Hallo Angura,
ne, das hat nichts damit zu tun, dass ich Deutsche bin. Ich habe sehr viel auch mit Deutsch als Fremdsprache zu tun gehabt, hatte extrem viel Glueck, eine top Grammatikausbildung auch in Deutschland zu haben und selbst auch 2,5 Jahre Deutsch unterrichtet.
@Bikkuri
Wenn von leichtem deutschen Wortschatz rede, rede ich nicht von Fachtermonologie wie Derivanda oder Hermeutik oder der Aktivierung von Anlagevermoegen, sondern von der Regelmaessigkeit, auf einen Wortstamm basierende Wortfamilien und die extrem leichte Bildung beliebiger neuer Woerter durch Verbindung mit anderen Woertern oder Anhaengen von Vor- oder Nachsilben.
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Das Wort steht in keinem Woerterbuch, wird durch Googeln auch nicht zu Ermitteln sein, und trotzdem wird es wohl kaum jemanden geben, der den Sinn dieses Worts nicht versteht. In welchen anderen hier im Forum bekannten Sprachen geht so etwas so leicht zu machen und vor allem kann schriftlich wie muendlich (!!!) verstanden werden. Sicher kann ich im Chinesischen oder Japanischen auch Kanji aneinanderreihen, aber selbst bei so einfachen Woertern wie BANCHOU (番鳥 das muesste ja dann der logische Name fuer die Gaense zur Gebietsbewachung sein, wenn denn 番犬 Wachhund und 番人 Waechter heisst) bekommt man nur noch erstaunte Gesichter.
Oder um das mal mit Vor- und Nachsilben zu demostrieren:
Entschuldigung => Ent- Schuld - ung
Schuld bedeutet die Pflicht, etwas wieder auszugleichen / nichtig machen / zurueckzuzahlen (Geld, Gefallen, Verlust etc.). Ent bedeutet etwas wegnehmen, nichtig machen, in den gegenteiligen Zustand verkehren, Ung ist die Bildung von einem Substantiv
Entschuldigen ist also "ein aus der Pflicht einer Wiedergutmachung ("tabula rasa machen") entlassen werden".
Und wem die Bedeutung von ent- klar ist, der kann auch leicht auf die Bedeutung von ENTreissen, ENTsalzen, ENTnehmen, ENTfuehren etc. schliessen.
Und wer den Wortstamm Schuld verstanden hat, fuer den sollte es auch keine groessere Kunst sein, die Bedeutungen von Woertern wie SCHULDfrage, SCHULDig, BeSCHULDigter, SCHULDbewusst, verSCHULDen, RestSCHULD zu verstehen oder zumindest eine gute Moeglichkeit haben zu raten, was ein Wort bedeuten koennte.
Ja, man muss den Deutsch(land)befuerwortern (ich schreibe jetzt nicht Nationalisten, dass das nicht falsch verstanden wird) von vor ca. 200 Jahren direkt dankbar sein, dass sie mehr Regelmaessigkeit in den Wortschatz reingebracht haben. (Ihnen verdanken wir so "urdeutsche" Woerter wie Jahrhundert oder Jahrzehnt, die vorher nur mit franzoesischen oder lateinischen Woertern ausgedrueckt wurden.)
@ Angura
Fuer Dich als Deutschsprechenden mag Schwedisch leichter sein, weil man bestimmte Satzstrukturen oder Wortstaemme "instinktiv" versteht. Selbst schon fuer eine Lernenden mit slawischsprachigen Hintergrund ist das ne ganz andere Sache, ganz zu schweigen fuer Esten, Araber, Tuerken oder Thailaender. Dagegen wuerde jeder Este behaupten, dass Finnisch ne einfache Sprache ist. Oder jeder Tuerke wuerde das ueber Kasachisch sagen.
Und um das mit der Bildung/Umfeld klarzumachen, fuer einen Marokkaner oder Algerier ist Deutschlernen oft viel leichter als - was weiss ich - einen Saudi-Arabier-, und das, obwohl beide als Muttersprache Varianten des Arabischs sprechen. Denn Erstere werden, auch wenn es abgenommen hat, oft mit Franzoesisch als
Unterrichtssprache (als Zweitsprache, nicht als Fremdsprache) konfrontiert. Oder duerften auch Hongkongchinesen mit einem "decent level of English" Deutsch als leichter empfinden als Hongkongchinesen ohne. Und selbst unter den Deutschanfaengern aus den USA hatten diejenigen, die vorher Latein hatten, viel weniger Probleme, ins Deutsche reinzukommen, als die ohne, obwohl beide Parteien vor der Ankunft gerademal guten Tag sagen konnten. Das ist das, was ich mit Bildung bzw. Umfeld meinte.
Zitat:Und wenn man dann drei Deutsche hat, die zur gleichen Zeit mit etwa dem gleichen Zeitaufwand pro Woche oder so anfangen Holländisch, Spanisch und Japanisch (jeder eine ^^) zu lernen, dann dürfte letzterer nach Ablauf von sagen wir 1-2 Jahren oder so ein weitaus geringeres Sprachlevel erreicht haben als die beiden anderen (die man auch nochmal ordnen könnte).
Das hat aber nichts mit der Schwierigkeit der Sprache an sich zu tun, sondern nur mit dem Grad des Vorkommens aehnlicher Strukturen. Genau so koennte man auch wie folgt argumentieren: Ich kenne Koreaner, die nach 4 Monaten Lernen in Japan Niveau 2 des JLPT bzw. Chinesen, die 9 Monate nach ihrer ersten Stunde Japanisch Niveau 1 bestanden haben. Japanisch muss also kinderleicht sein. Wieso packen das keine Deutschen bzw. brauchen 3 oder 4 Jahre dafuer? Muss man daraus schliessen, dass wir alle BAKA sind?
Dagegen kenne ich kaum Leute aus den Laendern, die nach 4 bis 6 Jahren Englischunterricht annaehern nur ein "decent English" sprechen. Oder "brauchbares Englisch", wie ich es immer selbst nenne. Nach der gleichen Argumentation muesste Japanisch viel leichter als Englisch sein.
Und wenn man jetzt von einem Standpunkt als Deutschsprachiger argumentiert, dann hat Deutsch in der Aufzaehlung nichts zu suchen. Und dann gilt natuerlich "je dichter verwandt, desto leichter", und Sprachen, die ueber Wortstellungen Bedeutungen der Satzglieder festlegen, sind leichter als die, die das Gleiche mit Endungen machen. Und natuerlich sind unter letzterem diejenigen am schwersten, die auf Geschlechter, Plural/Singular, Personen, Vokalfaerbungen abgestimmte Endungen haben. Aber dann moechte ich auch mal eine glaubwuerdige Argumentation hoeren, warum Ungarisch so viel schwieriger sein soll als Finnisch oder Samisch. Ganz zu schweigen von Suaheli oder Khosa oder andere afrikanische Sprachen.
Und vom praktischen Standpunkt gelesen, wie will man das wirklich selbst nur empirisch beweisen? Mit wieviel Sprachen haben den Deutsche wirklich zu tun, dass man sagen koennte, hier ist einige Erfahrung da. Englisch, Latein, Franzoesisch, Spanisch, Italienisch, vielleicht noch Portugiesisch, Russisch und danach hoert es doch schon fast auf. Mit viel Glueck kann man in Grenznaehe als Schulsprache auch noch Sprachen der Nachbarlaender lernen, und manche Niederlande- oder Daenemarkurlaubsfahrer versuchen sich auch an der Sprache ihres Lieblingslandes. Aber da kommen die wenigsten ueber Restaurantniveau drueber hinweg, obwohl sie oft ueber mehrere Jahre gelernt haben. Dagegen kenne ich nicht wenige, die ohne Probleme in Frankreich mit nur Franzoesisch zurechtkommen, obwohl sie zeitlich vielleicht nicht einmal soo lange gelernt haben.
Und ich kenne auch ein paar Japan-ATS, die alle vor ihrem Jahr nicht erwaehnenswertes Japanisch sprachen. Und selbst wenn man da die Ergebnisse nach dem gleichen Zeitraum vergleicht, so gab's Leute, die die Uniaufnahmepruefung geschafft hatten bis zu Leuten, die kaum ne Pizza bestellen koennen. Daher halte ich den Lernzeitraum bzw. das Sprachniveau nach einem bestimmten Zeitraum als Kriterium fuer ein sehr zweifelhaftes.
Viele Gruesse
Emiko