RE: Lebensgewohnheiten
Wenn ich noch was erzählen darf, ein japanisches Bad, das (in D) gut geheizt ist, ist super für Kinder. Die stehen dann zu mehreren in der tiefen Wanne und machen Quatsch. Dann nimmt man sie der Reihe nach raus zum Haarewaschen. Das geht so, daß man auf dem Boden sitzt und das Kind sich auf den Schoß legt mit dem Kopf etwas nach hinten herunterhängend. Optimale Position, da geht kein Shampoo ins Auge, und man kann mit der Brause üppig nachspülen, ohne daß es unangenehm würde.
Ich hatte auch extra eine Nische im Datsuijo gebaut für die Wickelkommode. Die Nische war so eng, daß das Baby nicht seitlich herunterfallen konnte, höchstens noch nach vorne. Oberhalb war so ein spezieller Heizstrahler, die sind übrigens teurer und haben weniger Funktionsumfang als die normalen, haben aber ein für Babys günstigeres Infrarot-Frequenzspektrum.
Ich hab viel gute Zeit da verbracht.
Damit wären wir bei dem auch in J bekannten Begriff "Skinship". Ich habe in meiner Umgebung in J beobachtet (natürlich Einzelfälle), daß die Eltern für meine Begriffe erstaunlich früh ein erstaunlich distanziertes Verhältnis entwickeln. Ein alter Arzt in D hat mir mal gesagt, wenn man lieb zu seinen Kindern ist, bleibt deren Gegenliebe lebenslang. Und zwei japanische Studentinnen haben mir gesagt, zu ihren Eltern hätten sie eine feindselige Einstellung. Das ist natürlich cum grano salis zu nehmen, aber es spiegelt eine Tendenz wider. Ich habe auch mal Japaner gefragt, warum sie ihr Kind nicht herzen und knuddeln und küssen, sondern mit ihm nur unter Einhaltung eines Abstands diskutieren. Die antworteten dann, in der Tat sei ein weniger distanzierter Umgang mit den eigenen Kindern wahrscheinlich besser, aber wir wollen das einfach nicht.
Mal durfte ich ein fremdes Baby tragen, ich weiß wie man das macht und habe eine hohe Körpertemperatur. Dem Baby hat es sehr gefallen, es wollte gar nicht mehr weg von mir. Mir war das recht, aber die (japanische) Mutter wurde richtig eifersüchtig, hat mir das Baby weggenommen, ist ja OK, aber sie hat es auch wieder nicht auf liebevolle Weise getragen sondern aufs Zimmer gelegt.
|