Aus gegebenem Anlaß (siehe anderen Thread in diesem Forum
) möchte ich mich heute in die Berge der Präfektur Nagano, eigentlich in die Stadt Nagano-shi, begeben, um eine dortige Spezialität mit dem Namen
oyaki vorzustellen. Das läßt sich mit "Gebackenes" übersetzen, eine weitere übliche Bezeichnung ist
yakimochi, was soviel bedeutet wie gebackene
mochi-Reiskuchen. Bei dieser Speise handelt es sich aber um runde Küchlein aus meiste Weizen-, aber auch Hirse- oder Buchweizenmehl, je nach Region. Der Teig wird zu Kugeln etwa in Größe einer kleinen Faust geformt und z.B. mit gebratenen und mit Miso gewürzten Auberginen, Kürbis, kleingeschnittenen Rettichblättern und ähnlichem auf diverse Weise gefüllt. Früher wurden diese Küchlein kurz in einer eisernen Pfanne über der
irori-Feuerstelle im Wohnzimmer des Hauses von allen Seiten angebraten, ehe man sie in der heißen Asche fertiggaren ließ.
Mit Einzug der Propangastechnik in die Bauernhäuser aber verschwanden die
irori aus den Bauernhäusern, schade eigentlich, denn es ist richtig stimmungsvoll, darum versammelt zu sitzen und sich allmählich mit Sake oder
shôchû die Rübe vollzu... Aber zurück zum Thema: Die Methode, selbst zuhause in der heißen Asche zu backen, verschwand mit den
irori, und auch wenn man heute in den zahlreichen Geschäften in Nagano
oyaki kosten möchte, sind diese meistens nur gedämpft, der Einfachkeit halber
.
Nur zwei (mir bekannte) Läden in Nagano-shi bieten diese Küchlein auf zumindest noch teilweise althergebrachte Weise zubereitet an, und zwar unter dem Namen
Jômon-oyaki 縄文おやき. Die sind zwar meist eingefroren und werden zum Verkauf nur noch einmal aufgedämpft, aber der Unterschied ist doch bemerkbar.
Wer dagegen Zeit und Lust verspürt, setzt sich in den Bus und fährt eine knappe Stunde lang dorthin, wo die
Jômon-oyaki hergestellt werden: ins Spezialitätenrestaurant
oyaki-mura おやき村 in den Bergen von Ogawa-mura 小川村 westlich von Nagano-shi. Nach dem Aussteigen (kann man gar nicht verfehlen, ein großes Schild in
oyaki-Form weist dem Wanderer den weg) wandert man noch etwa 20-30 Minuten bergauf (oder man mietet sich gleich ein Auto).
Dort können wir zusehen, wie die Küchlein über der Glut gegrillt werden...
...und uns bei einem Schluck "Buchweizentee" gleich ganz atmosphärisch perfekt ein bis zwei Stück schmecken lassen. Der Unterschied entschädigt den Hobby-Gourmet übrigens für die umständliche Anreise, sowohl Geschmack als auch "Kaugefühl" lassen die gedämpfte Konkurrenz aus den bisherigen Läden nahezu verblassen! IN der Asche wird allerdings auch hier nicht mehr gebacken, da sich das dann doch nicht soo gut verkaufen würde. Meines Wissens werden
oyaki nur noch in der Ferienlodge Asuka-sansô 明日香山荘 (
http://www.ntcs.ne.jp/yado/asukaso.html) noch tatsächlich in Asche zubereitet, hier hat man sich die Bewahrung dieser Tradition in die Fahne geschrieben (hab ich leider noch nicht probieren können..)
Die Füllung in den
oyaki diente früher übrigens dazu, das oft knappe Mehl als den eigentlichen Energiespender zu sparen, und wurde keineswegs des Geschmacks wegen verwendet! Heute ist das natürlich nicht mehr so, statt dessen haben wir die Qual der Wahl unter einer Vielzahl von Variationen, neben den oben erwähnten traditionellen Geschmacksrichtungen kann man heute auch scharf gewürztes Gemüse oder im
oyaki-mura auch Zimt-Apfel probieren, ein Gedicht!
So, das solls dazu erst einmal gewesen sein, ich hoffe, daß die Angaben zum
oyaki-mura noch stimmen, die Homepage
http://www.nande.com/ogawa/ ist nämlich offline und funzt nicht...
gokiburi, der allen Nagano-Reisenden einen guten
oyaki-Appetit wünscht