RE: Minna no Nihongo - für Selbststudium geeignet ?
Nia, angefangen habe ich mal irgendwann mit Nihongo de dooso und dem dazugehörigen Arbeitsbuch - steht halt das große L drauf, welches wir wohl alle aus der Schule gut kennen und ich dachte mir, damit würde ich nichts falsch machen... Mit diesem Buch wurde mir recht flott langweilig und manches empfand ich als widersprüchlich, unklar erklärt... Unter dem Strich empfinde ich dieses Buch eher als "Schreiblernbuch" denn als Lehrbuch der japanischen Sprache... Für das erste Rantasten ganz nett, aber einfach nicht intensiv genug in den Erklärungen.
Dann fiel mir Assimil in die Hände, an einigen Stellen hier wird es ja ziemlich zerrissen, aber ich fand es super gut - Assimil hat bei mir genau DAS erreicht, was die auch erreichen wollten, nämlich ein Gefühl für die Sprache. Ich habe den ersten Band inzwischen bald durch und kann aus Assimil immer noch sehr viel gewinnen. Einfach nur lesen, lesen, lesen und verstehen - die gelegentlich humorvollen Texte finde ich ganz nett - ganz nett, nicht mehr und nicht weniger! Ich persönlich nehme aus den Texten sehr viel mit, was ich "einfach so hinnehme" und später in anderen Büchern verifiziere oder auch genauer ergründe. Inzwischen besitze ich das Büchlein doppelt, eines liegt neben dem Bett, das zweite in der Tasche oder im Auto und ist immer dabei.
Klar, der Sauseschritt ist auch an Bord, den mag ich sehr gerne, einfach aufgrund der Vielzahl an Aufgaben. Ja, die Aufgaben sind teilweise recht stupide gemacht, wieder und wieder gleiche Formulierungen mit ein paar getauschten Worten, aber von Mal zu Mal bleibt bei mir mehr hängen und die Vokabeln lerne ich aufgrund der vielen Übungen quasi nebenbei ganz von selber. Zumindest bei mir klappt das, mir macht das Spaß und ich empfinde es nicht als stur. Gut am Sauseschritt sind m.E. die CDs, als ich das erste Mal reinhörte, dachte ich mir fliegen die Ohren weg, ich habe null, aber sowas von NULL verstanden... Aber Übung macht den Meister, wie bei allen anderen Sachen auch! Da ist nichts mit Anfänger und schonen, die gehen gleich mit flottem Sprechtempo zur Sache, das klappt nur, wenn man wirklich hellwach ist!
Ein weiteres Buch hatte ich sehr früh gekauft und gleich wieder in die Ecke befördert, "Lass uns zusammen Japanisch lernen" von Shin'ichi Okamoto - DAS war einfach ZU viel für mich, die ganzen Tabellen und Übersichten und die irre vielen Formen, die mir da "einfach so" an den Kopf geworfen wurden... In diesem Buch haben sich für mich die größten Wände aufgebaut. ABER inzwischen mag ich das Buch sehr gerne. Vieles, was mich anfangs in diesem Buch total überforderte, begegnete mir in harmloseren Dosierungen in anderen Büchern, ich erinnerte mich an "Lass uns zusammen..." und die Tabellen und schaute neugierig wieder nach - mit dem Ergebnis, daß ich die Tabellen heute super gut finde und gerne mit dem Buch arbeite. Auch hier finde ich die Texte relativ bescheuert, aber wie im Sauseschritt sind viele Aufgaben drin, das finde ich sehr gut und dabei bleibt bei mir viel hängen. Ich liebe das Buch inzwischen, finde es aber nach wie vor nicht einsteigerfreundlich.
Zum Hiragana- und Katakanalernen habe ich Heisig genutzt, mit dem waren die Hiragana an einem Sonntagnachmittag im Kopf, die Katakana in den nächsten drei Tagen - ich schreibe sehr viel, keine Übung im Sauseschritt oder "Lass uns zusammen...", die ich nicht schreibe - manches auch mehrfach, solange, bis es sitzt. Nach und nach wurde die Schrift Routine, aber bei manchen Zeichen schießen mir heute noch die Bilder von Heisig durch den Kopf, zum Beispiel die Futter- oder die Suppenschüssel beim fu und su der Katakana - ich finde die Methode genial!
Damit vermutlich überflüssig zu sagen, daß ich mir auch die Kanji nach Heisig erschließe, allerdings kollidiert diese Methode völlig mit dem JLPT und seinen Listen sowie allen anderen Büchern, nach Heisig kommen viele der N5 oder N4 Kanji sehr spät an die Reihe, das ist ziemlich blöd - nehme ich aber gerne in Kauf, weil ich Dank Heisig grundsätzlich mit den Kanji sehr gut klarkomme. Manche der "frühen" Kanji, die bei Heisig später auftauchen, habe ich mir rausgesucht und "rückwärts" quer durch RTK erschlossen, macht Arbeit, aber klappt für mich super gut.
Was ich natürlich auch mal gekauft habe, sind die üblichen Sündenfälle - den Pons Powersprachkurs finde ich einfach nur katastrophal, das "Japanisch in 30 Tagen" vom großen L auf Gelb finde ich eigentlich ganz sympathisch, hat es für mich aber erst gebracht, nachdem ich andere Bücher in den Fingern hatte und mich "reingekämpft" habe. Heute ist dieses Büchlein immer in der Tasche und mit dem Assimil unterwegs dabei.
Etliche Bücher, jedes mit Haken und Ösen, aber im Gesamtpaket für mich klasse - nur, ich kann es drehen und wenden wie ich will, wenn ich in Japan mit einem Lehrer im privaten Unterricht Themen durchgehen will, dann muss ich mich mit einem Buch anfreunden, das auf japanisch geschrieben ist und zu dem es eine (zumindest) englische Übersetzung gibt, bzw. beim Minna eben auch eine deutsche. Mein Englisch ist sicherlich sehr gut, das ändert aber nichts daran, daß ich gerade feine sprachliche Nuancen lieber auf Deutsch als auf Englisch lernen würde - dieser Aspekt spricht für mich im Moment noch gegen Genki und Nihongo-no Kiso (Danke für den Tip, torquato, kannte ich noch nicht). Dennoch wird wohl eines der beiden samt Workbook in den nächsten Tagen in meinen Amazon Warenkorb wandern und den Weg zu mir antreten :-)
Unter dem Strich kann ich für mich nur sagen, daß ich ohne Assimil vermutlich aufgegeben hätte. Assimil erschließt mir Formulierungen, Höflichkeitsstufen, die Verbformen und das Aneinanderketten der Worte mittels Partikeln auf eine so spielerische Weise, daß ich einfach nicht die Finger davonlassen kann. Neue Dinge sind mir "irgendwie vertraut", bevor ich sie in den Lehrbüchern ergründe. Habe das Büchlein jede Nacht in den Fingern und lese ein wenig darin. Immer in einigen Lektionen gleichzeitig, so lerne ich nicht auswendig durch stures Wiederholen, sondern raffe nach und nach, was da steht. Und wenn mir die Erklärungen in all meinen Büchern mal nicht reichen, ist das Internet ja verflixt weit. Einfach begnadet, welche Möglichkeiten sich heute bieten, in wenigen Sekunden auf jede Frage eine Antwort zu finden!
So, hier ist dann wieder ein Wand, dieses Mal eine aus Text :-)
Liebe Grüße, Lissie
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.08.13 23:02 von Lissie.)
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