Ich glaube, das liegt einfach daran, dass viele, wie Frostschutz es ja auch gesagt hat (Und was auch gar kein Problem ist), Japanisch nur nebenbei als Hobby betreiben.
Meine Japanischgeschichte ist z.B. folgende:
Im April 2004 in der VHS angefangen, das dort dann ca. 2 Jahre gemacht. 2005 habe ich den JLPT 4 gemacht. 2006 habe ich Japanisch in der Uni angefangen und 2006 den JLPT 3. 2008 habe ich mich dann das erste mal erfolgslos am JLPT 2 versucht, dann einige Jahre kein JLPT mehr, im Dez 2011 dann den N2, Dez 2012 erfolglos den N1, und jetzt im Juli 2013 noch einmal den N1 versucht (hoffentlich dieses Mal bestanden). D.h., ich habe den N1er möglicherweise erst nach 9 Jahren Japanisch lernen bestanden.
Ich würde aber nicht sagen, dass die JLPTs jetzt unbedingt schwer sind. Allerdings: Ich bin niemand, der sich jeden Tag 3–4 Stunden an Japanisch heransetzen kann. Sachen wie Texte schreiben o.ä. kann ich ohne Druck von außen (=Kurs) praktisch gar nicht, und ansonsten beschränkt sich mein Japanischlernen meist auf Vokabeln lernen. Ich habe nebenbei z.B. auch noch Chinesisch gemacht, ich hatte noch ein anderes Studienfach usw. usw. Ich bin da wahrscheinlich ein Opfer der modernen Internetgeneration, die sich nicht lange auf eine einzige Sache konzentrieren kann
Allerdings gibt es auch objektiv gesehen sehr viele Leute, die praktisch gar nichts für Japanisch machen. Für die ist dann natürlich schon der 2er sehr schwierig, der 1er dann unerreichbar. Leider sind diese Leute auch meistens diejenigen, die am lautesten schreien, wie schwer der JLPT sei (Anstelle dass sie sagen würden, dass sie nicht genug lernen). Ich denke, diese Ansicht hält sich dann auch recht hartnäckig in der Japanischwelt.
Das letzte ist allerdings hauptsächlich für Japanologen, die nichts können, reserviert. Hier im Forum gibt es ja, so wie ich das sehe, zwei Gruppen: Selbstlerner, die Japanisch nur zum Spaß machen, aber noch viele andere Sachen nebenbei machen. Für die ist N1 nach 10 Jahren wirklich eine stolze Leistung.
Dann gibt es natürlich andererseits noch die Leute, die Japanisch an der Uni machen. Da ist der JLPT (bzw. ein ähnliches Niveau) eigentlich doch schon sehr viel früher zu erwarten. Und hier im Forum gibt es eigentlich eher weniger diese „gescheiterten Japanologen“, die selbst nach einem Master keine zwei Wörter auf Japanisch herausbringen können.
Es wäre mal interessant zu wissen, wie die Japanischwelt ohne diese mitschwebende „Japanisch ist so schwer und der JLPT unmöglich“-Ansicht aussehen würde. Ich denke, das könnten dann wesentlich mehr Leute.
Das Problem, dass das Lernniveau durch solche selbsterfüllenden Prophezeiungen (oder wie das auf Deutsch heißt
) stark gebremst wird, hat man ja überall. In Deutschland hat man ja allgemein ein Problem mit Mathe. Das wird halt als zu schwer angesehen, obwohl es das im Grunde ja gar nicht ist (Zumindest die Schulmathe). In Japan hat man das sicherlich mit Englisch: Wenn jeder um dich herum kein Englisch kann, und es sogar als uncool angesehen wird, Englisch zu können, und du von vornehinein denkst, dass Englisch unmöglich zu lernen ist, dann wirst du es selber auch höchstwahrscheinlich nicht können.