Beitrag #1

Ich habe letzte Woche eine unangenehme Erfahrung gemacht.
Eine japanische Brieffreundin, die in Hongkong wohnt und (glücklicherweise) fließend englisch spricht, hat mir ein Foto geschickt, auf dem sie selbst mit 2 kleinen Mädchen, links und rechts, steht.
Ich hätte sie jetzt fragen können, welches ihre Tochter ist, da ich weiß, daß sie eine hat. Stattdessen sah ich mir das Bild an und sagte: "das Mädchen rechts ist bestimmt deine Tochter, sie sieht dir sehr ähnlich!"

Fettnäpfchen!

Die Antwort: "Nein, das Mädchen rechts hat eine philippinische Mutter und der Vater ist aus Australien. Meine Tochter ist 100% japanisch!"

Das "100% japanisch!" hat sie betont. Es hat mich etwas geschockt, wie sauer sie reagierte. Ich hatte mich gleich entschuldigt. Aber seitdem schmollt sie spürbar.

Beitrag #2

Wie kannst du nur eine Japanerin von "göttlicher" Herkunft mit einem Ausländer-Mix vergleichen!

Das grenzt an Gotteslästerung!

Marc

Beitrag #3

Tja, typisch japanischer Nationalstolz
kann man nix machen

Beitrag #4

Japaner sind auch beleidigt, wenn sie selber was falsch machen!

Beitrag #5

Zitat:Japaner sind auch beleidigt, wenn sie selber was falsch machen!

Und Deutsche nicht?

Beitrag #6

Klasse Thread bisher. Weiter so!

Beitrag #7

Ich glaube diese Beleidigung entsteht eher dadurch, dass man in Japan einen sehr ausgepraegten Perfektionismus entgegenstrebt. Ich hab mal in einem Bericht gesehen, dass man in Japan immer danach strebt bereits gelernte Schritte zu verbessern waehrend man in Deutschland danach strebt an die gelernten Dinge immer etwas neues anzuhaengen.

[EDIT] Es ging in dem Bericht um das japanische Handwerk.

Die Beleidigung (sich selbst gegenueber), die hier angesprochen wurde, entsteht vielleicht dadurch, dass man sich Fehler in Japan aus dem Streben heraus alles zu Perfektionieren sehr uebel nimmt.

Diesbezueglich habe ich oft das Gefuehl in Japan gehabt, das viele Menschen zum Beispiel sehr gut Englisch konnten sich aber trauten mit mir auf Englisch zu sprechen.

Beitrag #8

Zitat: Ich glaube diese Beleidigung entsteht eher dadurch, dass man in Japan einen sehr ausgepraegten Perfektionismus entgegenstrebt. Ich hab mal in einem Bericht gesehen, dass man in Japan immer danach strebt bereits gelernte Schritte zu verbessern waehrend man in Deutschland danach strebt an die gelernten Dinge immer etwas neues anzuhaengen.

From the moment they wake they seak the perfection in whatever they persume (Zitat aus Last Samurai)

Ich hab das immer für "Film-Geschwafel" gehalten. Ist dem nun wirklich so? Kann man Japaner leicht beleidigen indem man ihre "Perfektheit" anzweifelt??

Beitrag #9

Zitat:Ich hab das immer für "Film-Geschwafel" gehalten. Ist dem nun wirklich so? Kann man Japaner leicht beleidigen indem man ihre "Perfektheit" anzweifelt??

Nun, so ueberspitzt wuerde ich das nicht sehen. Ich habe hier vom japanischen Handwerk gesprochen. Das jetzt auf die moderne japanische Gesellschaft zu uebertragen finde ich schon etwas weit hergeholt.
Aber ich denke auch, das man viele dieser Zuege auch im Verhalten von vielen heutigen Japanern entdecken kann. Ich frage mich dabei, ob diese Beobachtung auch andere mit mir teilen?

Beitrag #10

Ich habe neulich im Unterricht einen interessanten Film gesehen. Dort wurde gesagt, (nicht wörtlich) dass Japaner nicht verstehen, was Deutsche sich so gegen monotone Arbeit (z.B. am Band) haben. In Japan sehe man es gerade als unterstützend und befriedigend, wenn man eine Arbeit macht, in der man den gleichen kleinen Schritt immer und immer wieder macht. Man könne sich voll auf das wenige konzentrieren und bis zur Perfektion immer wieder verbessern. Dadurch sei das wie Meditation.
Soviel nur dazu.