Ihr schreibt viel zu viel.
Was ich, nach viel hin und her, viel Gelesenem und Diskussionen, Selbsterfahrungen und -enttäuschungen gelernt habe:
Jede Lernmethode funktioniert. Und jede Lernmethode funktioniert nicht. Abhängig davon, was für ein Lerntyp dahinter steckt und (was gerne mal vergessen wird!) für welches Ziel gelernt wird.
Das fand ich eigentlich sehr schön an Narutoforevers Postings, er hat deutlich gemacht, was genau ihm wichtig ist.
Natürlich ist es schön, irgendwann mal alles perfekt zu können. Sich in jeder Lebenslage wie ein Muttersprachler zu bewegen. Aber, vieles davon wird man gar nicht brauchen, also muss man es auch nicht zwingend fokussieren.
Es gab mal einen Studenten aus dem - mein Gedächtnis verlässt mich schon wieder, ich glaube es war - arabischen Kulturkreis, der in Deutschland Jura studiert hat und anhand dessen Deutsch gelernt hat. Es war für ihn das wichtige, dass er sich in diesem Fachmilieu hat verständigen können.
Also hat er seine Pizza nach Feierabend genauso bestellt wie er morgens seine Gutachten geschrieben hat, und der Pizzadienst hat sich desöfteren veräppelt gefühlt. Seine Pizza hat er aber dennoch bekommen.
Ich finde es nicht schlimm, wenn jemand unwichtiges aus seinem Lernplan verbannt, und wenn das die Kultur ist, dann ist das vielleicht ein großer Teil, aber er kann dennoch z.B. naturwissenschaftliche Fachpublikationen lesen. Wenn er dann irgendwann eine Japanerin kennen lernt und standesgemäß mit seinen neuen Schwiegereltern reden möchte, wird er vielleicht merken, dass die Kultur doch wichtig für ihn geworden ist und seine Prioritäten verändern. Oder auch nicht.
Oh, Nephilim?
Kannst Du mir mal eine Sache erklären?
(31.10.12 21:30)Nephilim schrieb: Das ist auch einer der Gründe, warum ich Vokabellisten ablehne. Die Wörter sind mir ohne Zusammenhang und ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich die Wörter einmal brauchen werde.
vs.
Zitat:Bei Sätzen schlucke ich einfach alles, was ich begegne. Ob ich es viel brauchen werde oder nicht, ist mir fürs Erste egal.
Warum lehnst Du Wörterlisten von Vornherein ab, während Du Sätze, die die gleichen Eigenschaften besitzen können, völlig vorurteilsfrei behandelst?
Ob ich nun seltene Wörter oder nichtbenutzte Sätze lerne, ist doch eigentlich egal und in beiden Fällen nicht sonderlich zielführend.
Ich bin ein Freund von isoliertem Wörterlernen. Warum? Weil es ja auch ein Gegengewicht zu dem ständigen Predigen von Ganzheitlichem Vokabellernen in Sätzen gibt.
Sätze sind in den meisten Fällen zu lange, um sie gesamt zu pauken. Wenn man schlechte Sätze wählt, bringt der Mehrinhalt keine weitere Merkhilfe, sondern verwirrt nur. Wenn mehr als ein Wort im Satz oder die dahinter liegende Grammatik unbekannt oder nicht abrufbar ist, führt das zu unnötigem Aufwand im Gehirn.
Für in beiden Sprachen eindeutige Wörter (ein Hund ist auch in anderen Ländern keine Abart der Kuh) ist isoliertes Lernen also effizienter.
Für alles andere gilt dann wieder: Die richtige Methode zum richtigen Moment.
(01.11.12 10:43)Nephilim schrieb: Früher habe ich alles noch ganz simpel übersetzt. Doch heute versuche ich immer mehr und mehr auf ein monolinguales Wörterbuch umzusteigen. Deshalb tippe ich nun 大韓民国 in ein monolinguales Wörterbuch ein und es zeigt mir:
「朝鮮半島の38度線以南に、1948年に成立した国。首都ソウル。初代大統領は李承晩。韓国。人口4864万(2010)。→朝鮮 →三十八度線」
Wenn ich es nun verstehe, kenne ich das Wort nun ohne es übersetzt zu haben.
Wenn ich mir zu unsicher bin (Denn die Beschreibungen können manchmal recht komplizierte Wörter beinhalten) suche ich mit meinem JP-DE Wörterbuch auch noch eine übersetzte Bedeutung. Somit bin ich mir dann ganz sicher.
Es kommt ja auch wieder darauf an, was man mit dem gelernten so anfangen möchte. Ein Beispiel, schamlos geklaut:
Wenn jemand ruft "An eagle!", dann bringt es einem wenig, wenn man "ein Adler!" zurückruft, nein. Man sollte im Hirn nur verknüpft haben 'großer Vogel, nach oben gucken!' und vielleicht ein Bild des Tieres, um ihn zu sehen und vielleicht eine passende Antwort darauf erwiedern zu können.
Wenn man aber effizient übersetzen möchte, dann bringt Dir im Kopf nur die Assoziation "ein Adler" etwas. Es bringt Dir nichts, dass Du dann noch weißt, dass das ein großer Vogel ist , denn die Übersetzung "großer Vogel" reicht in diesem Falle nicht, das könnte ja auch ein Falke oder ein Albatross sein.
Extremstes Beispiel dafür war immer mein Latein-Unterricht. Ein Lehrer meinte da mal "nicht interpretieren, nur stupide übersetzen", und ich habe ganze Reden von römischen und griechischen Rednern bestens übersetzt, ohne sie überhaupt gelesen zu haben - die meisten haben ja auch nur verquirlten Mist gelabert.
Ein Englisch-Lehrer meinte, mit der Einsprachigkeit das perfekte Lernmittel gefunden zu haben, und hat uns nur englische Erklärungen zu den Vokabeln gegeben. Nun, nicht nur, dass mein Hirn immer einen riesen Umweg gehen musste, aber was für den einen eine gute Erklärung ist, ist für den anderen eine schlechte.
Was ist denn das Gegenteil von einem Auszubildenden? Ein Fertiggelernter (und wie sagt man das wieder in korrekterem Deutsch)? Der Chef? Ein Meister? Und wenn man den Weg wieder zurückgeht, ist das dann ein Auszubildender oder doch ein Lehrling?
Für mich war es nichts...