Shino
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Beitrag #3
RE: "Nebenbei" lernen?
Ich will dich nicht abschrecken, aber um dir klar zu machen, was du da vor hast:
- Kana
Die Beherrschung von Kana ist eine Voraussetzung, um Lesen zu können.
Das japanische Silbensystem kann man aufgrund des begrenzten Zeichenvorrats recht schnell lernen.
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- Kanji
Die Beherrschung von Kanji ist eine Voraussetzung, um Lesen und Schreiben zu können.
Strichanzahl, Strichfolge (Schreiben), diverse japanische Lesungen, diverse chinesische Lesungen, diverse Bedeutungen pro Kanji, die Anzahl der zu lernenden Zeichen (zwischen 1000 und 3000+): Durch diese Punkte ist das Kanji-Lernen recht zeitintensiv.
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- Vokabeln
Voraussetzung für Lesen, Sprechen und Verstehen.
Wie in jeder Sprache kommt man auch im Japanischen nicht ohne Vokabellernen aus. Das Lernen von Vokabeln wird durch die Schrift und die vielen gleichlautenden oder auch gleich geschriebenen Vokabeln erschwert.
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- Grammatik
Wichtig für Leseverständnis, Sprechen und Hörverständnis.
Um Texte richtig zu verstehen, eigene Sätze und Aussagen zu bilden bzw. ein richtiges Gespräch zu führen, kommt man nicht ohne tiefergehende Grammatik-Kenntnisse aus. Allein die ersten 3 Stufen des JLPT umfassen ungefähr 400 Formen... Je mehr du neben deiner Grammatik-Studien Japanisch liest und hörst, desto besser wirst du mit ihnen umgehen lernen. Wie du dir denken kannst, ist auch das zeitintensiv.
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- Lesen
Lesen muss man, wie jede andere Fähigkeit auch, üben. Das bedeutet: Je mehr du liest, desto besser und flüssiger wirst du mit der Zeit lesen können. Ein Problem dabei ist, dass es im Ausland wenig an verschiedene Lernstufen angepasstes Lesematerial gibt. Im Allgemeinen kämpft man sich durch eigentlich viel zu schwere Texte durch - das geht und macht auch Spaß, aber kostet deswegen auch viel Zeit, da man ständig mit diversen Lexika hantieren muss, um einen Satz überhaupt lesen zu können. Durch moderne Mittel (z. B. Firefox und Rikaichan) ist es einfacher geworden, aber trotzdem kostet es immer noch viel Zeit, wirklich flüssig verstehend lesen zu lernen. Etwas erschwerend kommt hinzu, dass das Japanisch in Animes und Mangas nicht unbedingt der Sprache entspricht, die du in Lehrbüchern serviert bekommst ("Japanisch mit Manga" u. ä. mal ausgenommen). Außerdem sollte dir klar sein, dass du das Vokabular möglichst nicht direkt einem Japaner gegenüber verwendest. Es mag nur meine persönliche Erfahrung sein, aber alle japanische Mütter, die ich kenne, möchten nicht, dass ihre Kinder zu viele Animes schauen, weil sie dann "schlechtes Japanisch" lernen würden.
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- Hörverständnis
Unterstützt die Aussprache.
Auch das Hörverständnis bildet sich nicht automatisch, wenn man Sätze lesen kann - man muss es genauso trainieren, wie jede andere Fähigkeit. Die Aufnahmen auf Lehrbuch-CDs haben oft wenig mit realen Dialogen oder realer Aussprache zu tun. Hier heißt es: Viel authentisches Material hören, es zu verstehen versuchen und vielleicht sogar aktiv zu übersetzen. Auch das kostet Zeit.
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- Schreiben
Eine besondere Fähigkeit, die gesondert trainiert werden muss, wenn du willst, dass man deine Texte auch lesen kann. Eigentlich ist Schreiben-können nicht für den Spracherwerb notwendig, nur vielleicht, wenn es dir Spaß macht oder du weißt, dass du einmal in Japan leben möchtest. Auch das kann recht zeitintensiv sein, besonders dann, wenn du niemanden hast, der deine Ergebnisse kontrolliert.
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- Aussprache
Auch wenn es möglicherweise schwerer auszusprechende Sprachen gibt: Japanisch hat seine Tücken. Eine schlechte Aussprache kann hier viel eher als in anderen Sprachen (die ich kenne) bedeuten, dass du nicht verstanden wirst. Hast du niemanden, der deine Aussprache korrigiert, könntest du dich selbst aufnehmen und die Aufnahme mit dem Originalmaterial vergleichen. Selbst, nachdem man einige Erfahrung gesammelt hat, würde ich später nicht ganz darauf verzichten. Dieser Vorgang ist also auch recht zeitintensiv.
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- Sprechen
Auch das Sprechen-Lernen muss geübt und am besten durch jemanden korrigiert werden. Flüssig in einer Sprache reden oder ein Gespräch führen zu können erfordert neben Grammatik- und Vokabelkenntnissen auch viel Flexibilität und schnelle Reaktionen. Dein Wissen (Vokabeln, Grammatik, Floskeln) muss schnell abrufbar sein. Es dürfte klar sein, dass sich auch diese Fähigkeit nicht von alleine bildet, sondern einiges an Übung bedarf.
Kursiv: Zusatzfähigkeiten, auf die du erstmal keinen Wert legst
Wahrscheinlich habe ich noch etwas vergessen. Zunächst mal: Wir kennen dich nicht, daher ist es natürlich schwer, etwas über dein Lerntempo zu sagen. Vielleicht ist es ja tatsächlich kein Problem für dich, auch mit 3-4 Stunden pro Woche deine Ziele zu erreichen, wer weiß? Aber um deine Frage zu beantworten: Normalerweise halte ich es für ausgeschlossen, dass du mit 3-4 Stunden pro Woche in 2 Jahren den Stand erreichen kannst, den du dir vorstellst. Aber wenn du konsequent lernst, wirst du in dieser Zeit sicherlich einige Grundlagen gelernt haben, auf denen du später dein Wissen und deine Fähigkeiten schnell aufbauen kannst. Ich würde also einfach das Ziel nicht zu hoch hängen, Japanisch-Lernen als Hobby betreiben und sehen, wohin es dich führt.
In diesem Blog beschreibt jemand, dass er in knapp 2 Jahren neben seines Studiums perfekt Japanisch gelernt hätte. Aber die Methode heißt nicht umsonst " All Japanese All The Time", das bedeutet, er hat sich während dieser Zeit, wenn er nur konnte, irgendwie mit Japanisch befasst - wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hatte er sich in dieser Zeit vorgestellt, er wäre in Japan oder er wäre sogar Japaner.
Alles in Allem ist es sicher keine schlechte Idee, dich erst einmal vornehmlich auf deinen Abschluss zu konzentrieren.
人生に迷うときもあるけど笑っていれば大丈夫
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.01.11 22:30 von Shino.)
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