RE: Wissen über Japan: Teezeremonie
So, nach langer Zeit kommt jetzt dann mal die Fortsetzung des Ganzen, auch wenn meine Erinnerungen mittlerweile leider schon etwas nachgelassen haben.
Die einzelnen Gerätschaften
Ich zähle jetzt mal alles auf, was der Teemeister so genutzt hat während der Zeremonie. Es kann sein, dass bei komplexeren Zeremonien noch andere Dinge benötigt werden.
- die Teeschalen: in unserem Fall waren es 2, die Anzahl abhängig von der Anzahl der Gäste. Diese Teeschalen sind keineswegs schönstes und klarstes Porzellan, im Gegenteil: es sind grobschlächtige, große Tonschalen, auch ohne aufwendige Verzierungen. Schließlich soll man beim chadou eben auch die Schönheit des Unperfekten, des Alltäglichen bewundern.
- der Ofen: Dies war ein recht großes Tongefäß, in dem sich Wasser befand, das mittels Holzkohle (unsicher) aufgeheizt wurde. Er war ebenfalls eher grobschlächtig.
- 2 Tongefäße, für die das Gleiche gilt wie für Ofen und Teeschalen was das Aussehen betrifft. Das eine war leer und wurde später benutzt um das Wasser nach dem Ausspülen der Teeschalen aufzufangen, das andere war voll Wasser und hatte einen Deckel. Mit diesem Wasser wurde der Ofen nach dem chadou wieder aufgefüllt.
- 1 kleines weißes Tuch, das der Teemeister in seinem Gürtel (nennt man das auch so bei der japanischen Tracht?) stecken hatte. Damit wurden die einzelnen Geräte immer wieder gesäubert.
- 1 sehr kleines Tongefäß, indem sich der Tee in Pulverform befand.
- 1 große Holzkelle, mit einem recht langen Stiel und einem großen zylinderförmigen Kopf. Diese wurde genutzt um das Wasser aus dem Ofen zu nehmen.
- 1 kleiner Holzlöffel, wobei man das jetzt nicht mit unseren Löffeln vergleichen sollte: der Holzlöffel ist eigentlich nur ein schmales Stück Holz, das vorne gebogen ist. Mit ihm wurde der Pulvertee in die Schale getan.
- 1 "Besen", um den Tee zu schlagen.
Die Gesten des Teemeisters
Das sind jetzt nur die Dinge die der Teemeister während der von mir erlebten Zeremonie gemacht hat. Diese Zeremonie war recht einfach und ich habe natürlich nicht alles bemerkt.
Nachdem wir, die Gäste, Platz genommen hatte hat der Teemeister die einzelnen Gerätschaften, die benötigt werden, zum Ofen gebracht. Normalerweise hätte er sie aus einem separaten Raum hereingebracht, was bei uns unter den gegebenen Bedingungen leider nicht möglich war. Theoretisch hört man auch nur, wenn überhaupt, sehr schwach die Schritte des Teemeisters, da es nicht ein wirkliches Gehen sondern vielmehr ein Gleiten über den Tatami ist. Dies war ebenfalls bei uns nicht der Fall, da wir auf einer improvisierten kleinen Holzbühne saßen die schon knarrte, wenn man nur nieste. Trotzdem war es schon bewundernswert, wie ruhig es zu diesem Zeitpunkt war, sowohl wir, die 5 Gäste, als auch die Zuschauer waren allesamt sehr still.
Der Teemeister verbeugte sich vor dem Ofen (verbeugen = auf Knien sitzend mit der Stirn den Boden berühren. Von dem Moment an ist der Teemeister kein einziges Mal aufgestanden bis zum Ende der Zeeremonie) Er nahm nun nacheinander den Deckel vom Ofen und danach auch von dem Tongefäß in dem sich das Wasser befand (siehe oben)
Danach nahm er das kleine weiße Tuch aus seinem Gürtel, klappte es einmal um und hielt es dann mit 2 Fingern an einer Spitze mit fast gestrecktem Arm von sich (ob links oder rechts weiß ich nicht mehr), so dass es in Dreickform herunterhing. Dann strich er mit der anderen Hand über die lange Seite dieses Dreiecks, und zwar von oben anch unten. (schwer zu beschreiben, am besten nehmt ihr zu Hause eine quadratische Serviette, faltet sie einmal und haltet sie dann, sie an einer Ecke festhaltend von euch. Dann seht ihr, was ich mit der langen Seite meine, nämlich die, die von der Spitze die ihr festhaltet bis zu der unteren Spitze geht) Danach griff er die bis dahin unten hängende Spitze des Tuches und hielt es nun mit beiden Händen wagerecht vor sich. Er führte die beiden Hände etwas näher zueinander und dann ruckartig wieder auseinander, so dass das Tuch kurz "knackte" (man nehme Badetuch, fasse es an einer Ecke, drehe es etwas zusammen, wirft es, während man es festhält leicht von sich und zieht es dann ruckartig und schnell zurück. Das gibt so ein knallendes Geräusch. Das hier war die leise Variante davon)
Diesen Prozess wiederholte er nach und vor (fast) jedem Benutzen des Tuchs, um es sauber zu machen. Er hat dann damit den Löffel, die Teeschalen und ich glaube auch die Kelle gesäubert. An eine Säuberung des Besens kann ich mich nicht erinnern, was aber nichts heißen will.
Dann folgte die Zubereitung des Tees:
Der Teemeister nahm mit Hilfe der Kelle etwas Wasser aus dem Ofen und füllte es in die Teeschale (die übrigens während der ganzen Zubereitung mit der Vorderseite zu ihm gedreht steht). Die Kelle plazierte er auf eine charakteristiche Art auf dem Ofen: der Kopf lag schief auf einem Rand der Öffnung des Ofens, der Stiel auf dem andern Rand, genau so, dass die Kelle weder in den Ofen hinein- noch herunterfiel. Dies tat er, indem er die Kelle erst ungefähr auf halbem Wege vom Kopf zum Ende des Stiels fasste, dann den Kopf auf dem Rand plazierte, mit den Fingern zum Ende des Stiels glitt, und diesen dann sachte auf senkte.
Danach griff er das Tongefäß mit dem Pulvertee und nahm ein wenig Tee mit dem Löffel heraus, den er dann ebenfalls in die Teeschale füllte. Danach schlug er den Tee mit dem Besen und plazierte die Teeschale dann vor dem Gast (etwas 20 cm von dessen Knieen entfernt) Theoretisch sollten sich der Gast und der Teemeister nun voreinander verbeugen, bevor der Gast den Tee wie weiter oben beschrieben zu sich nimmt.
Während der eine Gast den Tee trank hat der Teemeister auf die gleiche Art und Weise den Tee in der 2. Schale zubereitet für den nächsten Gast.
Nach dem Trinken stellt der Gast die Schale wieder hin, Meister und Gast verbeugen sich wieder und der Meister nimmt die Schale wieder an sich.
Er füllt nun wieder etwas Wasser in die Schale, schwenkt sie etwas herum und lässt das Wasser dann just an der Vorderseie der Schale vorbei (also dort wo der Gast theoretisch getrunken haben sollte) in das leere Tongefäß laufen. Übrigens hat er hier nie eine ganze Kelle in die Teeschale gefüllt, sondern imemr einen teil wieder zurück geschüttet. Auf meine spätere Frage, ob dies irgendeine symbolische Bedeutung habe, kam die Antwort: nein, es ist nur so dass das Gefäß [wo man das Abwasser reinschüttet] sonst überläuft. Was lernen wir daraus? Nicht überall nach tiefsinnigen Bedeutungen suchen...
Nach der Zeremonie füllt der Meister Wasser aus dem einen Tongefäß in den Ofen (für die nächsten Gäste, auch wenn nach uns keine mehr kamen), setzt die Deckel wieder auf, säubert seine Geräte mit dem weißen Tuch wie oben beschrieben, und trägt dann wieder alles raus.
"Knowing is not enough we must apply. Willing is not enough we must do" (Bruce Lee)
Ob du glaubst etwas erreichen zu können oder ob du nicht glaubst etwas erreichen zu können du hast immer recht.
"The world has enough for everybody's need, but not for everybody's greed" (Mahatma Ghandi)
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