Zitat:Ich finde gerade das Kanjilernen so ungemein faszinierend. Es ist sehr viel einfacher, als einen Text zu lesen, der nur in Hiragana gefasst ist (ganz abgesehen davon, dass japanische Schriftstücke nun einmal Kanji verwenden).
Ich bin eher der Ansicht, dass zwanzig Kanji pro Lektion im "Grundkurs Japanisch" zu wenig sind.
Ich bin genau deiner Meinung
Ich hab vor ungefähr zwei Jahren angefangen, Kanji zu lernen und bin jetzt eigentlich so ziemlich durch mit den Jouyou-Kanji, weswegen ich jetzt endlich mal japanische Bücher in mehr als nur Schneckentempo lesen kann.
Dabei hab ich auch festgestellt, dass Kinderbücher, die nur in Hiragana geschrieben sind, viel schwerer verständlich sind, als Bücher für junge Erwachsene, die dann eben sehr viele Kanji und nur teilweise bei schwierigen Wörtern Furigana aufweisen. Ich glaube, wenn Japanisch keine Kanji hätte, wär's um Kanten schwerer zu lernen, eben weil's so viele gleich klingende Wörter gibt.
Kleines Beispiel:
(Meine Freundin und ich unterhalten uns im Zug in Japan; es geht ganz grob darum, dass sie Blumen mag)
Freundin: Welche Blumen magst du?
Ich: Ich?
Freundin: Nein, welche Blumen mag ich?
Ich: Häh?
Freundin: Welche Blumen mag ich?
So ungefähr würde die Übersetzung der Unterhaltung aussehen, wie ich die ganze Situation verstanden habe. Des Rätsels Lösung ist aber ganz einfach, weil wir aneinander vorbeigeredet haben
Sie meinte:
Freundin: 菜の花が好き.
Ich: 私?
Freundin: あっ、ちがう。私は菜の花が好き。
Ich: え?
Freundin: 私は菜の花が好き。
Und ich habe statt 菜の花 (na no hana = Rapsblume) immer 何の花 (nan no hana = welche Blume) verstanden. Sie wollte mir die ganze Zeit sagen, dass sie Rapsblumen mag und ich hab stattdessen immer verstanden: "Welche Blumen mag ich?", ganz einfach, weil beide Sätze gesprochen fast gleich klingen. Erst nachdem wir die Kanjis auf unsere Handflächen gemalt hatten, haben wir dann das Missverständnis geklärt
Wegen den Kanji in "Grundkurs Japanisch":
Ich hab mir auch schon gedacht, dass die 1000 Kanji, die man dann am Ende der zwei Bücher kann, für den Japanaufenthalt, der ja nach den zwei Jahren Grundstudium normalerweise ins Haus steht, eigentlich eher mangelhaft sind.
Als ich im letzten Sommer in Japan war, konnte ich zu der Zeit auch schon über 1000 Kanji und fand das trotzdem noch ungenügend, weil man von allen Seiten mit Kanjis regelrecht bombardiert wird und man ja auch verstehen will, was da überall geschrieben steht. (Ob jetzt in Geschäften, beim Bus- und Zugfahren, in der Bank oder beim Einkaufen etc.) Besonders schade fand ich das immer in den Büchergeschäften (ich bin eine absolute Leseratte und liebe Bücher über alles!). Da erstrecken sich Weiten von den tollsten Fantasy Geschichten und ich kann nichts damit anfangen, weil ich sie nicht lesen kann...
Andererseits muss ich aber auch sagen, dass gerade für Leute, die vor ihrem Japanologie Studium noch nie Japanisch (oder Kanji) gelernt haben, 20 Kanji pro Lektion immer noch eine gewaltige Herausforderung darstellen! Es ist nämlich ein gewaltiger Unterschied, ob man freiwillig Kanji lernt, weil man davon einfach nicht genug bekommen kann und sich dementsprechend auch viel leichter tut, oder ob man Kanji eher als notwendiges Übel sieht, und ewig lernt, um die Dinger möglichst noch bis zur nächsten Klausur im Gedächtnis zu behalten. Am besten ist da einfach, nebenbei noch zusätzlich zu lernen, wenn einem der Stoff aus den Büchern zu wenig ist