WARNUNG!!!
Solltest du weiblich, um 14~16 Jahre alt sein und Pferde so ganz, ganz doll lieb haben, lies an dieser Stelle bitte NICHT weiter! Eine nur langsam wieder abklingende gokiburi-Abneigung könnte die Folge sein!
So, nach mehrtägiger virtueller Fastenzeit melde ich mich wieder mal zu Wort und bleibe thematisch in Nagano. Im Süden der Präfektur, wor allem in den Regionen von Iida 飯田 und Ina 伊那 erwartet uns eine Spezialität, die nur in wenigen Regionen Japans verbreitet ist. Die Rede ist von
sakura-niku, "Kirschblütenfleisch", oder weniger euphemistisch: Pferdefleisch. Neben Nagano gilt Kumamoto auf Kyûshû als Zentrum für dessen Verzehr in Japan, außerdem Fukuoka, Teile von Kagoshima, Gifu und Yamanashi sowie Okinawa. Auch in dem Schmelztiegel von Edo's
shitamachi boten einige Restaurants Pferd an und tun es auch heute noch.
In Nagano war Pferdefleisch während der Taishô-Zeit (1912-1926) sowie nach dem Krieg vor allem wegen seines im Vergleich zu Rind oder Schwein geringen Preises sehr populär, heute gilt es dagegen als kostspielige Delikatesse! Stecken wir uns also lieber einen oder zwei Yen mehr ein!
Das beste Fleisch liefern Filet, Rückenstück sowie Hnterkeule. Pferd ist reich an Proteinen, Wasser sowie Vitamin A und wegen seines geringen Fettgehaltes auch geeignet für eine cholesterinarme Ernährung. Da es beim Erhitzen rasch Wasser verliert, schrumpft und zäh wird, sollte es nie lange gegart werden, geeignet ist eine möglichst rasche Zubereitung wie
shabu-shabu oder das oben bereits erwähnte
sukiyaki bzw.
yakiniku.
Der Kenner allerdings wird nicht nach Hause fahren, ohne
ba-sashi 馬刺 probiert zu haben, also Sashimi aus Pferdefleisch, selbstverständlich roh. Da Pferd allerdings den Nachteil hat, recht streng zu riechen, serviert man
ba-sashi mit Sojasoße und geriebenem Ingwer. Auch Knoblauch ist geeignet, um den Eigengeruch zu kaschieren, meines Wissens zieht man in Kumamoto Knobi vor.
Auch das Sushi würd ich nicht kalt werden lassen
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Da Pferdefleisch im Vergleich zu andern Sorten einen drei- bis sechsmal so hohen Anteil an Glykogen enthält, hat es einen charakteristisch, süßlichen Geschmack: nach dem Tod des Tieres zerfällt diese an sich geschmacklose Substanz zu Dextrose. Besonders hoch ist der Glykogenanteil in der Leber, eingefleischte Gourmets schwören daher auf Sashimi aus Pferdeleber, die verschiedene Restaurants nur Stammgästen offerieren.
Eine letzte Köstlichkeit (?) aus dem Süden Naganos, die ich hier vorstellen will, ist
o-taguri, hergestellt aus Pferdedarm, gewaschen, kleingeschnitten, stundenlang gekocht und mit Miso, Sake sowie manchmal Knobi gewürzt.
Der Geschmack wird als süßlich-salzig beschrieben, zusätzlich gibt es ein besonderes "Kaugefühl" beim Essen. Heute ist diese Spezialität selten geworden, in Iida z.B bieten sie nur noch zwei bis drei Restaurants an.
Dieses Gericht mag vielleicht etwas ungewöhnlich sein, doch wenn selbst in die Region Zugezogene echte
o-taguri-Fans werden und Touristen gezielt diese Speise bestellen, die sie nur aus Reiseprospekten kennen, muß doch da was dran sein!
gokiburi, der schon einen Abstecher nach Süd-Nagano plant
PS: Übrigens kann ich auch Bündnerfleisch aus Pferd sehr empfehlen! Nochmal ein Gruß in die Schweiz!