China hat meiner Meinung nach einen enormen Auffarbeitungsbedarf, was die eigene Geschichte angeht. Allein eine Aufarbeitung der Kulturrevolution duerfte das Land fuer die naechsten Jahre bis Jahrzehnte in Beschlag nehmen. Auch bei der gemeinsamen Geschichte mit Japan sehe ich Nachholbedarf, bspw. der Umgang mit den sogenannten Kriegswaisen (残留孤児). Habe letzte Woche erst auf einem Symposium einen ziemlich ergreifenn Zeitzeugenbericht gehoert. Ob China frueher Kriege gefuehrt hat oder was in Tibet und anderen Minderheitenregionen derzeitig geschieht ist meiner Meinung aber getrennt von der Problematik zu sehen.
Japan hat gegen China einen Angriffskrieg gefuehrt und nicht andersherum (Punkt). Der Krieg ist vorbei und 1978 wurde ein Friedensvertrag geschlossen. Damit ist die Sache voelkerrechtlich abgeschlossen. Reperationszahlungen, Wiedergutmachungen und aehnliches haette man in diesem Vertrag regeln koennen. Hat man aber nicht. Damit ist (aus offizieller japanischer Sicht) der Fall erledigt. Diese Argumentation ist in sich schluessig und auch kaum anfechtbar.
Ob das moralisch auch in Ordnung ist, und darueber hinaus zu einen dauerhaften Frieden und besseren Miteinander beitraegt, darf aber, wie ich finde, bezweifelt werden.
Koizumi hat sich fuer die Leiden, die Japan den Voelkern Asiens zugefuegt hat entschuldigt, besuchte aber gleichzeitig mehrmals den Yasukuni-Schrein (noch so eine Trittmine). Da kann man schon mal ernsthaft anzweifeln, wie aufrecht die Entschuldigung gemeint war. Auch wenn der BEsuch rein rechtlich (war als Privatmann da) in Ordnung war, und somit getrennt von seinem Amt zu sehen ist.
Sein Nachfolger im Amt ging noch ein bisschen weiter, und wollte den Schuelern mehr Patriotismus beibringen, weil seiner Ansicht nach die Geschichtsbuecher "anti-japanische" Passagen enthielten, die laut seiner Argumentation nicht bewiesen sind. Das war ausserdem derselbe, der behauptete, dass es keine Beweise dafuer gaebe, dass Zwang auf die "Trostfrauen" (welch Euphemismus!) ausgeuebt wurde (!) und ebenso nicht sicher bewiesen werden koenne, dass der Staat bzw. die Armee "direkt" darin involviert gewesen sei (!). Juristisch wird auch das auf der sicheren Seite sein, denn ausser den Aussagen der Opfer und einiger involvierter Taeter, gibt es keine schriftlichen Beweise die eine direkte Beteiligung des Staates bzw. der Armee belegen (so weit ich weiss). Wie solche Aussagen bei den Betroffenen ankommen, kann man sich ja denken.
Mit solch einer Rethorik kann man in Japan Wahlen gewinnen, aber eben keine dauerhaften freundschaftlichen Beziehungen zu den Nachbarstaaten aufbauen. Lange wird Japan seine Trumpfkarte, die mit der Wirtschaft verbunde Investitionskraft und den Handel, nicht mehr ausspielen koennen. Die Bedingungen fuer den Aufbau einer friedlichen und stabilen Beziehung mit Suedkorea und China waren nie besser als heute. Also lieber spaet als nie.
Um wieder den Bogen zum Ausgangsthema zu bekommen. Dass das Recht zur Selbstverteidigung Japans notwendig ist, steht fuer mich ausser Frage und wird zur Zeit eindrucksvoll von Nordkorea untermauert. Vorgestern bekam ich von meinem Arbeitgeber folgende Rundmail:
Zitat:12月10日(月)から22日(土)までの期間において、北朝鮮が「人工衛星」と称するミサイル発射を予告しております。北朝鮮が設定した落下区域等を考慮すると、我が国領域内に落下するケースは起こらないと考えられますが、万が一我が国領域内に落下する可能性も考慮し、所属職員等に対し、下記事項について周知していただくようお願いします。
1 万が一、落下物らしき物を発見した場合には、決して近寄らず、警察・
消防に連絡すること
2 万が一、各機関において、落下物等による被害があった場合には、本件
連絡先の被害状況連絡先にも情報提供すること