Schwieriges Thema. Definiere "näher an der NPD"?
Die NPD ist ja nun vor allem eine Oppositionspartei (wenn auch keine annähernd nennswerte), d.h. sie definiert sich dadurch, dass sie sich unilateral auf ein Thema stürzt: Ausländer in Deutschland. Zu den meisten anderen Themen äußern sich die Damen und Herren ja gar nicht. Die Frage, wie sich die LDP, was ihre Einwanderer/Antidiskriminierungs-Politik angeht, im Vergleich zu der deutschen Parteilandschaft schlägt, kann man wohl tatsächlich nur auf der Basis stellen.
Ist Japan nationalistischer als Deutschland? Nun, wenn man bedenkt, dass in den meisten Schullehrplänen (die jede Schule in Japan übrigens selbst in größerem Umfang mitgestalten kann, als das bei uns der Fall ist) die Verbrechen Japans im 2. Weltkrieg ausgespart bleiben, kann man zumindest sagen, dass sie unter "Vergangenheitsbewältigung" etwas anderes verstehen als wir.
Japaner sind sicher viel, viel stolzer auf ihr Land als wir, und geben das ungehemmter zu. Patriotischer sind sie sicher, allemal. Ich denke allerdings nicht, dass das auch bedeutet, dass sie auf Menschen aus anderen Ländern herabsehen. Im Gegenteil, ich hatte immer den Eindruck, dass sie andere Kulturen im Allgemeinen sehr respektieren. Gehässige und rassistische Bemerkungen über andere Länder vernehme ich in Deutschland viel häufiger, als das während meines Jahrs in Japan der Fall war.
Eher hatte ich in Japan das Gefühl, viele der Menschen dort verstehen einfach nicht, wie jemand freiwillig sein Land verlassen kann, um woanders zu leben. Sie unterstellen jedem Menschen die gleiche Liebe zu seinem Heimatland, und die gleiche tiefe, geradezu genetische Verbundenheit zur Heimaterde. Die Idee, dass man sich für ein Heimatland *entscheiden* kann, befremdet viele von ihnen, denke ich. Das ist zweifellos auf die jap. Gesellschaftsstruktur zurückzuführen, und die weniger stark ausgeprägte Individualisierung.
Daraus rührt wohl auch der weit verbreitete Glaube her, dass Kultur quasi "im Blut" liegt. Ich denke, viele Japaner denken, es ist zwecklos, einen Einwanderer "einzubürgern" - weil er eben kein Japaner ist. Und wieso sollte er das auch werden wollen? Er ist ja keiner. Ja, ich denke, dort herrscht eine große Angst davor, dass Japan ein Einwandererland wird. Der Nihonjin-ron hat das Seinige dazu beigetragen, dass man sich dort sehr einzigartig fühlt und der Gedanke, Einflüsse von Außen, die über Konsum hinaus gehen, würden die jap. Seele geradezu gefährden, krasser und von mehr Leuten vertreten wird, als hierzulande.
Die nationalistische Szene in Japan ist äußerst aktiv, dazu muss man nur mal zum Yasukuni-Schrein gehen. Ich lief einmal durch Shinjuku, als drei große graue (Reise)Busse mit Megaphonen auf dem Dach eine gesamte Verkehrskreuzung absichtlich blockierten und die Gegend mit rechten Parolen und alten Kriegsmärschen zudröhnten. Es wurde ein wenig herummarschiert, dann fuhr man weiter. Sicher gehört das nicht zum regulären Alltag in Tokyo, aber die schiere Machtdemonstration war schon sehr beängstigend. Die Unterstützung in der Bevölkerung dieser Gruppen ist sicherlich gering, aber sie sind mächtig genug, um viele Leute mit Angst zu schlagen. Da scheint es Verbindungen sowohl zu Parteipolitik zu geben, als auch zu der Yakuzaszene. Aber das hat jetzt genau so viel mit der LDP zu tun, wie Skins in Deutschland mit der CSU.
Was mich z.B. auch schockierte, um ein anderes, besser passendes Beispiel zu nennen, war die Tatsache, dass koreanische Kinder, die in Japan wohnen und dort aufgewachsen sind (oft in 2. oder 3. Generation), bis vor Kurzem anscheinend nicht das Recht hatten, japanische öffentliche Schulen zu besuchen. Das zumindest hat mir einer der jap. Lehrer an meiner Gastuni erzählt, und ich wäre bald aus allen Wolken gefallen. (Ich schmeiße das mal in die Runde - vielleicht weiß jemand Anderes hier Genaueres? Ich gebe zu, darüber nicht allzu viel zu wissen)