@filter: darf man fragen, wo Du wohnst? Eher in der Großstadt oder eher ländlich? Ich lebe ja seit April in Tokyo und Deine Erfahrungen mußte ich nicht machen. Ein Bankkonto habe ich letztes Jahr bei meinem Praktikum gleich am ersten Tag eröffnet und meine Kommilitonen, die dieses Jahr angefangen haben, konnten auch problemlos gleich am ersten Tag ein Konto bekommen. Werde mich mal umhören, bei denen, die im Herbst kommen, ob sich da was geändert haben könnte. Wo Du sagst - Du bist früher, also vor Studienbeginn gekommen - was hast Du derzeit für ein Visum - schon dein entgültiges ryuugakusei-Visum? Das Visum muß nämlich definitiv mindestens 6 Monate gültig sein, damit Du ein Bankkonto eröffnen kannst, etc. Falls Du erstmal mit Touristenvisum eingereist bist, ist das das Problem. Darf denn in Deutschland jeder einfach so ein Bankkonto eröffnen? Ich weiß das ehrlich gesagt gar nicht?
Die Wohnungssuche gestaltet sich sicher als Ausländer etwas schwieriger. Mein Makler war allerdings sehr nett, und hat sich die Zeit genommen, bei den Wohnungen, die mich interessiert haben, einfach mal anzurufen, ob die in meinem speziellen Fall (Promotionsstudentin aus Deutschland, die zumindest halbwegs alltagstauglich japanisch redet) in Ordnung sind und die Auswahl war gar nicht so schlecht. Ein paar haben trotzdem "nein" gesagt, aber ich habe auf Anhieb 'ne tolle Wohhnung gefunden. Nachvollziehen kann ich schon, daß viele Vermieter keinen Ausländer wollen. Ich denke, vor allem die Sprache ist häufig ein Hindernis und die Sorge, daß Leute einfach wieder in ihr Heimatland verschwinden und einen Mietrückstand offen lassen... Außerdem sind zumindest die Japaner, die um mich herum wohnen, sehr angenehme, leise und rücksichtsvolle Mieter mit denen ein Vermieter vermutlich wenig Ärger und Beschwerden hat. Ich denke, ich bin das auch, aber in Deutschland habe ich da doch ganz anderes miterlebt. Wenn der Makler sich da nicht ein bißchen für Dich reinhängt, ist es sicher schwieriger.
Ich erlebe hier viel Neugier, ein bißchen Mißtrauen aber von wirklich feindlicher Einstellung habe ich, wenn man mal von den Heinis in den schwarzen Wagen absieht, noch nichts mitbekommen... Natürlich nervt es, wenn Dich Leute erstmal auf Englisch ansprechen, weil Englisch als Weißer ja Deine Muttersprache sein muß und natürlich nervt es manchmal, immer wieder die gleichen Fragen zu beantworten und herauszufinden, ob neue Bekannte wirklich an Dir als Mensch oder eher an Deinem "Ausländersein" interessiert sind, aber die wirklich schlechten Erfahrungen habe ich hier in Punkto "Ausländerfeindlichkeit" bisher nicht gemacht.
Die Leute nehmen eben wahr, daß man anders ist, als sie, und das ist leider unübersehbar - vor allem in meinem Fall - ich bin größer, als die meisten Japaner, selbst für deutsche Verhältnisse ziemlich dick, blond und rein optisch vermutlich das absolute Gegenteil von einem Japaner
Deswegen werden mich wohl auch in drei Jahren noch Leute auf Englisch ansprechen, fragen, ob das gerade mein erstes Erdbeben war, etc... Mittlerweile bin ich zu dem Schluß gekommen, daß ich damit wohl leben können werde. Viele Japaner, mit denen ich hier zu tun habe, könnten es sich nicht vorstellen, für längere Zeit aus Japan in ein fremdes Land zu gehen. - und es fällt ihnen eben schwer, zu verstehen, daß das hier für die kommenden Jahre mein "zu Hause" sein kann. Deswegen ist man als Ausländer, für Leute, die einen nicht kennen, erstmal automatisch Tourist.
Es ist nicht so, daß mich bestimmte Dinge, die man hier als Ausländer erlebt, nicht auch mal total frustrieren. Die Sprache ist eins davon - Wenn ich mir anhöre, was ich mir zum Teil nach knapp einem Jahr Japan manchmal immernoch für einen Mist zusammenrede...
Der Kampf, den ich hatte, um für meinen Freund ein Prepaid-Handy zu organisieren, war ebensowenig erfreulich, wie die Tatsache, daß ich hier einfach viele Fehler im täglichen Leben mache, weil ich es nicht besser weiß (oder noch schlimmer - irgendwas einfach nicht gelesen habe, weil ich dachte, wird schon nicht so wichtig sein, und es mir zu anstrengend war, mich durch den Kanji-Salat durchzuwurschteln
)...
Und natürlich ist es manchmal einfach nur nervend, ständig als "anders" wahrgenommen zu werden. Aber in meiner Uni und in der Firma fühle ich mich mittlerweile durchaus integriert und ernst genommen und so langsam nehmen auch die Sonderbehandlungen ab. Ich denke, man kann einfach nicht erwarten, daß Leute so offensichtliche Unterschiede einfach nicht wahrnehmen und in sofern habe ich Geduld mit Blicken und Fragen und der ein oder anderen bürokratischen Hürde, so wie die Japaner Geduld mit meinen Fehlern haben
.
Ich weiß nicht, wie man Deutschland als Ausländer wahrnimmt... Meine Sprachpartnerin, die gerade für ein Jahr in Deutschland ist, schildert ähnliche Erfahrungen, wie ich, ebenfalls aber im Grundsatz durchaus positive Neugier und wenig echte Ausländerfeindlichkeit.