Naja, aber du hast dich aber trotzdem ziemlich falsch ausgedrückt. 1 Zeichen = 1 Wort ist wirklich falsch.
Ich glaube, du musst dir die Begrifflichkeiten ein wenig anschauen.
1 Kanji = 1 Wort ist auf jeden Fall falsch. Ein Wort ist eine abgetrennte, alleinstehende Einheit. „essen“ ist ein Wort, genau so wie „bin“ oder „Computer“. Das Wort kannst du in einen anderen Satz einfach so hineinsetzen, und wenn es dann von der Grammatik und vom Sinn her passt, ist es in Ordnung. Im Deutschen hast du den Vorteil, dass wir hier Leerzeichen benutzen, das hast du im Chinesischen und Japanischen aber nicht (Im Koreanischen aber schon). Aber trotzdem gibt es auch dort Wörter. Das sind nämlich die Sachen, die man im Wörterbuch findet.
Ein Kanji ist schlicht und einfach ein chinesisches Zeichen, 攪 oder 算 oder was auch immer.
Jetzt gibt es noch
Lesungen. Da unterscheidet sich Chinesisch wirklich stark. Im Chinesischen haben die allermeisten Zeichen wirklich nur eine Lesung, aber nicht immer. Im Japanischen haben ja sehr viele Zeichen mehrere Lesungen. Dazu kommt, dass im Chinesischen ein Zeichen immer genau
eine Silbe hat. Immer und ohne Ausnahme. Im Japanischen gilt das nicht.
Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, was du jetzt genau sagen willst, aber im Chinesischen sind die allermeisten Wörter zweisilbig oder mittlerweile dreisilbig, und werden deswegen auch mit zwei oder drei Kanji geschrieben.
Einsilbige Wörter gibt es im Chinesischen gar nicht so viele. Selbst da ist es kein Problem, sie zu unterscheiden. Die allermeisten Zeichen treten nur in Verbindung mit anderen Zeichen auf. Wenn du z.B.
shì nimmst, ist es sehr oft einfach nur 是, also „sein“. Man hat im Chinesischen ja auch noch die Töne, die dazu zählen. Wenn es dann im Endeffekt wirklich noch mehrere Wörter gibt, die gleich klingen, ist es vom Kontext her genau so eindeutig, wie du bei Englisch kein Problem mit their oder there hast, oder im Französischen mit parle, parles oder parlent.
In zweisilbigen Wörtern wird das ganze dann unglaublich eindeutig, so dass du praktisch nie verwechselst. In Verbindung mit dem Kontext hast du dann eine ganz normale Sprache.
Nicht anders ist es übrigens bei Japanisch. Im Japanischen Zeichenwörterbuch findest du zwar meinetwegen unglaublich viele Zeichen mit der Lesung か. Aber davon werden nur unglaublich wenige als eigenständiges Wort benutzt, fast alle nur in Verbindung mit einem anderen Zeichen, als Kompositum; oder aber in einer bestehenden Redewendung. Auch bei zweisilbigen Wörtern ist das kein großes Problem. Es gibt da zwar mehr gleichlautende Wörter, wie z.B. こうせい (Das kommt hauptsächlich daher, da Japanisch lautärmer als Chinesisch ist, und keine Töne hat), aber die wichtigste Zutat ist dann einfach der Kontext. Wenn man über Gesundheit (厚生) redet, wird kaum jemand einen Fixstern (恒星) erwähnen.
Du hast im Grunde sogar im Japanischen noch eher Wörter, die nur aus einem Kanji bestehen, aber sie bestehen aus mehreren Silben. Im Japanischen kannst du 心、国、袋 sagen, im Chinesischen geht das nicht.
Weder im Japanischen noch im Chinesischen hast du irgendein Problem mit gleichlautenden Wörtern oder mit chaotischen Lesungen oder sonstwas. Wenn das ein Problem wäre, hätte man es dort schon längst abgeschafft.
Bei einer Sprache gilt: Was nicht funktioniert, verschwindet. Die Sachen gibt es noch, also funktioniert es auch.
Ich glaube ich hab dich jetzt übrigens verstanden (Tut mir leid, aber du hast dich echt sehr komisch ausgedrückt
). Deswegen jetzt hier noch mal kompakt, was ich oben geschrieben habe
Im Chinesischen ist es so:
Die allermeisten Zeichen haben eine Lesung, die immer aus einer Silbe besteht.
Umgekehrt gilt aber nicht, dass eine Silbe nur mit einem Zeichen geschrieben wird. Wenn du shì nimmst, hast du vielleicht 70 Zeichen dafür. Praktisch alle dieser Zeichen sind aber nur Morpheme, d.h. unselbständige, aber (meistens) bedeutungstragende Einheiten eines Wortes, welches sich aus mehreren Zeichen zusammengesetzt (Kompositum).
Die meisten Wörter im Chinesischen haben mehrere Silben, d.h. mehrere Zeichen (sog. Komposita). Diese Komposita sind fast immer eindeutig.
Im Japanischen:
Viele Zeichen haben mehrere Lesungen, hauptsächlich die On-Lesungen (Chinesisch), und die kun-Lesungen (Japanisch). On-Lesungen wären im Grunde auch einsilbig, aber das hat wegen dem begrenzten Lautrepertoire des Japanischen nicht geklappt, weswegen sie jetzt maximal zweisilbig sind. Kun-Lesungen können sehr lang sein, teilweise 5-silbig oder mehr.
Wie auch im Chinesischen gibt es für viele Silben mehrere Zeichen. Im Japanischen hast du jetzt aber den ganz großen Unterschied, dass nicht mehr jede Silbe unbedingt einem Kanji entsprechen muss. Manchmal sind es 4 Silben, die einem Kanji entsprechen, manchmal nur eine.
Im Japanischen gibt es nur sehr wenige Wörter, die nur eine Silbe haben. Die allermeisten Wörter haben mehrere Silben. Im Gegensatz zum Chinesischen kann das dann ganz flexibel sein, wie z.B. im Deutschen auch.
Dein Problem ist glaub ich wieder, dass du wieder von Kanji als Grundbaustein der Sprache ausgehst. Kanji kommen als letztes.
Im Deutschen hast du doch „en“ auch als Silbe für unglaublich viele Wörter. Aber du würdest das doch nie als chaotisch bezeichnen, oder nicht? Was interessiert dich denn, ob „en“ jetzt in „denn“, oder in „Deutschen“, oder in „bezeichnen“ oder „Zeichen“ usw. drinsteckt. Das führt doch gar nicht zu irgendeiner Verwirrung, ganz einfach, weil du „en“ nicht alleine verwendest.
Nicht anders ist es im Chinesischen oder Japanischen: Ob da shì jetzt 60 Kanji hat, ist völlig unerheblich. Man muss die Wörter, wo es drin auftaucht, lernen. Wenn du die Wörter nicht kennst, ist es auch kein Problem. Im Deutschen musst du auch nicht alle Wörter mit „en“ sofort können.