Hmm, da wir ja auch schon in einem anderen Thread das Thema angekratzt haben und ich Denkbär auch artig um Erlaubnis gefragt hab, auch von mir jetzt noch eine kleine Story zu Bärenfleisch... (der Honig steht schon bereit
)
Während auf Hokkaidô (Gruß an alle
dôsanko) der Braunbär (
higuma 羆) lebt, ist auf Honshû bis nach Kyûshû (immer noch?) der Kragenbär (
tsuki-no-wa-guma 月の輪熊) verbreitet. Die Jagd auf Bären hat in Japan eine lange Tradition, er war ein begehrtes Beutetier der
matagi, Jägern, die seit Jahrhunderten durch die Berge NO-Honshûs ziehen, von Akita bis nach Nord-Nagano.
Heute sind Bären in Japan selten geworden, die Jagd ist daher streng reglementiert und nur noch Inhabern besonderer Lizenzen gestattet. Eine Region, in der die traditionelle Bärenjagd heute noch gelegentlich stattfindet, ist das in vielerlei Hinsicht eigentümliche und interessante Tal Akiyamagô in den Bergen an der Grenze der Präfekturen Nagano und Niigata.
Im Winter, wenn der Bär sich ausreichend Fett für die Winterruhe angefressen hat und zudem sein Fell am dichtesten und schönsten ist, beginnt die Jagdsaison. Die Jäger ziehen auf der Suche nach ihrer Beute bis über 20 km in die Berge hinein. Haben sie einen Bären aufgespürt und erlegt (heute wird er geschossen, früher dagegen wurde er mit langen, aufgestellten Speeren getötet, in die er sich beim Angriff auf die Jäger stürzte), ziehen sie das Tier im Ganzen zurück ins heimatliche Dorf. Beim Eintreffen singen sie traditionell das "Bärenschlepper-Lied"
kuma-hiki-uta 熊曳き唄, mit dem sie alle Bewohner herbeirufen. Der Bär wird erst vor aller Augen aufgebrochen, um so die Echtheit der Gallenblase zu beweisen, die getrocknet als überaus wertvolle Medizin gilt. (Für 1
monme 匁, also 3,75 g, zahlt man angeblich einen Preis von 55.000 Yen, vor dem Krieg hatte dieselbe Menge den Wert von 50 kg Reis).
Das tiefrote Fleisch wird heute eingefroren und ist so das ganze Jahr über auf den Speisekarten zu finden, z.B. als
kama-meshi 釜飯 ("Kesselreis"), wofür Reis zusammen mit dem Fleisch und Gemüse in einem kleinen Kessel gegart wird. Auch
kuma-nabe 熊鍋, "Bären-Topf" ist eine sehr schmackhafte Zubereitung, die viele ortsansässige Minshuku ihren Gästen offerieren, zum Preis von um 1.200 Yen. Bei beiden Gerichten darf wiederum
gobô nicht fehlen, das die Fleischqualität hebt und den strengen Wildgeruch mildert.
Wenn man Glück hat, kann man auch die Tatzen des Bären probieren, deren Fleisch wegen des hohen Fettanteils durchscheinend wirkt. In der chinesischen Küches sind sie eine extrem teure Delikatesse, d.h. angeblich nur die linke, mit der er den Honig sammelt. Von der rechten, mit der er kämpft, sagt man, daß sie nicht so gut schmecke, oder war's ungekehrt?
Auf jeden Fall kann Bär ein sehr interessantes kulinarisches Erlebnis sein, in Akiyamagô, Akita oder Hokkaidô, solange das Fleisch nicht zu zäh ist...
So, und nun noch einige Fotos, die ich so zusammengegoogelt habe:
kuma-nabe Okay, sieht nun nicht sooo interessant aus...
die Bärentatze:
die getrocknete Galle:
und zu guter Letzt einen
matagi-Jäger:
Der geflochtene Ring in seiner Hand ist übrigens ein
wadara oder
wa-dawara 輪俵, den die Jäger zum Fang von Hasen verwenden. Indem sie diese "Fächer" rotierend über die Hasen hinwegwerfen, ahmen sie den Flügelschlag eines Falken nach. Die Hasen kauern sich zur Tarnung in Wurzelhöhlen und erstarren, wodurch sie nun zur Beute der
matagi werden...
So, das wär's erstmal für heute, uff...
gokiburi, der demnächst noch mehr aus Akiyamagô berichten würde