(23.04.22 11:46)Yano schrieb: Definitiv hatten die Leute früher mehr Respekt vor glaubhafter Mehrsprachigkeit.
Aber damals, in den frühen 80er-Jahren, gab es im Bereich der Spitzentechnik bereits einiges. Z.B das Telefax. es hat sich in Japan nur langsam durchgesetzt, weil die ersten Geräte sehr teuer waren, keineswegs hatten damals die vielen Übersetzungsagenturen alle das Fax. Noch so ein Ding für einige tausend Euro war der ワプロ "Word Processor", eine Art Desktop-PC mit oben auf dem Monitor sitzenden (hochauflösenden) Nadeldrucker, wobei Änderungen an der Software dem Normalverbraucher nicht möglich waren. Anfangs haben wir auch Übersetzungen ins Japanische gemacht, manche Agenturen waren von dem guten Schriftbild nicht begeistert und haben es nochmal von Hand abschreiben lassen. Gleichwohl hat sich der Wapro in der Geschäftswelt rasch durchgesetzt.
Und auch damals schon immer wieder die Maschinenübersetzung. Damals war "Diversifizierung" in Mode, und so Firmen wie etwa Baukonzerne sollten riesige Gelder in Forschung und Entwicklung von Übersetzungsmaschinen versenken; das verschwand später sang- und klanglos.
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Und natürlich war das die gute alte Zeit. Für mich.
Den Wapuro kenne ich gut, ich habe in Japan als ich angekommen bin mit Minna no Nihongo gelernt und da hat Smithsan immer gerne einen Wapuro bedient.
Von Hand abschreiben lassen! Ich bin so neidisch auf die Arbeitsverhältnisse von früher. Ich glaube ich würde nichts lieber machen, als den ganzen Tag etwas von Hand abzuschreiben...
Ich bin eigentlich Architektin und habe Japanisch nur so nebenbei gelernt, aber in meinem Bereich war es oft so, dass irgendwo in einer Ecke des Büros oder in einem Abstellraum die alten Geräte gestanden sind, sehr beeindruckend und auch irgendwie unheimlich die Erzählungen davon wie man früher Pläne kopiert hat. Aber es hat noch eigene Angestellte gegeben, die die Pläne mit Buntstiften angemalt haben! Herrlich...
(23.04.22 18:05)harerod schrieb: Der WaPro war schon ein riesiger Fortschritt, wenn man bedenkt wie vorher eine japanische Schreibmaschine ausgesehen hat: https://ja.wikipedia.org/wiki/%E5%92%8C%...F%E3%83%BC
Während in den 1980ern bei uns Computer noch mit 256x192 Pixeln (ZX Spectrum) dahergekommen sind, waren die japanischen Maschinen schon früh mit hoher Grafikauflösung ausgestattet. Ein Beispiel dafür ist die NEC PC-9800 Familie:
https://en.wikipedia.org/wiki/PC-9800_series
PC-98 wird übrigens von DOSBOX-X emuliert, falls jemand mal in Nostalgie schwelgen möchte.
Bei anderen elektronischen Geräten kann man auch beobachten, wie zunächst Katakana, dann Hiragana und gaaaanz viel später Kanji aufkamen. Mein erster Kontakt mit japanischen Zeichen kam durch den Industriestandard Hitachi HD44780 LCD Controller: https://en.wikipedia.org/wiki/Hitachi_HD...controller
Interessant ist auch immer zu sehen, wie schwierig es für Softwareentwickler war, mit Kana alleine ein Benutzerinterface zu bauen. Da haben dann Katakana als Ersatz für Kanji herhalten müssen und Okurigana wurden, wenn vorhanden, mit Hirgana wiedergegeben.
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Amimononohitsuji, was hast Du eigentlich vor, mit dem besten aller Wörterbücher? Professionell arbeiten? Oder als Liebhaberobjekt ins Regal?
https://en.wikipedia.org/wiki/K%C5%8Djien
Für tatsächliches Arbeiten würde ich mir ein Nachschlagewerk in elektronischer Form anschaffen. Alleine eine digitale Volltextsuche, gepaart vielleicht noch mit einem Zeichentablett, spart gigantisch Zeit.
Amimononohitsuji, ich habe jetzt kein Gefühl für Deinen Ausbildungsstand, deshalb noch ein Suchbegriff aus der modernen Linguistik, den ich bisher in diesem Thread noch nicht gesehen habe: "Corpus"
https://ja.wikipedia.org/wiki/%E3%82%B3%...1%E3%82%B9
Es gibt verschiedene Corpora für Japanisch, mit unterschiedlichen Gewichtungen. Corpora dienen als Grundlage für moderne Wörterbücher und (deskriptive) Grammatiken. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sowas für Dich interessant sein könnte. Das Problem ist leider, dass Du den Inhalt jeweils beurteilen können musst.
Bekannt ist das Tanaka-Corpus: http://shachi.org/resources/3843?ln=eng
Dessen Qualität wird jedoch, höflich ausgedrückt, gemischt beurteilt. Gemäß dem alten Spruch "glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast", ist es sehr wichtig zu wissen wie und von wem ein Corpus entstanden ist.
https://jisho.org/about <- Tatoeba (Tanaka corpus)
Ich habe Japanisch angefangen zu lernen als ich nach der Uni dort gearbeitet habe. Und das hauptsächlich im Selbststudium. Ich war zwar kurz zweimal in Sprachschulen, die waren aber sehr enttäuschend. Auch habe ich versucht Ausländern aus dem Weg zu gehen weil die meisten gar nicht Japanisch lernen wollten. Deshalb hatte ich keinen Kontakt zu so etwas wie einem common sense für das Japanischlernen, schon gar nicht aus der Sicht eines Deutschsprachigen. Ich habe auch alles immer bis auf einen Kurs der Universität Duisburg den ich im Internet gefunden habe alles rein auf japanisch gelernt, was auch Vor- und Nachteile hat.
Jetzt tausche ich mich gerne mit englischsprachigen Japanischlernenden im Internet aus und bin draufgekommen, dass ich kein gutes Grundgerüst an Material und Lernmethoden habe. Eher so etwas wie ein Konstrukt aus Strohhalmen, an die ich mich im Laufe der Jahre geklammert habe um nicht unterzugehen.
Zum einen ist das die Frage nach einem Wörterbuch, das MAN haben muss als Deutschsprachiger. Dann zum anderen fehlen mir auch einfach Suchbegriffe wie ZB Corpus, danke! Zum Beispiel bei "Volltextsuche" bin ich mir schon nicht sicher ob ich das richtig verstehe. Ein Profi hätte dann zB mehrere Corpi (?) auf dem eigenen Rechner und ein Grafiktablett um Kanjis zu schreiben und kann dann per Volltextsuche in diesen Corpi suchen? Was ich aus der englischsprachigen Welt erfahren habe, ist, dass viele ihre digitalen Bücher in eine Bibliothek umwandeln, um dann darin Redewendungen suchen zu können und auch alle möglichen Statistiken auszuwerten.
Der Wunschtraum dahinter ist, mein Japanisch so aufzupolieren, dass ich vielleicht etwas übersetzen kann. Das ist vielleicht auch unrealistisch, weil ich nicht Japanisch studiert habe, aber wenn ich mir hier Stellenangebote in Tokio anschaue, gibt es schon Angebote die sich so anhören, als ob da nicht unbedingt Vollprofis gesucht würden. Deshalb, auch wenn dieser Traum nicht erfüllbar ist, dachte ich, ich frage einmal, was man denn als Übersetzer für ein Arbeitsmaterial verwendet. Irgendwie finde ich aber in die Richtung Japanisch- Deutsch das wadoku Wörterbuch nicht so schlecht aus Sicht eines Laien.
Für das Regal brauche ich nichts. Je elektronischer, desto besser, aber ich wollte irgendwie nur sichergehen, ob das eben Profis auch so sehen, weil für irgendwen müssen diese ganzen Papierausgaben ja gedruckt werden
Das 広辞苑 habe ich mittlerweile in Verwendung mit Yomichan.