Irgendwie verstehe ich dich nicht, Hachiko. Du weißt schon, dass Japanisch eine lebendige Sprache ist, die auch tatsächlich gesprochen wird, oder?
Du redest hier davon, dass immer mehr Leute auf die Uni gehen. Kann das nicht auch daran liegen, dass immer mehr Leute Abitur bekommen (ob das jetzt gut oder schlecht ist, ist eine andere Frage) und deswegen auf die Uni können? Das mag daran liegen, dass die Leute intelligenter werden, das mag aber auch daran liegen, dass das Abitur einfacher wird. Was man an der Inflation von guten Noten sehen kann, sieht man doch in den Geisteswissenschaften, wo heutzutage jeder mit einer 1,x abschneidet. Sind die wirklich alle „sehr gut“?
Japanisch ist eine lebendige Sprache. Japanisch wird nicht einfacher weil der JLPT einfacher wird. Das Level, was man im Japanischen können muss, hängt von den Muttersprachlern ab. Und die kümmern sich einen Dreck darum, was der JLPT sagt (sie haben ja sowieso noch nie was vom JLPT gehört). Sie sprechen so wie sie es immer tun und es liegt an dir, entweder damit zu recht zu kommen oder nicht.
Was soll das bringen, wenn der heutige N1 jetzt beispielsweise auf dem Niveau des N5 liegt? Kannst du dann mehr Japanisch? Nein, nur jeder besteht ihn. Er verliert aber jegliche Aussagekraft.
Ich muss dir mal schockierende Neuigkeiten mitteilen: Den JLPT interessiert niemanden. Die paar Leute, die Japanisch wirklich mal im Beruf gebrauchen sind wahrscheinlich an einer Hand abzählbar. Japaner wissen nicht, was der JLPT ist, und in Deutschland interessiert es doch auch niemanden. Das heißt, der JLPT ist meistens nur für das eigene Vergnügen und zur Selbsteinschätzung. Und da möchte ich gerne objektiv beurteilt werden, damit ich selber weiß, wie ich stehe
Ich persönlich möchte vielleicht nächstes Jahr noch einmal den N1er versuchen. Ich bin dort jetzt zwei Mal durchgefallen. Ich weiß auch ganz genau wieso: Weil ich zu schlecht war. Ich kämpfe immer noch damit, Bücher rein aus Vergnügen zu lesen. Ich kann mich nicht in komplizierten Sachverhalten (gut) ausdrücken. Ich muss bei komplexen Themen viel Vokabular nachschauen.
Zitat aus dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen C1:
Zitat:Kann ein breites Spektrum anspruchsvoller, längerer Texte verstehen und auch implizite Bedeutungen erfassen. Kann sich spontan und fließend ausdrücken, ohne öfter deutlich erkennbar nach Worten suchen zu müssen. Kann die Sprache im gesellschaftlichen und beruflichen Leben oder in Ausbildung und Studium wirksam und flexibel gebrauchen. Kann sich klar, strukturiert und ausführlich zu komplexen Sachverhalten äußern und dabei verschiedene Mittel zur Textverknüpfung angemessen verwenden.
Das erfülle ich nicht. Was ich ungefähr erfülle ist B2:
Zitat:Kann die Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen verstehen; versteht im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen. Kann sich so spontan und fließend verständigen, dass ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne größere Anstrengung auf beiden Seiten gut möglich ist. Kann sich zu einem breiten Themenspektrum klar und detailliert ausdrücken, einen Standpunkt zu einer aktuellen Frage erläutern und die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten angeben.
Der N1 scheint daher irgendwo auf dem Niveau zwischen B2 und C1 zu liegen. Und was ist, wenn ich jetzt den N1 bestehen würde? Es gibt kein N0 mehr. Nach dem N1 ist Ende. Wie könnte ich denn (schon für mich alleine) nachweisen, dass ich auf dem Niveau C2 bin?
Zitat:Kann praktisch alles, was er / sie liest oder hört, mühelos verstehen. Kann Informationen aus verschiedenen schriftlichen und mündlichen Quellen zusammenfassen und dabei Begründungen und Erklärungen in einer zusammenhängenden Darstellung wiedergeben. Kann sich spontan, sehr flüssig und genau ausdrücken und auch bei komplexeren Sachverhalten feinere Bedeutungsnuancen deutlich machen.
Weil der N1 so einfach ist, fehlt mir ein aussagekräftiger Test für so ein hohes Niveau. Wie gesagt, die Sprache wird nicht einfacher, nur weil irgendein Testinstitut willkürlich den hohen Test so niedrig ansetzt.
Und du sagst, dass Aufsätze nicht gut wären? Wie viele Kandidaten bestehen denn den N1, nur weil sie gut MC lesen können? Auch hier wieder schockierende Neuigkeiten: Sprachen bestehen nicht aus Multiple Choice. Man muss tatsächlich frei sprechen und schreiben können.
Ich bin auch sehr skeptisch, dass Aufsätze/mündliche Prüfungen wirklich subjektiv sein sollen. Bei einem Aufsatz kriegt man dein Gesicht sowieso nicht zu Gesicht. Und selbst bei mündlichen Prüfungen sind die Prüfer alle meistens schon recht erfahren, so dass die das gut einsetzen können. Selbst wenn, eine minimale Subjektivität wird vollstens durch die wesentlich höhere Aussagekraft des Testes wettgemacht.
Wenn du (oder auch ich) nicht in der Lage bist, den N1 zu schaffen, dann bist du einfach zu schlecht. Dann musst du mehr üben. Japaner heulen doch auch nicht herum, dass es für sie unmöglich ist, den CPE zu schaffen. Stattdessen erstellen sie sich eigenene Tests, die genau für sie zugeschnitten sind, so dass sie besser abschneiden
Trotzdem merkt man nach 5 Sekunden Gespräch, dass sie kein Englisch können. Da hilft ihnen ihr tolles Ergebnis in ihrem tollen Englischtest auch nichts.