(09.09.19 19:50)cat schrieb: Hat keiner sonst eine Meinung dazu? Was denkt ihr, lohnt sich das?
Eine Meinung dazu konnte ich mir erst bilden, nachdem ich mir heute in Ruhe die Beispielseiten angesehen habe.
Erstmal meine Anmerkungen zu den einzelnen Seiten:
1. Preliminaries
Sehr schön, dass auf das Pitch-Accent-System eingegangen wird. Das System mit ò, o und ó erscheint logisch.
Seitenzahlen wären in einem Buch vielleicht nicht schlecht
Für jemanden, der noch nie mit der japanischen Schrift zu tun hatte, ist die Einführung recht abstrakt.
Falls im Voraus noch nicht auf Begriffe wie "mora", "voiced consonant" und "diphtong" eingegangen wurde, wäre natürlich eine Erklärung sinnvoll.
Consistency: Im Abschnitt über den Pitch-Accent wird von "moras" geschrieben; im Hiragana-Abschnitt von "morae" (Beide Formen sind korrekt, aber man sollte sich auf eine davon festlegen).
Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass es wesentlich mehr als 2136 Kanji gibt.
2. Common nouns: Mankind
Die Anmerkungen zur Etymologie fand ich sehr interessant zu lesen. Das mit 娘 und 息子 zum Beispiel wusste ich noch gar nicht. Für einen Anfänger der Sprach e ist das aber nicht unbedingt relevant; eventuell hilft es aber beim Merken.
Zerlegung von Komposita in Einzelbestandteile (お姉さん = お+姉+さん) hingegen finde ich relevant.
Vokabeln scheinen keinem JLPT-Level zugeordnet zu sein.
3. Conjunctions
Hier wären Beispiele und Erklärungen wünschenswert. Es werden zum Beispiel 4 Konjunktionen mit der Bedeutung "(and) then" aufgezählt ohne den Unterschied zu erklären.
Bei "sore de" sind zwei Semikola hintereinander.
4. Grammar Explanations
Copy and paste: "The gerundive
form of the verb tou and kou
is tōte and kōte".
Die te-Form hat mehr Funktionen als nur "succession of actions". Siehe DBJG bzw.
Thread-Adventskalender-3-Dezember-12月3日-te-Form
Wenn man die nicht hier erklärt, wo dann?
広くて明るい ist definitiv keine "Succession of actions". Also weder eine "succession" noch handelt es sich um "actions"...
Er selbst definiert "event" als "action or state", also wäre "succession of events" hier besser gewesen.
"If a phrase endes with the connective termination directly, it indicates an implocot succession of events" --> Beispiele!
Warum werden in den Beispielsätzen plötzlich Furigana verwendet? Bei den Vokabeln waren es noch Rōmaji. Meiner Meinung nach gibt es zwei Einsatzgebiete für Rōmaji:
1. Wenn der Leser die Kana nicht beherrscht
2. Wenn man auf phonetischer Ebene in Einheiten kleiner als Moren argumentieren will
Der einzige Grund, der mir hier für Rōmaji einfällt, ist die Einfachheit, Diakritika auf diese Setzen zu können. Da man nur 3 Zustände unterscheiden muss, hätte man das aber auch mit Kana bewerkstelligen können (siehe z.B. Wadoku)
Bei Japanischlehrwerken bin ich also dafür, so gut es geht Kana einzusetzen, um Lesungen zu vermitteln (Rōmaji kann man immer noch benutzen, wenn sie relevant werden).
食べって ist keine te-Form!
食べ (Imperativ) + って (Zitatpartikel)
Man hätte noch sagen sollen, was hier weggelassen wird.
Bei der Perfective Form finde ich die Begriffe "Strong Conjugatuion" / "Weak Conjugation" (Kann ich mir schon im Deutschen nie merken; der Rest der Welt nennt sie ein- und fünfstufig) und "Verbal Adjective" (!= 形容動詞) unglücklich gewählt.
Was bitteschön sind "kaseda" (→ kaseida) und "umakuta" (→ umakatta)?
Consistency: Beim ersten Beispielsatz werden "I, you, he, she, we they" aufgezählt. Beim Beispielsatz eine Seite zuvor war es nur "he".
Das "it" bei "It was interesting" steht so nicht im Original-Satz und sollte daher in Klammern geschrieben werden. Siehe auch 分かりました am Ende der Seite.
5. Aspect
Auch hier wären wieder Erklärungen wünschenswert. Zum Beispiel "V I-masen" vs. "V A-nai desu".
Es klingt so, als sei "indicative" das Gegenteil von "negative". Meiner Meinung nach steht "Indikativ" im Kontrast zu "Imperativ", "Konjunktiv" etc. Das Gegenteil von "negative" müsste daher "affirmative" heißen.
6. Grammar Dictionary
Warum stehen bei manchen Einträgen keine Level? Ist "ageku" etwa N5?
Hier sind auf jeden Fall Beispielsätze notwendig! Gute Beispiele können besser sein als exakte linguistische Erklärungen.
Fazit
Alleine auf den 10 Beispielseiten sind mir einige gravierende Fehler aufgefallen. Dazu kommen noch Kleinigkeiten wie Inkonsistenzen. Auf den Seiten, die man zeigt, um Geld für das Buch zu sammeln, hätte man sich aber wenigstens Mühe geben können
Insgesamt empfinde ich dieses Buch eher als Nachschlagewerk.
"The Book of Japanese Language is a book conceived so that the student of Japanese can have in a single volume all the necessary information to begin to understand and express oneself in the language." ist damit definitiv nicht gegeben.
Des Weiteren heißt es Es sei ein "book to learn Japanese in a logical and comprehensive way". "logical" beißt sich m.M.n mit der Struktur eines Nachschlagewerkes. Für mich bedeutet "logical", dass man das Buch von vorne bis hinten durchlesen kann und dabei Schritt für Schritt neue Konzepte eingeführt werden, die sinnvoll und logisch aufeinander aufbauen. Das scheint hier nicht gegeben zu sein. Warum sollte man gleich alle Konjunktionen lernen, obwohl mehr als die Hälfte davon noch nicht für das Level eines Anfängers gedacht sind?
Wo wir gerade bei "Level" sind: N3 als "advanced" zu bezeichnen, halte ich für etwas übertrieben...
"The Book of Japanese Language is actually four books in one". Das mag sein (etymologische Informationen findet man zum Beispiel selten in Grammatik- / Lehrbüchern), allerdings ist das nicht unbedingt ein Vorteil. Die "Dictionary of {basic, intermediate, advanced} japanese grammar"-Serie ist zum Beispiel auf 3 Bände aufgeteilt, bietet dafür aber ausführlichere Erklärungen und mehr Beispiele.
Wenn die hier gezeigten Seiten (inkl. Fehlerrate und Beispielsatzhäufigkeit) repräsentativ für das ganze Buch sind, würde ich keine 15€ in dieses Buch investieren...
Meine Kritik ist jetzt recht negativ ausgefallen, aber es sind ja auch noch 4 Monate bis zur Erscheinung des Buches. Wenn es dann nochmal neue Beispielseiten gibt, werde ich nochmal reinschauen.