Lieber eqrqto,
ich schreibe noch mal kurz hierzu:
(10.01.20 21:46)eqrqto schrieb: Also die Lesungen der Kanji stumpf auswendig zu lernen halte ich ja auch für Quatsch- nur die Bedeutungen sollte man ja wohl lernen, außer es ist ein VERB/Adjektiv bzw. wie man das Kanji alleine ausspricht, schließlich ist das ja auch ein Wort - wobei ich halt leider nirgends eine Hilfe finde, wie man das Kanji einzeln für Bedeutung x spricht.
ja, ich wollte nicht sagen, dass man die "Bedeutungen" nicht lernen sollte. Ich wollte darauf hinaus, dass man sich von diesen "Bedeutungen" nicht täuschen lassen sollte. Oft funktioniert das System sehr anders, als man zunächst denkt. Dazu weiter unten.
Erst mal ein paar Erklärungen zu deinem eigentlichen Problem. Wie man Wörter liest, die aus einzelnen kanji bestehen, findet man in der Regel eher in Wörterbüchern, nicht in kanji-Lexika. Für Lernanfänger ist das doof, sie brauchen eigentlich oft zwei Wörterbücher gleichzeitig, ein kanji-Lexikon und ein Wörterbuch.
Wie ein Einzelkanji (und alle anderen Wörter auch) dann gemeint ist, ergibt sich durch den Kontext, zum Beispiel:
昨日はその本を80ページまで読んだ。
kinou wa sono hon o hachijuppêji made yonda.
Gestern habe ich dieses Buch bis Seite 80 gelesen.
Durch bestimmte Teile im Satz, das Verb "lesen", "Seite 80" usw. wird klar, dass es um ein Buch geht, das also "hon" gemeint ist, und nicht etwa "moto". Und deshalb würde man hier auch das kanji 本 als "hon" lesen. Der Kontext gibt also die Lesung vor bzw. die Einordnung, um welches Wort es sich handelt.
Noch ein Beispiel:
資料を本にして議論する
shiryô o moto ni shite giron suru.
Material zur Grundlage nehmen und argumentieren = auf der Grundlage von Material argumentieren
In diesem Satz legt der Kontext nahe, dass das kanji 本 als "moto" gelesen wird. Auch hier ist es das Zusammenspiel der einzelnen anderen Wörter und grammatischer Teile, die darauf verweisen, nämlich das "Argumentieren" durch "Quellenmaterial" (es gäbe auch eine zweite Interpretation, in der man tatsächlich "Buch" verstehen könnte, aber diese ist im Kontext eher abwegig).
Jetzt kommen wir zu dem Problem, von dem ich hier schon mehrmals geschrieben habe, nämlich: nicht so viel kanji lernen, stattdessen Vokabular aufbauen. "moto" wird zwar in kanji-Büchern manchmal mit "Ursprung" übersetzt, ich habe hier aber "Grundlage" übersetzt und verstehe es auch meistens so. Ich will jetzt nicht sagen, dass es nicht auch bei "moto" "Ursprung" bedeuten kann. Du muss aber einige bis viele Sätze gelesen haben, in dem du sinnvoll "moto" als "Ursprung" verstehen kannst, damit du "moto" auch als "Ursprung" abspeicherst. Und das ist das Problem, das sich grundsätzlich beim Lernen aus kanji-Büchern ergeben kann. Man lernt eben oft Lesungen, aber man lernt nicht, die Wörter zu verstehen, sie in richtige Zusammenhänge einordnen zu können, sinnvolle Beispielsätze bilden zu können. Deshalb rate ich immer dazu, Vokabular und Grammatik zu lernen und kanji "nebenbei" mit. Das Wort "moto" kommt wahrscheinlich sehr viel später in deinem Lernprozess als das Wort "hon" im Sinne von "Buch".
Das Japanische hat eine schwierige Schrift. Die Probleme, die sich daraus ergeben, beschäftigen Studenten der Japanologie gern auch noch im fünften oder sechsten Semester oder darüber hinaus. Deshalb werden sich einige deiner Probleme für dich nicht lösen lassen, wenn du ihnen nicht in einem sinnvollen Kontext begegnest. Meiner Meinung nach sind das zum Beispiel Texte, erst ganz einfache, dann etwas schwerere usw.
LG