RE: Planloses Lernen (mit und ohne Heisig)
Bevor es Heisig und Konsorten gab, wurde auch schon Japanisch gelernt und beherrscht.
Es gibt keinerlei Beweise, nur extrem viele Behauptungen, es würde das Lernen vereinfachen oder beschleunigen.
Da es systematisch aufgebaut ist, impliziert es uns: "aha, systematisch = einfacher!"
Eine Sprache ist aber nur begrenzt systematisch, Sprache ist kein aufeinander aufgebauter Formel-Salat.
Und selbst wer die Formeln in seiner Grundlage beherrscht, kann dadurch noch lange kein systematisches, flüssiges Gesamtbild schaffen, sprich: in guter Geschwindigkeit lesen, sprechen, hoeren und schreiben.
Die Kanji sind ja wirklich das kleinste Problem!
Da gibt es Grammatik, Vokabeln, Redewendungen (die nicht so ganz ohne sind!) und anderes, dessen zu verstehen selbst ohne Kanji (mal von der Problematik der Homophone abgesehen), nicht so einfach ist. Darueberhinaus ist ja ein Grossteil eines Textes gar nicht in Kanji geschrieben.
Ich kann ein bisschen aus der Praxis sprechen:
Ich habe Japanisch sehr intensiv gelernt, Kanji immer integriert in Text und Grammatik, ich hatte das Glueck, das mein Lehrer sagte, dass man eine Sprache nicht isoliert in Einzelteilen lernen kann, sondern nur als Gesamtheit, also der natuerliche Weg. Ist ja auch logisch: Man lernt verknuepft, Vokabeln mit Grammatik und Kanji.
Nach einiger Zeit intensiven Lernen und(!) Praktizierens, war es kaum ein Problem, Texte zu Lesen, selbst mit Kanji, die ich kaum gelernt habe, weil man ab einem bestimmten Punkt instinktiv(!) das Wort erkennt, dass man schon ein paar mal in einem Text hatte, und zwar meist als Komposita. Einige Woerter muss man nachschauen, aber das muss man ja auch in einem englischen Text, wenn man Englisch nicht regelmaessig vewendet.
Was das Schreiben betrifft, so muss man vorsichtig sein! Ich persoenlich glaube nicht daran, dass das haeufige Schreiben oder Nachpruefen der Schreibfaehigkeit wesentlich mehr zur Memorisierung beitraegt, als das Lesen! Ich wuerde im Zweifelsfall meine zur Verfuegung stehende Zeit lieber in einen Text investieren, als in die "Kalligraphie". Wir leben in einem elektronischen Zeitalter und die Fertigkeit, Kanji mit der Hand zu schreiben, ist m.E. nicht lebensnotwendig. Die wichtigen kann man auch so und den Rest kann man problemlos mit Hiragana hinbekommen. Das machen Japaner nicht anders. (Da waere es schon wichtiger zu lernen, deren Sau-Klaue zu entziffern .... ;-)
Das (moeglichst) taegliche Lesen von Texten, hoeren von Nachrichten und anderen Sendungen und vor allem regelmaessige Kommunizieren mit Japanern ist der einzige Schluessel, um ueber das Level "Mittelstufe" zu kommen, sonst ist das Ende der Fahnenstange erreicht!
Das habe ich in der Praxis erfahren, als ich nur 6 Monate lang meinen Umgang mit Japanisch nicht mehr nachkommen konnte: Ich bin sofort auf ein niedrigeres Level gefallen und musste wieder viel mehr Woerter nachsehen.
Und das wird wohl das ganze Leben so weitergehen, wenn man ein hoeheres Niveau in einer Sprache aufrecht erhalten moechte.
f'a rume catmé gereulacr - f'a flare rycmal gereulacr.
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