RE: Schrift und Aussprache japanischer Worte im Deutschen
@chiisai hakuchoo
Ich stimme Dir in vielem zu und möchte noch meinen Senf dazugeben.
Einmal zum Thema "Lehrer sollten wissen, wie man XY richtig ausspricht, und daß es Fuji-san heißen muß". Gegenfrage: Woher sollen sie das wissen, wenn selbst in gängigen Nachschlagewerken 'falsche' Informationen drinstehen? Wenn ein Geographielehrer im Studium Glück gehabt hat, dann hat er vielleicht ein Seminar zu Ostasien (und bei ganz großem Glück vielleicht sogar zu Japan) besuchen können - und dann weiß der das vielleicht sogar -, aber dafür gab es sicher kein Seminar zu - sagen wir - Äthiopien... Und wenn er DAS dann unterrichtet, macht er eben DA Fehler.
Vielleicht bin ich da etwas befangen (weil ich ja auch zu der kritisierten Berufsgruppe gehöre), aber vielleicht habe ich deswegen auch ein bißchen Insider-Kenntnisse. Und die besagen u. a., daß Du als Lehrer ein so ungeheuer großes Gebiet abdecken mußt (z. B. "Geographie") - und dieses dann ja auch noch in mindestens einem weiteren Fach! -, daß es absolut unmöglich ist, jedes Detail zu kennen. Daß der Fuji korrekterweise nicht Fujiyama, sondern Fujisan genannt werden sollte, ist ja noch nicht einmal allen Japan-Begeisterten bekannt. Ich halte es für absolut illusorisch, von einem Geographielehrer zu verlangen, daß der sowas weiß - und auch für unfair, denn es ist ja nicht so, daß eine diesbezügliche Unkenntnis beim Lehrer daran liegt, daß er dumm, faul oder inkompetent wäre, sondern einfach daran, daß ihm das keiner gesagt hat und daß in den Büchern, die er zur Vorbereitung benutzt, nunmal auch nicht immer alles so absolut korrekt ist.
Wie gesagt: Ich würde weniger auf den entsprechenden Lehrer schimpfen, als vielmehr - wenn er solche 'Fehler' macht -, nach der Stunde (!) einmal zu ihm gehen und ihm freundlich erklären, wie es 'richtig' sein muß. Die meisten Kollegen sind dafür sehr zugänglich, denn - entgegen aller Klischees - sind viele von ihnen keineswegs 'festgefahren', sondern stets bereit dazuzulernen.
Zum anderen noch zu dem "Japanisch ist eine sehr weit verbreitete Sprache, wenn man die Zahl der Muttersprachler nimmt". Hm, das ist ein Argument, wie man es auch oft von (mehr oder weniger nationalistischen) Japanern hört. Sie sagen, daß Japanisch - gemessen an der Sprecherzahl - eine wichtige Sprache sei, und sie fordern deshalb z. B. auch, Japanisch als eine offizielle UNO-Sprache anzuerkennen. Aber das ist - auch in meinen Augen - ziemlich verwegen. Natürlich gibt es sehr viele muttersprachliche Sprecher des Japanischen, aber dennoch ist Japanisch alles andere als "weit verbreitet" - ja man kann es zuspitzen und sagen: Japanisch wird ausschließlich in Japan gesprochen. Die paar Japanischlernenden weltweit sind ein Witz (verglichen mit den Englisch-, Spanisch-, Französisch-, Deutsch-Lernenden), und gängige Lehrmeinung in Japan ist ja oftmals immer noch, daß auch diese Japanischlernenden niemals WIRKLICH Japanisch (also "kokugo") beherrschen werden, sondern höchstens "nihongo" (was man gleichsam als abgespeckte Variante betrachtet). Für viele Japaner ist "Japanisch sprechen", "Japaner sein" und "in Japan wohnen" eine untrennbare Trinität. Sobald irgend etwas davon nicht gegeben ist, wird unterstellt, daß auch das andere nicht so hundertprozentig "richtig" funktionieren kann.
Japaner, die in Lateinamerika geboren wurden und dort aufgewachsen sind, können keine wirklich "richtigen" Japaner sein, auch wenn sie Japanisch sprechen und wieder in Japan wohnen. Und Ausländer werden niemals Japanisch wirklich "richtig" verstehen können - schlichtweg weil sie keine Japaner sind.
Was ich mit dem ganzen Gerede sagen will, ist: Mir ist keine andere (große) Nation bekannt, die bezüglich ihrer Sprache ganz aktiv einen so starken Isolationismus betreibt, wie die Japaner. Japanisch mag - an der Zahl der Sprecher gemessen - eine viel gesprochene Sprache sein, aber - an der internationalen Verbreitung gemessen - ist es ein Zwerg.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.08.04 07:57 von Botchan.)
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