Yano
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Beitrag #1
Japaner sind eigentlich Juden
Es gibt in meiner Stadt eine japanische Esoterik-Szene, und da kursiert jetzt die Theorie, die Japaner seien eigentlich einer der "verlorenen" (was immer das sein mag) Stämme Israels. Das Buch habe ich nicht gelesen, es scheint sauteuer zu sein. Man sieht auf dem Bild vom Umschlag, daß die These vertreten wird, selbst Hiragana sei nicht verschliffenes Chinesisch sondern verschliffenes Althebräisch (oh mei). Daß japanische Esoteriker in D viel englischsprachliche Literatur konsumieren, halte ich für wenig wahrscheinlich (vielleicht gibt es aber schon eine japanische Übersetzung), doch diese These hat sich jetzt herumgesprochen und wird anscheinend von etlichen Japanern wohlwollend aufgenommen.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.11.14 22:44 von Yano.)
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23.11.14 19:03 |
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Woa de Lodela
Beiträge: 1.539
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Beitrag #2
RE: Japaner sind eigentlich Juden
Das kursiert schon seit etlichen Jahren im Netz. War das nicht eigentlich als Scherz gemeint?
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23.11.14 19:21 |
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torquato
Beiträge: 2.823
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Beitrag #3
RE: Japaner sind eigentlich Juden
Das erinnert mich verblüffend an Umberto Ecos 'Das Foucaultsche Pendel'. Da wird von den Protagonisten des Romans auch aus Spaß eine absurde historische Theorie konstruiert, die allerdings nur so 'lange' lustig ist, bis die Leute, und letztendlich auch sie selbst, anfagen, dieses Hirngespennst ernst zu nehmen. Urkomisch zu lesen.
Es würde mich nicht wundern, wenn jemand die Probe aufs Exempel versucht hätte.
Ach ja, bei Amazon kann man auch reinlesen: http://www.amazon.com/Biblical-Hebrew-Or...718&sr=1-2
Köstlich!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.11.14 19:36 von torquato.)
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23.11.14 19:35 |
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Firithfenion
Beiträge: 1.727
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Beitrag #4
RE: Japaner sind eigentlich Juden
(23.11.14 19:35)torquato schrieb: Das erinnert mich verblüffend an Umberto Ecos 'Das Foucaultsche Pendel'. Da wird von den Protagonisten des Romans auch aus Spaß eine absurde historische Theorie konstruiert, die allerdings nur so 'lange' lustig ist, bis die Leute, und letztendlich auch sie selbst, anfagen, dieses Hirngespennst ernst zu nehmen. Urkomisch zu lesen.
Ich fand das Buch auch sehr gut, aber eher etwas beunruhigend als komisch. Komisch ist es nur zu Anfang, als dieser Esoteriker mit dem Fragment und seiner Deutung aus dem Verlagshaus hinauskomplimentiert und an den angeschlossenen Selbstverlag "Manutio" (ich glaube so hieß der) verwiesen wird.
Seltsam finde ich, das so viele Menschen das Buch völlig mißverstanden haben und glauben, Eco hätte imit seinem Buch eine tatsächlich bis heute existierende geheime Verschwörung der Tempelritter andeuten wollen. Genau das hat er eben nicht getan. Das dem Buch vorangehende Zitat von Raymund Smullyan "Aberglauben bringt Unglück" sagt eigentlich alles darüber aus was Eco von solchen Verschwörungstheorien hält. Das Buch ist im Grunde eine Konstruktionsanleitung, die zeigt, wie einfach es für Menschen ist, die über ein überdurchschnittliches historisches Wissen verfügen, aus willkürlich selektierten historischen Fakten eine für Normalbürger durchaus plausibel klingende Verschwörungstheorie zu konstruieren.
Was den verlorenen Stamm Israels angeht, so sympathisiere ich eher mit der Theorie Glen A. Larsons das sie irgendwann vor langer Zeit die Erde verlassen haben und jetzt mit ihrem Kampfstern Galactica auf der Suche nach ihrer ursprünglichen Heimat sind.
Truth sounds like hate to those who hate truth
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23.11.14 19:59 |
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torquato
Beiträge: 2.823
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Beitrag #5
RE: Japaner sind eigentlich Juden
(23.11.14 19:59)Firithfenion schrieb: (23.11.14 19:35)torquato schrieb: Das erinnert mich verblüffend an Umberto Ecos 'Das Foucaultsche Pendel'. Da wird von den Protagonisten des Romans auch aus Spaß eine absurde historische Theorie konstruiert, die allerdings nur so 'lange' lustig ist, bis die Leute, und letztendlich auch sie selbst, anfagen, dieses Hirngespennst ernst zu nehmen. Urkomisch zu lesen.
Ich fand das Buch auch sehr gut, aber eher etwas beunruhigend als komisch. Komisch ist es nur zu Anfang, als dieser Esoteriker mit dem Fragment und seiner Deutung aus dem Verlagshaus hinauskomplimentiert und an den angeschlossenen Selbstverlag "Manutio" (ich glaube so hieß der) verwiesen wird.
Kommt vielleicht auch ein bißchen drauf an, was man als komisch versteht. Aber stimmt schon. Es ist ja nicht nur einfach komisch, sondern da steckt schon noch eine Menge dahinter. Geht sehr viel um Erkenntnistheorie, Hermeneutik, Exegese...
Gerade dieses Fragment aus dem sich das ganze entwickelt, wird später im Verlauf des Romans noch richtig zum Brüller, nicht nur als dieser Herr Ardenti, ich glaube so hieß er, das dem Lektor vorstellt. Irgendwann fangen sie an, daraus eine 'ernsthafte' Verschwörungstheorie zu entwickeln, später dann erklärt seine Frau ihm, daß dieses Dokument der Templer lediglich eine Lieferliste für Blumenhändler ist. Für diese Erkenntnis brauchte es kaum mehr als einen x-beliebigen Reiseführer der Provence. Trotzdem hat sich inzwischen eine ganz andere Deutung verselbständigt. Also ich finde sowas komisch.
(23.11.14 19:59)Firithfenion schrieb: Seltsam finde ich, das so viele Menschen das Buch völlig mißverstanden haben und glauben, Eco hätte imit seinem Buch eine tatsächlich bis heute existierende geheime Verschwörung der Tempelritter andeuten wollen. Genau das hat er eben nicht getan. Das dem Buch vorangehende Zitat von Raymund Smullyan "Aberglauben bringt Unglück" sagt eigentlich alles darüber aus was Eco von solchen Verschwörungstheorien hält. Das Buch ist im Grunde eine Konstruktionsanleitung, die zeigt, wie einfach es für Menschen ist, die über ein überdurchschnittliches historisches Wissen verfügen, aus willkürlich selektierten historischen Fakten eine für Normalbürger durchaus plausibel klingende Verschwörungstheorie zu konstruieren.
Ich wüßte jetzt nicht, daß irgendjemand Eco da irgendwie ernst genommen hätte, was die Templersachen inhaltlich angeht. Klar, Eco hätte das Zeug dazu. Er ist von Haus aus Mediävist, kennt sich bestens in der Materie aus. Er schafft es wunderbar historische Details und Fakten mit groteskem Nonsens zu verwursten.
Ich würde es so sagen: 'Das Foucaultsche Pendel' ist die 'Bielefeldverschwörung' für literarische Genießer.
(23.11.14 19:59)Firithfenion schrieb: Was den verlorenen Stamm Israels angeht, so sympathisiere ich eher mit der Theorie Glen A. Larsons das sie irgendwann vor langer Zeit die Erde verlassen haben und jetzt mit ihrem Kampfstern Galactica auf der Suche nach ihrer ursprünglichen Heimat sind.
LOL
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23.11.14 21:16 |
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Hachiko
Gast
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Beitrag #6
RE: Japaner sind eigentlich Juden
(23.11.14 19:03)Yano schrieb: Es gibt in meiner Stadt eine japanische Esoterik-Szene, und da kursiert jetzt die Theorie, die Japaner seien eigentlich einer der "verlorenen" (was immer das sein mag) Stämme Israels. Das Buch habe ich nicht gelesen, es scheint sauteuer zu sein. Man sieht auf dem Bild vom Umschlag, daß die These vertreten wird, selbst Hiragana sei nicht verschliffenes Chinesisch sonder verschliffenes Althebräisch (oh mei). Daß japanische Esoteriker in D viel englischsprachliche Literatur konsumieren, halte ich für wenig wahrscheinlich (vielleicht gibt es aber schon eine japanische Übersetzung), doch diese These hat sich jetzt herumgesprochen und wird anscheinend von etlichen Japanern wohlwollend aufgenommen.
Sag mal, du hast doch vor einiger Zeit geschrieben, dass sich deine Frau mit Esotherik befasst und ein Haufen solcher Bücher im Hause
Yano herumliegen. Mit Verlaub, liest die wirklich so ein Zeugs und was sind denn das für komische Japaner, die an so einen Kockolores glauben, oder
ist das die Wirkung des Starkbiers, dass deren Sinne so benebelt sind.
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23.11.14 21:49 |
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Yano
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Beitrag #7
RE: Japaner sind eigentlich Juden
Das ist nur ein Buch, das halt in vielen Exemplaren in meinem Haus verstreut ist, 心の風, von jemandem mit dem Pseudonym "Shar La Mu" 沙羅無有. Gefüllt mit vielen Lebensweisheiten, etliche davon recht banal. Der Autor hat aber seine Fans, durchaus auch in Bayern.
Bayern; kein Bayer wird sagen, leider ist Altbayern so gebirgig. Daß Japan "leider" so gebirgig ist, hörst du hingegen gleich, wenn du mit den Leuten redest. Das ist ein Aspekt, der könnte zu der Vermutung leiten, die Japaner sind noch nicht so lange in J wie die Bayern in Bayern.
Die Geschichtslehre sagt freilich das Gegenteil.
Edit
Was soll das Wort mit dem Starkbier? Es ist doch noch lange nicht Starkbierzeit.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.11.14 22:42 von Yano.)
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23.11.14 22:34 |
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Woa de Lodela
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Beitrag #8
RE: Japaner sind eigentlich Juden
Das Buch ist ja doch schon uralt, sehe ich gerade. Aber es ist schon ernst gemeint, oder? Die entsprechenden Seiten, die zum Thema seit etlichen Jahren im Netz kursieren, hielt ich (fälschlicherweise?) immer für einen recht originellen Scherz.
<ot>
Zitat:心の風
Homonym: 心の風邪 sind in Depressionen, hört sich nicht so schlimm an wie die selbstverschuldete "Anpassungsstörung".
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24.11.14 06:00 |
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Yano
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Beitrag #9
RE: Japaner sind eigentlich Juden
(24.11.14 06:00)Woa de Lodela schrieb: Das Buch ist ja doch schon uralt, sehe ich gerade. Aber es ist schon ernst gemeint, oder? Die entsprechenden Seiten, die zum Thema
Uralt? Was ich in der Hand habe, ist die erste Auflage von 2007, meine Frau hat etliche Exemplare im Haus strategisch plaziert, darunter auch in meinem Arbeitszimmer. Es gibt auch eine gekürzte Ausgabe, von der war plötzlich ein Exemplar im Auto. Das Buch an sich ist heilkräftig, so der Glaube, man braucht es noch nicht mal lesen.
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24.11.14 08:36 |
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Woa de Lodela
Beiträge: 1.539
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RE: Japaner sind eigentlich Juden
Nein, ich meine das "Juden-Buch" von 2005. Das sind neun Jahre. Dein Eingangspost las sich so, als ob das eine ganz neue Theorie wäre, deswegen schrieb ich, dass es schon lange im Netz kursiert. Aber du meintest deine Bekannten.
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24.11.14 12:37 |
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