Ich habe kein Problem mit den chinesischen Zahlen - Japanisch hat ja nicht bloss die Zahlen von dort. Im übrigen hat das wohl nicht ganz die gleiche Qualität. Ich habe auch kein Problem damit, daß der halbe englische Wortschatz lateinisch ist.
Ich habe mit diesen katakana Zahlen zwei Probleme, genau genommen ergibt sich das eine aus dem anderen. Während jede Sprache Begriffe aus anderen Sprachen assimiliert (ausser vielleicht die Franzosen
), hat das bei Japanisch völlig überhand genommen. Es gibt ja - nicht nur bei den Zahlen - sondern auch sonst schlicht keinen Grund für einen Grossteil der katakana Wörter. Ich habe nichts dagegen, dass man Wörter importiert, etwa für Wörter, für die man zuvor keine Konzepte, etc hatte, es gibt Mode-Wörter und Dinge die einfach so bekannt sind, dass sie sich natürlich durchsetzen (etwa unser Soufflee / Soufflé). Aber diese katakana Zahlen? Bis gestern hatte die doch niemand vermisst, das deutete ich ja bereits im vorigen Kommentar an. Die fallen für mich in folgende Kategorie, inklusive Erklärung - das hat Neumann in seinem "Darum Nerven Japaner" Buch sehr schön auf den Punkt gebracht:
Da schreibt er, dass die Autos beim Händler GURIIN seien und das die Japaner so wenig Selbstbewusstsein und Vertrauen in ihre Sprache haben, dass es nur 'passt', wenn es aus dem Englischen übernommen wird. Irgendwie scheint es da eine bizarre, unterschwellige Sicht zu geben, dass 'grün' auf einmal nicht mehr 'grün' ist, wenn man sein eigenes, japanisches Wort dafür hernimmt; daß das ausländische Wort eine Nuance oder Schattierung hat, die dem Japanischen abgeht - und das ist bei einem Grossteil der K-Wörter einfach nicht so. Und das finde ich ganz arm. Das ist übrigens mit vielen Anglizismen in Deutschland nicht anders.
Und aus dieser Perspektive finde ich diese Zählweise extrem schmerzhaft. Die Motivation ist hier nämlich nicht, daß eine Zählweise so gut wie die andere ist und wenn man eh schon chinesiche mit japanischen Wörtern mixt, das ebenso gut mit englischen tun kann (wenn es denn wenigsten englische wären!).
Die Motivation ist eine andere, und das kannst du ganz leicht überprüfen. Im allgemeinen kommst du ja nicht auf die Idee, etwas mit diesen katakana Zahlen zu zählen - und darum stehen sie ja auch in keinem Lehrbuch. Es ist kein Zufall, daß es bei dem Beispielsatz um die Lost DVDs geht. Und so ist dann auch der Grund für diese Zählweise der gleiche, den Neumann für 'guriin' bei Autos ausgemacht hat: Da es sich um eine amerikanische Serie handelt, und - Überraschung - dort, wo diese Serie herkommt, nunmal englisch gesprochen wird, scheint der Sprecher davor "zurück zuscheuen", das Ding beim (japanischen) Namen zu nennen. Irgendwie ist fünf wohl nicht fünf, wenn man etwas typisch amerikanisches vor sich hat.
Mich stört daran die kuturelle Selbstaufgabe - und das bei einem Land mit so einer tollen, alten Kultur; während die amerikaner im Wortsinn gar keine haben
Ich hatte kürzlich ein Linguistik-Buch gelesen, wo der Autor die katakana Wörter gegen die üblichen Bedenken als stark modifizierte, hoch angepasste Wörter dargestellt hat, die somit 'eigene' und 'eigenständige' Wörter des Japanischen darstellten. Das ist für einen Grossteil der katakanas einfach falsch - , WAN, FAIBU und GRUIIN zeigen das sehr schön (und nachdem ich aus einem Wörterbuch alle katakana Wörter heraus geschrieben habe, bin ich um so mehr davon überzeugt). Die einzige Anpassung die ich ausmachen kann ist, daß die Japaner chronisch Probleme damit haben, Fremdwörter auszusprechen, weil ihr Silbenalphabet nur bestimmte Kombinationen zulässt und sie sich nicht bemühen wollen, etwas 'richtig' auszusprechen. Die andere 'hohe' Anpassung, die ich sehe, ist eigentlich gar keine, es ist eher eine Verstümmelung - es wird oft einfach bloss der halbe Begriff genommen statt das ganze Wort - eine gewisse Effizenz kann man dem nicht abstreiten.
Aber das stört mich auch bei uns - den Download lasse ich mir noch eingehen - aber gedownloaded? Und muß das nicht eigentlich gedownloadet heissen, wenn schon denn schon? Bin ich der erste Mensch, dem auffällt, das man auch etwas herunter laden kann, dass das absolute präzise ist, nicht vermurkst übersetzt klingt, auch nicht länger als 'gedownloaded' ist. Das ist auch oft eine Frage der intelektuellen Faulheit. Man spart es sich, seinem Gegenüber etwas darzulegen, statt dessen muß man (zunächst Englisch können!) und sich dann dem gemeinten Inhalt selbst konstruieren. Ich sehe das ständig bei Leuten, die eine Weile im Ausland gelebt haben - manchmal schiebt einem zwar das Unterbewusstsein einen zB englischen Begriff unter, aber für viele ist es anscheind echt schwer, sich mal kurz zusammen zureissen und einen klaren Gedanken in ihrer Muttersprache zu fassen. Aber ich bin auch schon seit gefühlten 20 Jahren Mitglied im Verein Deutsche Sprache, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Anglizismen-Flut einzudämmen (NICHT Anglizismen abzuschaffen!) und daher tut es mir echt 'weh', wenn ich wan kara faibu made lesen muß
Gegenfrage: Zählst du Weinflaschen aus Frankreich auf französisch?
Wieso hat alles auf einem deutschen Bahnhof englische Bezeichnungen, obwohl 98% der Fahrgäste Deutsche sind? Fragen über Fragen
Das sind die gleichen Fragen wie bzgl wan kara faibu made.