RE: Japanisch - Wie lernen?
Ich finde nach wie vor, dass diese ganzen Bücher viel zu wenig Text bieten. Es ist unmöglich, kilometerweise Vokabeln einzuführen, die schlechterdings nirgendwo sonst als in der Liste vorkommen. Im Grunde hab ich alles aus dem 岡本, obwohl ich seine Person sehr schätze und er mir sehr sympathisch ist, schon wieder in der Weise vergessen, dass ich mich lediglich wie bei deinen zitierten Sätzen und 漢字 im Allgemeinen daran erinnere, sie selbst auf die gleiche strikte Weise durchgemacht zu haben; dennoch ist das alles gefühlt eine schwebende Gaze, die jederzeit meinem bewussten Zugriff entgleitet.
Dagegen empfinde ich mein 宮沢-Lesen, so langsam es auch sein mag, als viel effektiver: Dadurch dass ich jeden Tag stur von vorne anfange bis zu dem Punkt, wo im Vortag aufgehört habe, sitzen die ganzen Vokabeln in allen Merkmalen bombenfest und über die meisten muss ich unterm Lesen nicht einmal nachdenken, sie sind einfach da. So, wie ich das aus dem Lateinischen her gewohnt bin. Dort bin ich es aber nur deswegen gewohnt, weil wir kilometerweise übersetzt haben (die heutigen modernen Lateinbücher sind da wieder anders, das wird eine Generation von Stammlern werden). Deswegen versuche ich, mir diese Wiederholung künstlich über den Originaltext zu schaffen. Man sieht ja an meinen Fragen im fraglichen Thread, der irgendwo in diesem Forum noch rumgammeln muss, dass ich schlichtweg gar keine Peilung von vielen Phänomenen hatte (und sicherlich habe), aber kommt Zeit, kommt Rat; die Leute aus lang-8 erklären auch wahnsinnig gern die eigene Muttersprache, kann ich nur empfehlen. Das Textproduzieren dort finde ich zunächst mal überflüssig, aber den ein oder anderen Muttersprachler bei der Hand zu haben, ist immer gut.
Ich finde jedenfalls im Moment, dass ich mit der Kombination "mehrere Lehrbücher parallel", also lektionenweise der Reihe nach durcharbeiten mit allem drum und dran (oder auch mit allem Drum und Dran) plus tägliche Originallektüre mit diesem sturen Von-vorne bildet eine taugliche, aber natürlich langsame Allianz. Mir geht es ja auch nicht um irgendwelche Tests oder Niveaus, sondern am Ende soll die saubere Sprachbeherrschung stehen; das kann gerne mehrere Jahrzehnte dauern, ich habe es nicht eilig.
So viel von meiner Seite. Kann nur noch erneut betonen, dass die Lehrbücher vie~l zu wenig Text für dann zu viele Vokabeln anbieten (ganz zu schweigen vom Umschalten bei der Schreibweise; wenn der gute Mann angekündigterweise für 鞄 nur かばん benutzen wird, sollte es je auftauchen in einer späteren Lektion, ist es natürlich müßig, sich mit dem 漢字 auseinanderzusetzen); dennoch glaube ich, dass das "Etwas-mal-Gemachthaben" sich immer auszahlt. 鞄 wirkt heute fast lächerlich einfach aus meiner 宮沢-Praxis (und seien es im Moment auch nur 3 Seiten von vieren der Kurzgeschichte, aber da kommt auch einiges zusammen für jemanden, der glatt noch nie Japanisch gemacht hat, für den also rundweg alles neu ist), wenn ich es mit meinem Eindruck damals vergleiche, als ich nur die Lehrbücher hatte. Deswegen glaube ich, dass man dann in sagen wir 5, 10 Jahren den ganzen Salat, den man jetzt einfach mal macht, auch wenn er im Einzelfall eines vielleicht nicht optimalen Lehrbuchs nicht perfekt aufbereitet worden ist, viel eher als zu einem Teil der eigenen Person gehörend begreift, als wenn man nie einfach mal irgendwo angefangen hätte.
Nemeaeus.
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