Nach einer Pause bin ich auch mal wieder hier. Danke für die netten Worte, torquato.
Also noch mein Senf zu ein paar Posts, erstmal zu 中.
Das ist eigentlich ein sehr schönes Bild. Erst wird ein Kästchen gemalt - das ist ein Raum oder eine Schachtel oder ein Feld.
Dann wird ein Strich mitten durch gemalt, der indiziert, was gemeint ist: innen drin, mitten durch, mitten drin oder auch genau in der Mitte. Dadurch kann es sowohl einfach nur "in" als auch "in der Mitte" heißen - vielleicht kannst Du es Dir so gut merken, LionYO. Und das ist nicht nur so ausgedacht, so ist das Zeichen entstanden. Ähnlich funktioniert es auch mit 本. Hier wird ein Baum gemalt (木) und dann kommt ein kleiner Strich dazu, der anzeigt, was gemeint ist, nämlich die Wurzel (und im übertragenen Sinne auch der Ursprung.
(08.10.14 16:09)Mayavulkan schrieb: Die Sprache war zuerst da, dann kam die Schrift.
Das stimmt gerade bei Japanisch eben nicht. Hier gab es zuerst die ältere japanische Sprache (ohne nennenswerte chinesische Einflüsse), dann kam die chinesische Schrift, und mit ihr ein extrem großer Einfluss auf die japanische Sprache. Hier hat sich die neuere japanische Sprache um die Schriftzeichen herumgeformt, die eigentlich überhaupt nicht passten, weil Japanisch und Chinesisch eben nicht verwandt sind. Was nicht passte, wurde passend gemacht.
Und noch zu Deinem Mitternachts-Problem, nia. Wörtlich heißt 真夜中 eigentlich: "in der wahren Nacht".
Das könnte heißen, dass Mitternacht einfach als die "richtige, tiefe Nacht" verstanden wurde/wird.
Es könnte sich sogar (Spekulation) auf das alte System mit den Doppelstunden beziehen, wo jede Doppelstunde einen Namen hatte, siehe
http://ja.wikipedia.org/wiki/%E5%8D%81%E...2%E8%BE%B0
Die einzige Doppelstunde, die das Zeichen Nacht 夜 enthält, ist die von 23 Uhr bis 1 Uhr. Man könnte also sagen "in der richtigen/wahren/wirklichen Nacht-(Doppel-)Stunde" (die, die auch wirklich so heißt), oder sogar "mitten in der richtigen/wahren/wirklichen Nacht-Doppel-Stunde", weil 0 Uhr genau die Mitte ist. Vielleicht hilft das ja?
Heisig find ich ganz gut, aber selber Eselsbrücken basteln noch besser - weil man da nicht einfach nur passiv liest sondern aktiv mit dem Zeichen etwas macht - das knüpft dann schon fleißig die Kontakte im Gehirn, mit denen man sich die Vokabel dann auch besser merken kann.