RE: Vokabeln, Online oder auf Papier?
Hmm, ich habe hier jetzt einige Male den Hinweis auf 20.000 Karten und Platz gelesen.... Ich beschäftige mich seit Jahren mit Fremdsprachen, Japanisch ist "nur" eine weitere für mich. Seit 1990 beschäftige ich mich privat mit Fremdsprachen. In den 23 Jahren sind natürlich einige Kisten zusammengekommen, das ist richtig. Als ich vor ein paar Jahren diese beweglichen Han Boxen mit den Kunststoffächern entdeckte, habe ich meine gesamten Karteikarten aus ihren Kartons befreit und in diese Boxen umgebaut.
Ich verfüge über einen jahrelang gewachsenen "Schatz" von zigtausend Karten in drei Sprachen, diese stehen heute in 22 Boxen. Jede der Boxen faßt bequem so um die +1500 Karten. Ich persönlich kann nicht nachvollziehen, wenn elektronische Systeme von einigen als so eindeutig überlegen dargestellt werden??? Meine Karten kann ich korrigieren, warum auch nicht?? Entweder handschriftlich auf der "alten" Karte korrigieren, wenn ich einen Fehler entdecke, oder die Karte ist fix gegen eine neue Karte getauscht. Eine Karte in Japanisch, mit Wort, Übersetzung und ggf. Erklärungen und Beispielsatz habe ich in 1-2 Minuten geschrieben. Die Karten für einen Text oder eine Lektion schreibe ich nebenbei beim Lernen, damit ist für mich der halbe Lernbedarf meist erledigt, vor allem wenn ich wirklich konzentriert bei der Sache bin.
Die Informationen auf meinen Karten unterscheiden sich enorm, bei Verben zum Beispiel habe ich verschiedene Informationen wie zum Beispiel -u/-ru/-irreg. oder die üblichen Partikel aufgeschrieben sowie meist 2-3 Formen, immer "frei Schnauze", so habe ich mehr verstanden als stur auswendig gelernt. So richten sich meine Karten nach meinem persönlichen Bedarf und nicht nach irgendeiner Systematik. Die japanischen Karten stehen inzwischen in drei der beweglichen Han Boxen, jeden Tag setze ich mich mit mindestens einem der Fächer je Box auseinander, das klappt super gut - nicht nur mit Japanisch!
Meine 22 Boxen stehen der Übersicht halber auf drei Regalböden, würden sich aber locker auch auf einem stabilen(!) Boden stapeln lassen - Platzbedarf?? Na ja, da habe ich andere Sachen im Haus stehen^^. Für die elektronischen Karten käme ich persönlich im Traum nicht auf die Idee, diese selber zu gestalten, es gibt Unmengen mehr oder weniger guter Decks, die anhand ihrer Tags sich wunderbar in für mich passende Teilstapel sortieren lassen, Klasse.
Für all jene Menschen, die mit der schriftlichen Auseinandersetzung mit einer Sache bereits die halbe Lernarbeit (oder oft auch mehr...) hinter sich haben, finde ich nach wie vor die Karteikarten auf Papier unschlagbar. Das kann aber auch an meinem Alter liegen, ich bin Baujahr 1964, hatte bis zum Abschluß der Uni 1990 immer nur Papier in der Hand, vielleicht habe ich das Lernen durch Anschauen eines Bildschirms erst zu spät kennengelernt und es funtioniert nur bei mir nicht mehr, das schließe ich nicht aus.
Nicht widerlegbar ist natürlich das Backup Argument, schreckliche Vorstellung, daß meine Karten einem Brand- oder Wasserunfall zum Opfer fallen würden, das sind wohl die Papierfeinde Nummer 1 - aber zum einen habe ich ohnehin die meisten der Inhalte im Kopf, zum anderen hätte ich in einem solchen (nicht gerade sehr wahrscheinlichen) Fall mit Sicherheit ganz andere Probleme, als ein fehlendes Backup der Karteikarten. Nur mit dem Format sollte man sich wohlüberlegt festlegen! Ich hatte mal A7 Karten, als ich 1991 mit Italienisch begonnen hatte, damals glaubte ich, auf eine A8 Karte würden nicht genug Inhalte draufpassen?? Stimmt, paßt auch nicht alles drauf - dann werden es eben zwei Karten, wenn ein Begriff komplizierter ist und viele Erklärungen und Beispiele benötigt, entsprechend öfter begegnet er mir dann beim Lernen wieder, hat auch immer prima geklappt!
Die Kosten? Ja klar, Papier und Kästen kosten Geld, auf den ersten Blick vielleicht auch viel Geld, aber mal ehrlich, über welche Zeit entstehen denn wirklich große Sammlungen? Wohl kaum jemand hat 20.000 japanische Karteikarten in zwei Wochen angelegt, solch eine Sammlung wächst doch über Jahre vor sich hin! Auf die Zeit ihres Entstehens umgerechnet kommen meine 22 Boxen mit ihren zigtausend Karten jedenfalls einer Nullnummer recht nahe... Alle paar Monate kaufe ich im Bürobedarf mal ein 1000er Pack der A8 Kärtchen, hier und da eine Box beim großen A....
Die Organisation der zigtausend Karten ist mit den variablen Kunststoffächlein der Han A8 Boxen für mich persönlich fantastisch gelöst, ich bekommen immer wieder ALLE Karten zu sehen, auch das Argument der Lernrichtung Deutsch-Fremdsprache vs. Fremdsprache-Deutsch lasse ich für mich nicht gelten, bisher war es für mich ausgesprochen unproblematisch, die Karten eines Faches kurz durcheinanderzuwerfen und so zu lernen, wie sie gefallen sind - mal vorwärts, mal rückwärts...
Das Schreiben - gerade bei Japanisch für viele Einsteiger eine besondere Herausforderung - habe ich dank der handschriftlich erstellten Karten nebenbei gelernt und es geht mir super zügig von der Hand. Seit ich mich endlich (viel zu spät - kann jedem nur raten es von Anfang an mitzumachen) mit Kanji beschäftige, aktualisiere ich jeden Tag die "Kanjilosen" Karten, die mir in die Hand kommen, bin fast durch damit, sind ein paar Minuten zusätzlicher Aufwand und auch die Kanji haben darüber für mich längst ihren Schrecken verloren!
Ich wünsche jedem hier viel Erfolg und vor allem SPASS bei der eigenen Lernmethode, liebe Grüße von Lissie
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