(30.11.12 18:39)torquato schrieb: Deren Zahlen besagen: China hat über die letzten Jahre seine Militärinvestitionen massiv, wie kaum ein anderes Land der Welt ausgebaut. Ein Plus von 170% in den letzten 9 Jahren! Und ein Plus von 500% seit 1995!!! Gemessen am Anteil des Bruttoinlandprodukts liegen sie damit zwar immer noch hinter Ländern wie den USA, Frankreich, Großbritannien und auch dem Weltdurchschnitt, aber daß man da in der Region einen besorgten Blick auf diese Entwicklung wirft, das kann ich gut verstehen ("China’s increasing military spending has caused concern among China’s neighbours").
Japan hat ähnlich wie Deutschland die Militärausgaben über die letzten Jahre leicht gesenkt ("Japan has seen a gradual decline in its military spending over the past decade"), während sonst viele Asiatische Länder ihre Militärausgaben stark angehoben haben. Unter den Top 10 Staaten bei den Militärausgaben weltweit haben nur drei die Ausgaben gesenkt. Der Anteil am GDP ist in Japan (1%) mit Abstand der kleinste aller Top 10 Militärhaushalte.
China hat massiv aufgeruestet, das ist richtig. Aus Chinas Sicht ist es die legitime Antwort auf die Bestrebungen der USA den politischen und wirtschaftilchen Aufstieg Chinas zu verhindern. Ferner sieht sich China durch die USA und ihre Verbuendeten eingekreist und wird Einmischungen in seinen Machtbereich nicht mehr hinnehmen. Mehr noch als in der Vergangenheit, wo sie mehrmal kriegerisch taetig wurden z.B. Koreakrieg, Vietnam usw.) China hat Ostasien historisch schon immer als seinen Machtbereich gesehen gesehen (Tributsystem usw.) und die meisten Anrainerstaaten Chinas hatten bisher zumindest ein aehnliches Gesellschaftssystem oder standen den USA ablehnend gegenueber. Das hat sich mittlerweile geaendert. Der einzige Verbuendete ist Nordkorea, auch wenn es an der Front andere Probleme gibt. Ansonsten sieht sich China einer kompletten Einkreisung gegenueber. Man stelle sich mal vor, China oder Russland wuerden Truppen im Vorgarten der USA, also Kanada oder Lateinamerika, stationieren. Das letzte Mal als die UdSSR so etwas versucht hat, stand die Welt kurz vorm Dritten Weltkrieg.
Der alte Feind Japan liefert in schoener Regelmaessigkeit dem auch noch Nahrung, Atomwaffenbestrebung, Ausbau der Marine, Territorialansprueche usw. Viel lontraproduktiver koennte man eine Aussenpolitik zu China kaum gestalten, aber vermutlich gibt es einen durchdachten Masterplan dahinter.
Japans Anteil liegt bei knapp 1%, richtig. Aber 1% von was? 1% vom GDP der drittgroessten Volkswirtschaft der Welt. Das ist defacto mehr als Deutschland fuer Verteidigung ausgibt und nur ganz knapp hinter Frankreich. So wenig, wie oft behauptet, ist das nicht. Versteh mich bitte nicht falsch, ich will nicht sagen, dass es viel ist. Aber es ist je nach Grundlage der Berechnung (Anteil am GDP oder absolut in $) nicht der kleinste Etat. Fuer einen aussagekraeftigen Vergleich, muesste man die Zahlen und einzelnen Posten genauer analysieren. Ein reiner Zahlenvergleich sagt meiner Meinung nach nicht sehr viel aus.
(30.11.12 18:39)torquato schrieb: China will offensichtlich seine neue wirtschaftliche Großmachtstellung auch militärisch bestätigt und untermauert haben. Japan ist zur Zeit m.M.n. weder ökonomisch noch militärisch in der Lage, dem etwas entgegen zu setzten.
Mein Fazit: Ich sehe ganz klar China und nicht die USA als treibenden Motor einer militärischen Aufrüstung in der Region an. Japan bildet, zumindest was die Ausgaben angeht, eher eine löbliche Ausnahme, wenn auch vielleicht aufgrund der wirtschaftlichen Situation ungewollt.
Wie weiter oben schon angesprochen. Aus Sicht Chinas wird nur auf die Bedrohung durch die Einkreisung seitens der USA und ihrer Verbuendeten reagiert. Die USA sehen ihr Handeln durch die Aufruestung Chinas legitimiert. Ein klassischer Teufelskreis, der ohne den Antagonisten nicht funktioniert. Wer nun zuerst angefangen hat, ist wie die Frage nach dem Ei oder Huhn.
Japan hat sich mit aussenpolitischen Beziehungen zu seinen Nachbarn bisher immer recht schwer getan und seine Prioritaeten mehr auf Handel und Rohstoffsischerung gelegt. So ist bisher in der Region kein Partner fuer eine gemeinsame Sicherheitspolitik gefunden worden. Man kann natuerlich damit argumentieren, dass es am politischen System Ostasiens liegt, und eben keine andere Demokratie in der Region gibt. Suedkorea, die einzige Demokratie in der Region, kommt aufgrund historischer und geopolitischer Gruende auch nicht in Frage. Japan hat mit all seinen Nachbarn ungeloeste Territorialfragen. Unter den fuehrenden Industrienationen faellt mir sonst kein Land ein, dass das in der Form hat.
Eine, wenn nicht die einzige, Loesung fuer dauerhaften Frieden und Stabilitaet ist meiner Meinung nach multilaterale Zusammenarbeit unter Einbeziehung Chinas. So weit scheint man aber noch nicht zu sein. Was bliebe waere, sich darauf zu einigen den status quo beizubehalten, bis in Zukunft eine Loesung gefunden werden kann. Vielleicht etwas utopisch. Die dritte ist militaerische Abschreckung, wie z.B. im kalten Krieg. Meiner Meinung die fatalste, denn der Ruestungswettlauf wird hoechstwahrscheinlich zum wirtschaftlichen Bankrott einer Partei (in diesem Fall vermutlich nicht China) fuehren.
Darauf zu spekulieren, dass sich in China die politischen Verhaeltnisse aendern, koennte wertvolle Zeit ungenutzt verstreichen lassen fuer Japan einen guenstigen Kompromiss mit China zu erreichen. Ist China erst einmal militaerisch den USA ebenbuertig oder staerker muessten in Verhandlungen Japan wohl ordentlich zurueckstecken. Die Entscheidungstraeger sind nicht unbedingt zu beneiden.