Vor ein paar Tagen erwähnte ich
anderswo den Komponisten
中田喜直 Yoshinao Nakada.
Er lebte von 1923 bis 2000 und gilt als einer der bedeutenderen japanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, ist bei uns aber kaum bekannt. Für den westlichen Klassikbetrieb komponierte er wahrscheinlich zu altmodisch: Nakada blieb bewusst stark der romantischen europäischen Musik des 19. Jahrhunderts verhaftet und lehnte zeitgenössische Neuerungen wie Zwölftontechnik, serielle Musik, Aleatorik oder präpariertes Klavier (teils nach kleinen eigenen Experimenten) ausdrücklich ab. Außerdem besteht ein großer Teil seines Schaffens aus Liedern und Chorwerken in japanischer Sprache.
Zufällig ist er trotzdem schon einmal auf meinem Horizont aufgetaucht, bevor ich zum Japanischlerner wurde. Er schrieb nämlich auch etliche pädagogische Klavierstücke, unter anderem die Sammlung こどものピアノ曲/
Collection of Piano Pieces for Children (1956; in Amerika auch lange unter dem Titel
Japanese Festival verlegt), mit der er dann doch auch außerhalb Japans in Fachkreisen
einen gewissen Eindruck hinterlassen hat. So begegnete mir der Name Yoshinao Nakada erstmals bei einem kleinen Klavierschülerkonzert, als nämlich ein talentiertes junges Mädchen (nicht dasselbe wie im folgenden Video) souverän die
Etude Allegro aus dieser Sammlung zu Gehör brachte.
Diese Komposition, so erfuhr ich anschließend, ist ein recht dankbares Vorspielstück, weil sie beeindruckend schwungvoll und virtuos klingt, ohne eigentlich allzu schwer zu spielen zu sein.
Ein „ausgewachseneres“ Klavierstück Nakadas ist die 変奏的練習曲
Variations-Etude. Hier finde ich sowohl die romantischen Vorbilder als auch (am Ende) die Wertschätzung des Komponisten für George Gershwin besonders klar erkennbar.