Als Pendant zum Thread "Was hörst du gerade" halte ich auch einen Thread "Was liest du gerade" für nützlich. Sollte dieser Thread mit der Zeit etwas umfangreicher werden, so könnte er nützliche Empfehlungen geben für denjenigen, der mal wieder seine Zeit mit einem Buch verbringen möchte und auf der Suche nach ein paar Buchvorschlägen ist.
P.S. Gemeint ist hier eher Belletristik, also schöngeistige Literatur. Fach- oder Grammatikbücher sind damit eigentlich nicht so gemeint, obwohl, wenn jemand ein umwerfend gutes Japanischlehrbuch hier vorstellen möchte, dann ist das auch okay.
Ich lese schon seit einiger Zeit "The complete Sherlock Holmes Collection" (englisch, Kindle-Ausgabe), eine Sammlung die sämtliche Erzählungen Arthur Conan Doyles über den berühmten Detektiv enthält.
Doyles berühmter Detektiv hat mich schon immer ausserordentlich fasziniert, da ich selbst ein Nerd und Einzelgänger bin, der die Welt auf eine analytische Weise zu verstehen versucht, fühle ich mich manchmal ein bisschen seelenverwandt mit ihm. Ausserdem hatte ich schon immer eine starke Neigung für die gepflegte intellektansprechende Ausdrucksweise dieser Epoche.
Da die meisten von Holmes' Abenteuern abgeschlossene Kurzgeschichten sind, sind sie sehr geeignet wenn man mal einen Nachmittag oder Abend etwas Zeit für eine anregende Lektüre hat.
Auch hilft mir die Lektüre dabei, mein Englischvokabular um einige "viktorianische" Vokabeln zu bereichern, die man im heutigen Englisch nur noch sehr selten hört.
Beispielsweise:
mantelpiece Kaminsims
hearth = The area in front of a fireplace
hansom = eine zweirädrige kleine Kutsche
dog cart = auch das ist eine kleine Kutsche, die bei Doyle oft Erwähnung findet. Sie wurde nicht etwa von Hunden gezogen, sondern hiess deshalb so, weil sie ursprünglich als Jagdkutsche konzipiert war, die auf der Rückseite eine Box für den Jagdhund enthielt. Wurde kein Jagdhund benötigt, konnte die Box aufgeklappt und in einen zweiten Sitz umgewandelt werden
fender - darunter versteht man heute meistens einen Kotflügel am Auto (fender bender = kleine Delle im Auto). Zu Holmes Zeiten verstand man darunter auch ein kleines Vorgitter am Kamin, das verhindern sollte das Feuerholz aus dem Kamin kullert. In der Erzählung "The crooked man" stürzt ein Mann infolge eines Schlaganfalles und schlägt sich am fender den Schädel ein, worauf die im Zimmer anwesende Gattin des Totschlags bezichtigt wird, was von Holmes aber glücklicherweise richtiggestellt werden konnte.
gaiters - Gamaschen
frockcoat - ein Gehrock
pouch - ein Tabakbeutel
"street arab" - so bezeichnete man zu Holmes Zeiten einen herumstreunenden Gassenjungen. Holmes bedient sich öfters mal der Hilfe solcher "street arabs" denen er einige Münzen gibt und die ihm dafür kleine Aufpasser- und Beobachtungsdienste leisten.
groom - ein Pferdebursche
"fall into a brown study". Doktor Watson fällt in seinem Lehnstuhl gelegentlich mal in eine "brown study" oder in eine nachdenkliche Tagträumerei wie wir heutzutage sagen würden.
Das waren auch schon die wichtigsten Vokabeln die dem modernen Leser wohl ungewöhnlich sein könnten. Ausgestattet mit diesem Vokabular lassen sich auch mit mittlerem Englischniveau die Erzählungen von Arthur Conan Doyle gut im Original lesen.