Beitrag #1

Die Frage duerfte im Forum noch nicht aufgetreten sein. An meiner japanischen Schule gibt es jemanden der Deutsch lernen will, jedoch noch echter Anfaenger gibt (15 Jahre). Ich bringe ihm jetzt schon seit ca 2 Wochen Deutsch bei und denke auch das ich das meiste ganz verstaendlich (auf Japanisch) fuer in erklaeren kann. Alphabet, Zahlen, Monatsnamen, Vokabeln und einfache Grammatik haben wir schon gemacht, jedoch faellt mir immer mehr auf, wie schwer es ist, als Nicht-Lehrer das Ganze logisch zu erklaeren (ich haette bei vielen Dingen auf Deutsch schon Probleme). Hat jemand als Deutschlehrer etc Erfahrung auf diesem Gebiet? Ich wuerde mich ueber gute Tips sehr freuen!

Beitrag #2

Tja, zwischen dem Beherrschen einer Sprache und der Fähigkeit, selbige anderen Leuten erklären zu können, liegen bekanntlich Welten. Auch wenn diverse Sprachschulen etc dies gerne ignorieren und das Muttersprachler-Dasein als hinreichende Bedingung für die Einstellung von Lehrern ansehen.

Du wirst nicht drumherum kommen, dein eigenes Bewußtsein für deine Muttersprache gehörig aufzumöbeln, wenn du ernsthaft den Leuten was erklären willst. Man kann natürlich versuchen, selber Regeln aufzustellen, sich ein eigenes Beschreibungssystem der Sprache aufzubauen... aber dazu fehlt einem meist 1) Interesse 2) Zeit und vor allem auch 3) Fähigkeit bzw. Erfahrung in solchen Bereichen. Das leichteste, was du machen kannst, ist dir Bücher über dt. Grammatik (fürs Erklären wäre es dann natürlich am besten, wenn diese auf Japanisch wären, dann hat man auch den gängigen Jargon gleich mit parat) anzuschauen/zu kaufen...

Aber diese Person wird doch sicherlich auch irgendwas in Buchform oder so vorliegen haben, oder?

Vergiß aber auch nicht, daß es für derartige Fälle ganze Ausbildungen gibt... "XY als Fremdsprache", "Sprachdidaktik" und weiß Gott was. Die Leute, die derartiges beruflich anpeilen, plagen sich nicht aus Spaß oder Langeweile jahrelang mit derartigen Sachen herum.

Beitrag #3

Ich bin Deutschlehrer, unterrichte sehr erfolgreich mit der Methode, daß der Unterricht ausschließlich in Deutsch abgehalten wird, neue Begriffe werden auch nur in Deutsch erklärt, die Heimatsprache des Schüler wird unter keinen Umständen verwendet!
Hauptaugenmerk ist das Sprechen, das Schreiben nur als Unterstützung. Der Schüler muß über 50% der Zeit sprechen, der Lehrer logischerweise < 50%.
Es gibt da verschiedene Methoden: Fragen stellen, Geschichten erzählen lassen, Rollenspiele etc.
Das im Groben erklärt.

Beitrag #4

Zitat:Ich bin Deutschlehrer, unterrichte sehr erfolgreich mit der Methode, daß der Unterricht <b>ausschließlich</b> in Deutsch abgehalten wird, neue Begriffe werden auch nur in Deutsch erklärt, die Heimatsprache des Schüler wird unter keinen Umständen verwendet!

´
100% Deutsch: Das ist weiß Gott nicht die beste Methode - davon sind inzwischen glücklicherweise auch die jüngeren Japanischlehrer wieder abgekommen. Woher weißt du, dass Du mit anderen Methoden nicht noch erfolgreicher wärst? Das schlimmste ist, wenn jemand glaubt, es ginge nicht mehr besser. (Nicht böse gemeint - aber schau dich doch mal in Fortbildungsveranstaltungen um. Gerade Dein Beispiel "neue Begriffe niemals in der Fremdsprache zu erklären" ist denkbar ungeeignet, um die Effektivität der Methode zu belegen. Erklär den Anfängern doch mal "Rentenversicherung" - da verschwendest du eine Menge Zeit, die Du besser verwenden könntest, wenn Du den Begriff übersetzt und die Lerner zu wort kommen lässt).

Beitrag #5

Ich sagte auch nicht, daß es die beste Methode ist. Ich sagte, daß ich damit sehr erfolgreich arbeite. Und Erfolg ist für mich, wenn der Schüler sein Ziel erreicht.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber "Gesetzliche Rentenversicherung" könnte ich auch locker in Deutsch erklären.

Beitrag #6

Zitat: "Gesetzliche Rentenversicherung" könnte ich auch locker in Deutsch erklären.

Kann ich auch. Die Frage war doch, ob es mehr Sinn macht, diesen Begriff 5 Min. oder länger gestikulierend und nach Worten ringend verständnislos zusehenden Lernern irgendwie klarzumachen (wenn sie nicht schon vorher unter dem Tisch in ihr Lexikon geschaut haben) oder ihnen kurz die Übersetzung zu geben, um wieder ins Gespräch kommen zu können.
Vielleicht können Deine Schüler das Ziel so NOCH schneller erreichen - das geht aber nur, wenn Du von Deinem idealisierten Motto "100% Deutsch" abrückst. 90% genügt doch!

Beitrag #7

Also, ich kann nur sagen, als ich noch Französisch lernen musste, hatte ich auch 2 Jahre lang eine Lehrerin die die 100% Franz. Methode bevorzugt hat, und ich habe im Untericht auch 100% nichts verstanden
Der Nachteil der Methode ist: Wenn einem Grundkenntnisse fehlen hat man keine Chance mitzuhalten.

Beitrag #8

Wie gesagt, ich praktiziere es erfolgreich, sonst würde ich es anders machen.

Macht es einfach so, wie ihr es für richtig haltet.

Beitrag #9

Zitat:Macht es einfach so, wie ihr es für richtig haltet.

Deinen Schülern würde ich diesen Leitspruch aber lieber nicht empfehlen

Beitrag #10

Ich glaube, dass es ganz auf das Niveau des Lernenden ankommt. Ist jemand blanker Anfänger geht das mit den 100% nicht. Finde ich dann auch gar nicht sinnvoll, man muss es halt vom Niveau der Schüler abhängig machen.

Haben die Schüler ein bestimmtes Niveau überschritten, ist die 100% Methode bestimmt die beste Methode. Ist der Schüler aber noch Anfänger, ist es mit Erklärungen in seiner Muttersprache einfacher und schneller.

Also alles eine Sache der Situation.