-Lernen einen Selbstzweck darstellt (was für sich genommen ja nichts Schlechtes sein muss). Meines Erachtens sind Kanji aber - wie unsere Buchstaben auch - letztendlich nur ein Mittel zum Zweck: Nämlich, Worte aufschreiben und damit gesprochene (oder gedachte) Sprache abbilden bzw. konservieren zu können. Und so sollte man meiner Meinung nach auch an die Sache herangehen. Inzwischen bin ich der Meinung, dass es am sinnvollsten ist, Kanji anhand der Vokabeln zu lernen, die einem während der Japanisch-Studien begegnen. Die
Jōyō-Kanji-Liste würde ich eher als groben Anhaltspunkt sehen, anhand welchem du überprüfen kannst, wie weit du inzwischen bist. Die Prüfungen des
JLPT- oder
Kanken richten sich danach - solltest du mal Interesse haben, diese Prüfungen abzulegen; in diesem Fall kann dir die Beschäftigung mit dieser Liste dabei helfen, eventuell vorhandene Lücken aufzufüllen.
Du musst nicht gleich am Anfang sämtliche Lesungen eines Kanjis lernen, das vergeudet nur Zeit und Energie, finde ich. Lesungen, zu denen du keinen Bezug herstellen kannst, weil du z. B. einige Vokabeln oder Beispielsätze kennst, in denen diese Lesungen verwendet werden, wirst du schnell wieder vergessen. Man kann die Kanji durchaus als eine Art "Container" sehen, die du mit der Zeit mit den verschiedenen Lesungen, Vokabeln und Bedeutungen nach Bedarf anfüllen kannst. Der Lerneffekt und das Erfolgserlebnis ist so meiner Meinung nach viel größer und du kannst effektiver lernen, da du dich nicht zur Unzeit mit unnützem, weil nicht benötigtem, Material belastest.
Allerdings muss ich auch erwähnen, dass dir ein solides Wissen um die Lesungen und Bedeutungen der Kanji dabei hilft, Texte lesen zu können, da du schneller die Bedeutung raten kannst oder eine Vokabel ohne zu Hilfenahme eines Internet-Lexikons nachschlagen kannst, da du nach einiger Erfahrung recht schnell und sicher auf die richtige Lesung kommst bzw. sogar Wörter erkennst, die du zwar schon kennst, deren Kanji-Schreibweise dir bisher unbekannt war.
Trotzdem könnte es hilfreich sein, dir mal die Konzepte von z. B.
Heisig/Rauther oder
Kanji-ABC anschaust; eventuell kannst du dir dort ein paar Ideen holen, wie du in dem anfänglichen scheinbaren Strichgewirr Strukturen erkennen und die vielen Formen memorieren kannst. Diese Methoden zerlegen die Kanji in Einzelteile, benennen diese und schaffen dadurch eine Technik, die Schreibweise und Bedeutung der Kanji zu memorieren.
Den zweiten Band von
Die Kanji lernen und behalten (Heisig/Rauther) halte ich übrigens auch für sinnvoll (er beschäftigt sich mit den Lesungen und wiedererkennbaren Mustern) - allerdings schreibt er dort eigentlich kaum etwas, das ein guter Beobachter nicht eh schon selbst herausfinden könnte (das erwähnt Heisig sogar selbst im Vorwort). Aber dem einen oder anderen mögen die in im zweiten Band zusammengefassten Erkenntnisse helfen. Übrigens, gute und hilfreiche Informationen sowie fruchtbare Diskussionen zu den Büchern von Heisig und der darin enthaltenen Methode findest du auf
kanji.koohii.
Außerdem mag dir vielleicht auch das Konzept von
2001 Kanji-Odyssey zusagen, dessen Konzept es ist, die Kanji nach der Häufigkeit des Auftretens in japanischen Texten zu lernen.
Aber wie gesagt: Für welche Methode du dich auch immer entscheidest, oder ob du vielleicht ein bisschen von jeder verwendest, bleibt vollkommen dir überlassen, denn einen "Königsweg" gibt es nicht.
Etwas schwieriger ist es besonders am Anfang, geeignetes Lesematerial zu finden, da Texte für Erwachsene natürlich viel zu viele Kanji und Vokabeln enthalten, um sie mit Spaß lesen zu können. Entsprechende Disziplin, Ausdauer und Motivation vorausgesetzt, mögen dir da natürlich
Firefox in Verbindung mit
Rikaichan eine große Hilfe sein, Texte im Internet zu lesen - aber auch diese Möglichkeit hat Grenzen (Grammatik, nicht in den Lexika enthaltene Redewendungen und Vokabeln). Mein Ratschlag wäre hier aber eher, am Anfang auf Lesematerial für die verschiedenen Schulklassen und Grade zurückzugreifen. Beispiele wären hier:
レベル別日本語多読ライブラリー und die Reihen
10分で読めるお話 und
10分で読める作者、10分で読める物語. Besonders die "Level graded Readers"-Reihe kann ich sehr empfehlen, weil sie sehr aufwendig produziert wurde und zu jedem Band auch eine professionell produzierte CD mit den Geschichten des jeweiligen Bandes geliefert wird (
Beispiele).
Der Vorteil ist - vorausgesetzt man mag kleine Geschichten, Märchen und Gedichte, dass sich diese Texte sowohl in der verwendeten Grammatik als auch im verwendeten Vokabular an den Schulklassen orientieren und man sie somit sofort lesen kann. Trotzdem wird man natürlich durchaus gefordert, da schon japanische Schulkinder einen größeren Wortschatz haben, als man ihn allein durch
Minna no nihongo vermittelt bekommt. Zudem werden die Kanji des jeweiligen aktuellen Schulgrades mit
Furigana versehen, während die schon vorherigen als bekannt vorausgesetzt werden (also nicht mit Furigana versehen werden). So gewöhnst man sich langsam, aber sicher daran, ganz natürlich Japanisch zu lesen.
Edit: Vielleicht aus eigener leidvoller Erfahrung würde ich dir sogar empfehlen, deine Zeit eher zum Lernen von Grammatik und Redewendungen denn zum Lernen von Kanji zu verwenden. Kanji bzw. Vokabeln kannst du im Allgemeinen nachschlagen, aber Probleme mit der Grammatik werden eher dazu führen, dass du etwas
nicht richtig verstehst (meine Meinung),
obwohl du vielleicht sämtliche Vokabeln kennst.