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Xenophobie?
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shakkuri


Beiträge: 1.387
Beitrag #31
RE: Xenophobie?
Das kann ich ja übernehmen:

Warum kann Japan die Ereignisse so schlecht verarbeiten?

grins

接吻万歳
14.08.06 16:43
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joghurtbastard


Beiträge: 55
Beitrag #32
RE: Xenophobie?
Ich habe mir den Thread schon ein paar mal angeschaut und war mehrmals kurz davor, meinen Senf auch dazu zu geben, aber habe es dann gelassen, weil es, glaube ich, wenig Sinn macht. Deswegen hier auch nur ein paar Gedanken:

Zitat: matthias: Ich wohne in Chuuourinkan (Odakyuu Linie Richtung Enoshima oder Fujiwara 小田急線片瀬江ノ島・藤沢方面

Ich wohne auch an der Odakyu-Linie, und bin sogar öfters auch mal in Enoshima und Fujisawa - allerdings ist mein Auslandsjahr vorbei und Deutschland hat mich diesen Samstag wieder augenrollen

Klingst ja nicht gerade begeistert, in Japan arbeiten und leben zu können.

Ich finde jedenfalls auch, dass man das Thema "Xenophobie" nicht so einfach abhaken kann mit "Japaner kein aufgeschlossenes Volk" und einem Hinweis auf das Yasukuni-Problem. Ja, was meinst Du eigentlich mit "aufgeschlossen"? Und wo ist denn der Zusammenhang zwischen Yasukuni und "Masse" der Japaner? Schon mal jemanden gefragt, ob er jemals den Yasukuni-Schrein besucht hat und wie er darüber denkt? Ich glaube, da bekommt man sehr unterschiedliche Meinungen, je mehr Leute man fragt.
Kann es sein, dass Du das alles etwas sehr einseitig siehst, weil Deine Frau Koreanerin ist? Soweit ich weiß, gibt es im koreanischen sogar ein Wort für den angeblichen Hass der Japaner gegenüber Koreanern: 嫌韓. Da stellt sich die Frage, ob es andersherum nicht eher zutrifft; dass gegen Japaner ein allgemeiner "Hass" vorherrscht (von koreanischer Seite) und zwar schon so unterschwellig, dass gar nicht mehr nach dem "warum" und dem tatsächlichen Zustand nachgefragt wird. Das ist nur eine Idee, weil ich das bei einigen Klassenkameraden im Japanischkurs beobachtet habe.

Allerdings muss ich schon zugeben, dass nicht nur eine Diskriminierung stattfindet, was Wohnungs- und Arbeitssuche angeht, sondern auch im alltäglichen Denken von Japanern. Dass Ausländer aus Nordamerika und Europa bzw. solche, von denen auf Grund von Äußerlichkeiten vermutet wird, dass sie von dort kommen, "bevorzugt" werden und "beliebter" sind - auch von Leuten, die speziell Freunde mit "Ausländern" machen wollen. Ist es nicht so, dass das Wort "gaijin" eher mit eben solchen "westlich" aussehenden Menschen verbunden wird als mit Asiaten? Ich glaube auch, dass man daher "Xenophobie" (falls das das richtige Wort sein sollte) je nach Herkunft der Ausländer differenzieren bzw. "Ausländer" definieren muss.

Ich denke, dass genau diese Vorteile, die manchmal für mich rausspringen auf Grund meines Aussehens, auch Diskriminierung sind. Warum kann ich mich manchmal vor Interesse kaum retten, während neben mir meine vietnamesischen und chinesischen Freunde stehen und sich niemand mit ihnen unterhalten möchte. In dem Punkt ist es also ähnlich wie in Deutschland:

Zitat:kage: SchwedInnen machen generell bessere Erfahrungen als RumänInnen, JapanerInnen bessere als SchwarzafrikanerInnen.

zuletzt noch:

Zitat: irgendwer: Genauso wenn man sich (ich weiß es ist ein Klischee, aber leider ein wahres) mal in einer ostdeutschen Kleinstadt rumtreibt. Wenn man da zur falschen Zeit am falschen Ort ist...

Bei solchen Aussagen kriege ich so den Hass - erstens wegen der Unterscheidung "ost-" und "westdeutsch" und zweitens wegen solchen dahergesagten/geschriebenen Sprüchen, ohne einen Moment nachzudenken, ohne Hintergrundwissen, ohne Ahnung von überhaupt irgendwas (wahrscheinlich auch, ohne jemals in "Ostdeutschland" gewesen zu sein). Und was mich am meisten ärgert, ist, dass ich mich mittlerweile selber angesprochen fühle, wenn ich sowas höre/lese!! grr
Aber wer in solchen einfachen Strukturen denken will, soll es tun und glücklich werden. Das gilt auch für das "Xenophobie in Japan"-Thema!
15.08.06 17:08
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shinobi


Beiträge: 920
Beitrag #33
RE: Xenophobie?
Xenophobie / Antipathie (und das entsprechende Gegenteil) ist rein emotional. Das mögen oder nicht mögen von Leuten, die anders sind, hängt von so vielem ab: Interesse an den Leuten, vielleicht ist es chic, Fremde zu kenen, Status, wenn jemand aus dem Westen kommt, Exotik, jemand Fremden als Freund zu haben, Erfahrung positiver und negativer Natur - individuell oder der eigenen Gruppe. Je weniger international das Land geprägt ist, desto ausgeprägter wird das Phänomen sein.
Nur: "der Japaner" und "der Deutsche" gibt es einfach nicht! Wer so spricht, der hat entweder (noch) keine Lebenserfahrung oder ist ein demagogischer Schwätzer.
16.08.06 07:54
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irgendwer


Beiträge: 198
Beitrag #34
RE: Xenophobie?
Zitat:
Zitat: irgendwer: Genauso wenn man sich (ich weiß es ist ein Klischee, aber leider ein wahres) mal in einer ostdeutschen Kleinstadt rumtreibt. Wenn man da zur falschen Zeit am falschen Ort ist...

joghurtbastard: Bei solchen Aussagen kriege ich so den Hass - erstens wegen der Unterscheidung "ost-" und "westdeutsch" und zweitens wegen solchen dahergesagten/geschriebenen Sprüchen, ohne einen Moment nachzudenken, ohne Hintergrundwissen, ohne Ahnung von überhaupt irgendwas (wahrscheinlich auch, ohne jemals in "Ostdeutschland" gewesen zu sein). Und was mich am meisten ärgert, ist, dass ich mich mittlerweile selber angesprochen fühle, wenn ich sowas höre/lese!! grr
Aber wer in solchen einfachen Strukturen denken will, soll es tun und glücklich werden. Das gilt auch für das "Xenophobie in Japan"-Thema!

Ich nehm mal einfach http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...61,00.html
bzw. http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,...05,00.html als Link, das waren die ersten Googletreffer.

Aber Du kannst mich gerne inkompetent schimpfen oder behaupten, ich habe mich mit der Materie nicht auseinandergesetzt.
Dem ist allerdings nicht so - Rechtsradikalismus in einigen Gegenden in den neuen Bundesländern - wenn Du diese Formulierung lieber magst - ist übrigens kein einfaches sondern ein sehr komplexes Problem auf das bisher niemand so recht eine Antwort gefunden hat.
Ich habe nie behauptet, alle Menschen aus den neuen Bundesländern seien rechtsradikal, noch habe ich behauptet in den alten Bundesländern gäbe es das nicht. Ich habe geschrieben, es gäbe Idioten überall, d.h. das Problem existiert z.B. natürlich auch in Nordrhein-Westfalen.
Ich wollte lediglich folgendes aufzeigen: Man bekommt oft die Behauptung vorgesetzt, in Japan hersche eine große Ausländerfeindlichkeit - ob das stimmt oder nicht kann ich nicht bewerten, dazu fehlt mir genügend lange Erfahrung.
Und dann werden so Dinge angeführt wie "man bekommt eine schlechtere Wohnung angeboten".
Und man übersieht sehr leicht, daß Deutschland und ich würde durchaus behaupten Europa insgesamt ein recht großes Problem mit Ausländerfeindlichkeit (allerdings auch mit der Integration von Ausländern) hat, die diese Dimensionen, die dann geschildert werden bei weitem übersteigt. Nur - wie schon erwähnt - nimmt man das als meist Deutscher nicht wahr, da man nicht unbedingt direkt damit konfrontiert wird.

Falls Du das als "simple-minded" auffasst, dann sei es so.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.08.06 17:19 von irgendwer.)
25.08.06 13:56
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Beiträge: 343
Beitrag #35
RE: Xenophobie?
Um nochmal meinen Senf zu dieser lustigen Debatte beizutragen, möchte ich hier einmal meine Erfahrungen der letzten Wochen hier in Japan schildern.
Ich kam als Austauschstudent hier nach Japan. Etwas früher als alle anderen, weil ich nicht ein Jahr meiner Zeit im Wohnheimknast verbringen wollte.

Seitdem ich hier bin, habe ich ein grauenhaftes Ausmaß an Fremdenfeindlichkeit, Anfeindungen und Komplikationen kennengelernt. Mittlerweile stelle ich ernsthafte Überlegungen an, meinen Studiengang (Japanologie) zu wechseln und Germanistik oder NDL zu studieren. Ich möchte und kann dafür niemandem außer mir selbst die Schuld zuweisen.
Ich studiere seit zwei Jahren die japanische Sprache und bin mittlerweile auf einem mittleren Niveau. D.h. ich kann einfache Alltagsgespräche führen und habe keinerlei Probleme mich hier sprachlich zurecht zu finden.

Was ich in den letzten Wochen feststellen mußte, ist, daß man wenn man nicht vollkommen naiv, verblendet oder apathisch ist, man hier als Europäer eigentlich nicht leben kann. Das System in Japan versucht es es dir als Ausländer maximal schwer zu machen. Das fängt damit an, daß es beim Immobilienmakler unter 30(!) dicken Ordnern mit Wohnungsangeboten einen schmalen gibt. In diesem sind dann die Wohnungen, die für Ausländer geeignet sind aufgelistet. Das führt über die Regelung, daß man als Ausländer erst nachdem man bereits sechs Monate (!) in Japan verbracht hat, ein Bankkonto bei einer japanischen Bank eröffnen kann. Nur wie kann man hier sechs Monate ohne Bankkonto leben? Kein Mobiltelefon, keine Wohnung, nichts. Man wird in der Bahn aus leeren Gesichtern stupide wie ein Stück Vieh angeglotzt.

Das würde mich auch alles überhaupt nicht stören, wenn ich mich entschieden hätte als Tourist zum Beispiel nach Schwarzafrika zu fahren. Dort weiß man, daß man die Sensation ist und alle Kinder einem anfassen wollen und sich das Dorf versammelt um den seltsamen weißen zu sehen. Ich habe mir dummerweise die Illusion gemacht, daß man, wenn man in ein zivilisiertes Land kommt, insbesondere wenn man dort nicht als Tourist wohnen möchte, man sich nicht solcherlei Unannehmlichkeiten ausgesetzt sehen sollte. Ich habe mich geirrt. Japan ist nicht zivilisiert. Die Leute laufen hier zwar in der gleichen Kleidung wie wir durch die Stadt und telefonieren mit ihren Mobiltelefonen, nur das kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß diesem Land zwei Jahrtausende europäische Zivilisation fehlen, um auch wirklich so zu sein.
Und egal wie sehr man es sich wünschen würde, jemals, irgendwann in ferner Zukunft als Teil der Gesellschaft hier leben zu können, es wird nicht passieren.
Sich damit abzufinden, IMMER aber auch IMMER in die Schublade des seltsamen Weißen geschoben zu werden, ist schwer aber man kommt nicht darum herum.
31.08.06 08:43
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*a*


Beiträge: 81
Beitrag #36
RE: Xenophobie?
Zitat: Ich möchte und kann dafür niemandem außer mir selbst die Schuld zuweisen.

Ich glaube, dabei solltest du es belassen.
Es ist ok, wenn du in einem Land nicht klar kommst, einem anderen geht es vielleicht auch so oder er kommt irgendwo anders nicht klar.
Kein Mobiltelefon, Bankkonto, Wohnung. Leider ist meine Kleenex-Packung gerade leer geworden...
Irgend etwas wirst du falsch gemacht haben, denn andere Ausländer sind auch in Japan und hatten keine Probleme. Vielleicht liegt es an fehlenden Infos, fehlenden Freunden, wer weiß.

Zitat: Japan ist nicht zivilisiert. Die Leute laufen hier zwar in der gleichen Kleidung wie wir durch die Stadt und telefonieren mit ihren Mobiltelefonen, nur das kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß diesem Land zwei Jahrtausende europäische Zivilisation fehlen, um auch wirklich so zu sein.

Europäische Zivilisation? Yo. Kein Wunder, wenn es sich um ein asiatisches Land dreht, ne zwinker
31.08.06 10:08
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Hellwalker


Beiträge: 492
Beitrag #37
RE: Xenophobie?
Zitat: Das führt über die Regelung, daß man als Ausländer erst nachdem man bereits sechs Monate (!) in Japan verbracht hat, ein Bankkonto bei einer japanischen Bank eröffnen kann.

kratz

Hat sich da in den letzten Jahren was geändert? Also ich hatte mein Bankkonto seiner Zeit am dritten Tag.

習うより慣れろ
31.08.06 11:06
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Beiträge: 343
Beitrag #38
RE: Xenophobie?
Zitat:
Zitat: Das führt über die Regelung, daß man als Ausländer erst nachdem man bereits sechs Monate (!) in Japan verbracht hat, ein Bankkonto bei einer japanischen Bank eröffnen kann.

kratz

Hat sich da in den letzten Jahren was geändert? Also ich hatte mein Bankkonto seiner Zeit am dritten Tag.

Ja. Anscheinend hat sich etwas geändert. Ich war mit einer kompetenten japanischen Begleitung bei drei (!) verschiedenen großen Banken. Überall wurde uns gesagt, daß unter sechs Monaten nichts geht. Vielleicht hat das was mit Terrorismusbekämpfung zu tun oder so. Jedenfalls macht es mir das Leben schwer. Ich habe es dann letztlich geschafft ein Konto zu eröffnen, weil die japanische Citibank etwas toleranter zu sein scheint als die japanischen Banken.

Zitat:Europäische Zivilisation? Yo. Kein Wunder, wenn es sich um ein asiatisches Land dreht, ne

Ja. Das hab ich nie bestritten. Ich warne nur davor, zu glauben, daß Japan irgendwie westlich wäre. Es sieht zwar so aus, ist aber vollkommen anders. Mehr wollte ich nicht damit sagen.
31.08.06 13:13
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kikuko


Beiträge: 70
Beitrag #39
RE: Xenophobie?
Eine Krise im ersten halben Jahr hat doch jeder.
Deshalb wuerde ich das Studium auch nicht gleich aufgeben.
Ich kenne zwar einige Leute vom Hoerensagen die nach einem Japanaufenthalt das Japanilogistudium aufgegeben haben,
aber ich denke ein Jahr muss man sich schon Zeit lassen um klarer zu sehen.

Aber, lass es raus,
sonst dauert es laenger die guten Dinge an Japan zu sehen hoho
31.08.06 14:37
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Beiträge: 343
Beitrag #40
RE: Xenophobie?
Mein Japanologiestudium gebe ich auch nicht wegen der Japaner oder wegen Japan auf, sondern wegen mir. Das hat ganz private Gründe in bezug auf eine von mir postulierte Unmöglichkeit, die japanische Sprache und insbesondere die Schrift in einem Umfang zu beherrschen, der es mir erlaubt wissenschaftlich effizient(!) mit den Inhalten zu arbeiten. Kurzgesagt: Ich werde innerhalb der Zeit meines Studiums Japanisch nicht annährend so gut lesen können wie meine Muttersprache. Darum habe ich mich entschieden lieber eine Philologie zu studieren die mir leichter zugänglich ist. Für Menschen, die Japanologie nur (oder hauptsächlich) studieren um Japanisch sprechen zu können - und davon gibt es sehr viele - ist das was ich hier tue ideal. Für mich ist es Quälerei.
31.08.06 15:05
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Xenophobie?
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